Wettergott mit Hörnerkrone
Ausstellung in Münster zeigt neue Zeugnisse einer bedeutenden Gottheit der Antike
Neue Zeugnisse über einen bedeutenden Gott der Antike zeigt ab Donnerstag eine Ausstellung im Archäologischen Museum am Domplatz 20-22 in Münster. Die Schau mit dem Titel „Vom Lokalkult zur Reichsreligion – Die Stele von Doliche“ bietet Einblicke in ein zentrales Kapitel römischer Religionsgeschichte, wie die Veranstalter vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) am Dienstag mitteilten.
Wichtigstes Exponat ist die großformatige „Stele von Doliche“ aus römischer Zeit, die Iupiter Dolichenus und seine Partnerin in imposanter Weise mit Hörnerkrone darstellt und erstmals öffentlich präsentiert wird. Altertumswissenschaftler des Exzellenzclusters und der Forschungsstelle Asia Minor der WWU fanden die Basaltstele 2007 bei Ausgrabungen im Heiligtum des Gottes in Doliche in der Südosttürkei. Das Original musste dort bleiben, doch konnte ein originalgetreuer Abguss angefertigt und nach Münster gebracht werden.
Die Stele zeigt eindringlich, wie in römischer Zeit Altes und Neues auf originelle Weise vermischt wurden und wie uralte Vorstellungen in der Gottheit fortlebten, wie Grabungsleiter Prof. Dr. Engelbert Winter und der Archäologe Dr. Michael Blömer vom Exzellenzcluster erläuterten. Die Ausstellung ist vom 26. Februar bis 30. April im Archäologischen Museum der WWU zu sehen. Sie präsentiert auch Originalzeugnisse verschiedener antiker Religionen aus dem Orient und stellt sie Denkmälern traditioneller römischer und griechischer Götter gegenüber. Tafeln und Animationen erläutern die Bedeutung der Werke und die Umstände der Auffindung der Stele.
Als Begleitprogramm zur Ausstellung laden die Wissenschaftler an den Sonntagen im März jeweils um 14.00 Uhr zu einführenden Vorträgen im Rahmen der Sonntagsvortragsreihe des Archäologischen Museums ein.
Zum Hintergrund:
Der Gott war jahrhundertelang lediglich in Doliche verehrt worden. Vor allem römische Soldaten machten ihn im Verlauf des 2. Jhs. n. Chr. in kürzester Zeit reichsweit bekannt. Die Ausstellung erläutert diese Entwicklung vom Lokalkult zur Reichsreligion. Die Frühgeschichte des Kultes und seine altorientalischen Wurzeln lagen lange im Dunkeln. Das neu geborgene Material aus dem Heiligtum von Doliche verspricht viele neue Erkenntnisse, die am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ erarbeitet werden. (vvm)