Skandal!
Cluster-Workshop erörtert öffentliche Ärgernisse und ihre religiösen Begründungen
In der modernen Mediengesellschaft scheinen Skandale immer häufiger und immer kurzlebiger zu sein. Was ein Skandal ist und welche Funktionen er erfüllt, erforscht ein Workshop am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ vom 6. bis 7. Oktober 2010 in Münster. Unter der Überschrift „Skandal!“ fragen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insbesondere nach religiösen Begründungen für öffentliche Ärgernisse.
Bislang hatte die Forschung Skandale vor allem aus kommunikations- und politikwissenschaftlicher Perspektive erörtert. Bei der Cluster-Veranstaltung beleuchten auch Vertreterinnen und Vetreter der Literaturwissenschaften und der Theologie das Phänomen. Ein Höhepunkt der Veranstaltung soll der öffentliche Vortrag des Freiburger Romanisten Prof. Dr. Andreas Gelz über die „Poetik des Skandals“ werden. Er beschäftigt sich mit dem religiösen Skandal in der spanischen Literatur- und Kulturgeschichte. Gelz spricht am 6. Oktober um 18.15 Uhr in Raum J 119 im Cluster-Hauptgebäude in der Johannisstr. 1-4.
„Bemerkenswerterweise wird der Ausdruck ‚skandalon‘ (‚Stellholz in der Tierfalle‘) im biblischen Kontext besonders häufig verwendet“, erläutert die Germanistin Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf, die zu dem Workshop eingeladen hat. Der Begriff sei zum ersten Mal in der Septuaginta bezeugt, wo er für den Abfall des Volkes Israel von Gott stehe. „Das ‚skandalon‘ des Neuen Testaments ist der Kreuzestod Christi.“ Welche Rolle diese biblischen Kontexte für eine moderne Theorie des Skandals spielen können, wird nach den Worten von Wagner-Egelhaaf ein zentrales Thema des Workshops sein. Die Wissenschafterin leitet am Exzellenzcluster das Projekt B10 „Autorschaft als Skandal“. (vvm)
Mittwoch, 06. Oktober |
||
---|---|---|
14:15 |
Begrüßung |
Martina Wagner-Egelhaaf, Münster und Martin Zierold, Gießen |
14:30 |
Medienskandale als Indikatoren sozialer Transformationsprozesse |
Martin Zierold, Gießen |
15:30 | Die Medialisierung des Normenwandels: Skandale in historischer Perspektive |
Frank Bösch, Gießen |
16:30 | Pause |
|
17:00 |
Skandal als Variable in einer Inhaltsanalyse von aktuellen Nachrichtenmedien |
Bernd Blöbaum, Münster |
18:15 | Öffentlicher Vortrag Poetik des Skandals: der religiöse Skandal in der spanischen Literatur- und Kulturgeschichte |
Andreas Gelz, Freiburg im Breisgau |
20:00 | Gemeinsames Abendessen |
|
Donnerstag, 07. Oktober |
||
9:00 |
Skandal als politisches Instrument |
Simon Hegelich, Münster |
10:00 |
Die Ambiguität des Skandals |
Cornelia Blasberg, Münster |
10:45 | Pause |
|
11:00 | Autorschaft als Skandal |
Martina Wagner-Egelhaaf, Münster |
12:00 |
Engagement und Skandal. Literatursoziologische Anmerkungen zur Gruppe 47 |
Christian Sieg, Münster |
13:00 |
Fazit |
|
13:30 |
Ende des Workshops/gemeinsamer Mittagsimbiss |
|