Prodi und Lewy eröffnen Tagung zu Pius-Päpsten
Forscher aus ganz Europa wollen gemeinsam im Vatikanischen Geheimarchiv arbeiten

Romano Prodi

Mordechay Lewy
Die Tagung in Münster soll den Startschuss für ein internationales Forschungsnetzwerk geben: Etwa 30 Professoren aus ganz Europa planen, zusammen mit einer Gruppe von Nachwuchswissenschaftlern die 100.000 Aktenbündel aus der Amtszeit Pius’ XI. (1922-1939) auszuwerten, die seit 2006 im Vatikanischen Geheimarchiv zugänglich sind. „Für einzelne Staaten ist die Politik des Vatikans in der Zwischenkriegszeit gut erforscht“, erklärte Wolf im Vorfeld des Treffens. Jetzt müssten anhand gemeinsamer Leitfragen über Ländergrenzen hinweg Querverbindungen gezogen werden. „Nur so ist die Weltpolitik des Vatikans im Zeitalter des Totalitarismus angemessen darzustellen.“ Das angestrebte internationale Forschungsnetzwerk sei in den Geisteswissenschaften „bisher beispiellos“.
Bei der Tagung vom 24. bis 26. März diskutieren die Forscher aus mehreren europäischen Ländern zunächst über das Wirken Eugenio Pacellis, des späteren Papstes Pius XII., als Nuntius in Deutschland von 1917 bis 1929. Am Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte in Münster bereiten die Mitarbeiter eines Langzeitvorhabens der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die etwa 6.500 Berichte des päpstlichen Gesandten für die Veröffentlichung im Internet vor. Die Dokumente aus dem Jahr 1917 werden ab dem 24. März unter www.pacelli-edition.de online zugänglich sein. Im Fokus der Tagung stehen neben diesem Editionsprojekt die Persönlichkeit des späteren Papstes, seine Kollegen in anderen Staaten sowie die Politik des Vatikans gegenüber katholischen Parteien in verschiedenen europäischen Ländern. (arn)