Dogmatisierungsprozesse in Recht und Religion
14 Vorträge decken einen Zeitraum von der Spätantike bis zum 19. Jahrhundert ab
Um Dogmatisierungsprozesse in Recht und Religion geht es bei einer Tagung am Exzellenzcluster vom 25. bis zum 27. Februar. Die 14 Referate decken ein Spektrum von der Spätantike über Mittelalter und Reformationszeit bis zum 19. Jahrhundert ab. Veranstalter der Fachtagung sind Prof. Dr. Nils Jansen vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ an der WWU Münster sowie Prof. Dr. Georg Essen von der Universität Nijmwegen.
Die Tagung behandelt ein bislang kaum erforschtes Thema: den interdisziplinären historischen und systematischen Vergleich komplexer normativer Phänomene, die meist als ‚Dogmatisierung‘ bezeichnet werden. Obwohl Rechtswissenschaftler und Theologen ähnliche und historisch offenbar verwandte Vokabeln wie „Dogma“ oder „Dogmatik“ arbeiten, so Prof. Jansen, sei heute alles andere als sicher, dass diese Worte tatsächlich noch für im Einzelnen gleiche Begriffe stehen. „Vieles spricht aber dafür, dass die dogmatisierende Stabilisierung normativen Wissens Ausdruck eines spezifisch westlichen Umgangs mit Normativität ist.“
In der Tagung geht es nicht bloß um den Begriff, sondern um einen Vergleich der historisch fassbaren Dogmatisierungsprozesse. Darunter verstehen die Organisatoren Prozesse der wissenschaftlichen Stabilisierung beziehungsweise Autorisierung normativen Wissens. Alle Referate werden einen Katalog gleicher Fragen thematisieren, wobei einzelne historische Epochen jeweils von einem Juristen und einem Theologen in den Blick genommen werden.
Die Fachtagung findet im Festsaal der Universität am Schlossplatz 5 statt. (bhe)
Programm
Donnerstag, 25. FebruarSpätantike |
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09:00 | Nils Jansen | Einführung |
09:10 | Georg Essen | Spätantike Dogmatisierungsprozesse zwischen kirchlicher Traditionsbildung und hellenistischer Institutionskultur |
10:55 | Wolfgang Kaiser | Rechtsregeln und Definitionen im oströmischen Rechtsunterricht – Das Beispiel der Collectio definitionum (PSI 1348) |
12:40 | Michael Böhnke | Kein anderer Glaube. Das Veränderungsverbot des nizänischen Glaubens in Spätantike und Frühmittelalter |
Mittelalter |
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15:40 | Susanne Lepsius | Auflösung und Neubildung von Doktrinen nach der Glosse |
17:30 | Hubert Filser | Präzisierung und Systematisierung des christlichen Glaubens auf der Basis von Dogmen und Glaubensartikeln im Mittelalter |
Freitag, 26. FebruarReformationszeit |
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09:00 | Peter Neuner | Wie lehren Kirchen verbindlich? Ein historischer Rückblick auf die Reformation in ökumenischer Absicht |
10:45 | Martin Ohst | Grund und Grenzen kirchlichen Lehrens bei Martin Luther |
12:30 | Filippo Ranieri | Argumentationstechnik und Regelbildung bei den Juristen der Rezeptionszeit |
Naturrecht |
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15:30 | Thomas Duve | Dogmatik im Rechtsdenken der Spanischen Spätscholastik? |
17:15 | Andreas Thier | Hierarchisierung und Dogmatik im Naturrechtsdiskurs des 18. und 19. Jahrhunderts |
Samstag, 27. Februar„Moderne“ (19. Jahrhundert) |
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09:00 | Hans-Peter Haferkamp | Dogmatisierungsprozesse im „heutigen römischen Recht“ des 19. Jahrhunderts |
10:45 | Michael Moxter | Zwischen Positivität und Freiheit der Lehre. Suchbewegungen protestantischer Theologie in der Moderne |
12:30 | Knut Wenzel | Die Identität der Glaubenswahrheit und die Transformationsprozesse der Moderne. Dogmenhermeneutische Sondierungen |