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Elisa Wessels M.A.
Westfälische Wilhelms-Universität
Germanistisches Institut
Abteilung für Sprachwissenschaft
Stein-Haus, Schlossplatz 34
48143 Münster
Raum: SH 146
Telefon: (0 251) 83 24657
E-Mail: elisa.wessels@uni-muenster.de
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Fremdwiederholungen und Resonanzherstellung in der Face-to-Face Interaktion
Untersuchungsgegenstand der Dissertation sind Fremdwiederholungen, die im Gegensatz zu Selbstwiederholungen als Wiederholungen einer Äußerung eines ersten Sprechers durch einen zweiten Sprecher zu definieren sind (vgl. Tannen 2007: 63; 1987). Diese sind nicht nur auf lexikalische Wiederholungen beschränkt, sondern können auch syntaktische und prosodische Einheiten betreffen. Konversations- und diskursanalytische Studien haben Fremdwiederholungen bereits aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick genommen (vgl. u.a. Stivers 2005; Sorjonen 1996; Wells 2010; Brown 1998; Keenan-Ochs 1977; Wong 2000), wobei Studien, die Fremdwiederholungen als eine Praktik zur Initiierung und Durchführung von Reparaturen beschreiben, besonders prominent sind (vgl. Schegloff 1996; Selting 1987; Jefferson 1974, 1983).
In authentischer Alltagsinteraktion von insgesamt 12 Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit ihren FreundInnen, Geschwistern und PartnerInnen, die mit einem Umfang von 34 Stunden die Datengrundlage des Dissertationsprojekts darstellt, fällt auf, dass Fremdwiederholungen nicht nur der bloßen Diskurssteuerung, sondern insbesondere auch der Aushandlung von sozialen und intersubjektiven Bedeutungsgrößen, wie etwa Beziehung, Status, Hierarchie und Identität dienen. Die Untersuchung folgt dieser Beobachtung, mit dem Ziel verfestigte Gebrauchsweisen in der Alltagsinteraktion von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu rekonstruieren. Zentrale Forschungsfragen sind, welche Wiederholungsmuster sich klassifizieren lassen, wozu sie verwendet werden und in welchen Kontexten sowie zur Herstellung welcher sozialen Bedeutung sie gebraucht werden. Die Eigenschaft, dass Fremdwiederholungen aufgrund ihrer sequenziellen Position immer in Relation zu einer Erstäußerung produziert und rezipiert werden als auch die Herstellung von Resonanzphänomenen (vgl. Du Bois 2014: 359, Zima / Brône 2011: 258), die durch die Wiederholung einer Äußerung im Spektrum von „perfect copy“ einerseits und „mere copy“ (Couper-Kuhlen 1996: 368) andererseits entstehen, werden dabei als konstitutiv verstanden. Die Analyse folgt den methodischen und theoretischen Prämissen der Gesprächsanalyse (vgl. Deppermann 2000, 2008) und versteht sich als ein materialgestütztes Untersuchungsverfahren, das an der Schnittstelle von ethnographischer Gesprächsanalyse, Interaktionalen Soziolinguistik und Linguistischen Anthropologie einzuordnen ist.
Der verstehende und interaktional-linguistische Ansatz verspricht fundierte Ergebnisse sowohl zu den Formen, Funktionen und Strukturen von Wiederholungen in der Face-to-Face Interaktion als auch zu deren Einsatzweisen in der sozialen Alltagsinteraktion von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das Dissertationsprojekt ist damit nicht nur für die interaktionale Linguistik von Bedeutung, sondern auch für eine Jugendsprachforschung, die die kommunikative Alltagswelt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus einer interaktional-soziolinguistischen Perspektive untersucht.
Schlüsselbegriffe: Fremdwiederholungen, Resonanz, soziale Interaktion, Jugendliche und junge Erwachsene, Gesprächsanalyse, Interaktionale (Sozio-) Linguistik
Literatur
Brown, Penelope (1998): Conversational Structure and Language Acquisition. The Role of Repetition in Tzeltal Adult and Child Speech. Journal of Linguistic Anthropology 8, 197–221.
Deppermann, Arnulf (2000): Ethnographische Gesprächsanalyse: Zu Nutzen und Notwendigkeit von Ethnographie für die Konversationsanalyse. Gesprächsforschung – Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion 1, 96–124.
Deppermann, Arnulf (2008): Gespräche analysieren. Eine Einführung. 4. Auflage. Wiesbaden: Springer.
Du Bois, John (2014): Towards a Dialogic Syntax. In: Giora, Rachel / John Du Bois (Eds.): Dialogic Resonance: Activating Affinities across Utterances. (Special Issue) Cognitive Linguistics 25/3, 359–410.
Keenan-Ochs, Elinor (1977): Making it last. Repetition in Children’s Discourse. In: Ervin-Trip, Susan / Claudia Mitchell-Kernan (Eds.): Child Discourse. New York: Academic Press, 125–138.
Jefferson, Gail (1974): Error correction as an interactional resource. Language in Society 2, 181–199.
Jefferson, Gail (1983): On exposed and embedded correction in conversation. Studium Linguistik 14, 58–68.
Schegloff, Emanuel A. (1996): Practices and Actions: Boundary Cases of Other-Initiated-Repair. Discourse Processes 23, 499–545.
Selting, Margret (1987): Fremdkorrekturen als Manifestationsformen von Verständigungsproblemen. Zeitschrift für Sprachwissenschaft 6, 37–58.
Sorjonen, Marja Leena (1996): Repeats and Responses in Finnish Conversation. In: Ochs, Elinore / Emanuel A. Schegloff / Sandra A. Thompson (Eds.): Interaction and Grammar. Cambridge: University Press, 277–327.
Stivers, Tanya (2005): Modified Repeats: One Method for Asserting Primary Rights from Second Position. Research on Language and Social Interaction 38(2), 131–158.
Tannen, Deborah (1987): Repetition in Conversation as spontaneous Formulaicity. Text & Talk 7, 215–243.
Tannen, Deborah (2007): Talking Voices. Repetition, Dialogue and Imagery in Conversational Discourse. 2. Edition. Cambridge: University Press.
Wells, Bill (2010): Tonal Repetition and tonal Contrast in English Carer-Child Interaction. In: Barth-Weingarten, Dagmar / Elisabeth Reber / Margret Selting (Eds.): Prosody in Interaction. Amsterdam/Philadelphia: Benjamins, 243–262.
Wong, Jean (2000): Repetition in Conversation. A Look at 'First and Second Sayings'. Research on Language and Social Interaction 33/4, 407–424.
Zima, Elisabeth / Gert Brône (2011): Ad-hoc-Konstruktionen in der Interaktion: Eine korpusbasierte Studie dialogischer Resonanzerzeugung. In: Lasch, Alexander/ Alexander Ziem (Hrsg.): Konstruktionsgrammatik III: Aktuelle Fragen und Lösungsansätze. Tübingen: Stauffenburg, 255–273.
Seit 10/2019 | Lehrkraft für besondere Aufgaben, Abteilung Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik, Germanistisches Institut, Westfälische Wilhelms-Universität Münster. |
2016–2019 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Forschungsprojekt: „Sprachliche Höflichkeit bei Jugendlichen – Empirische Untersuchungen von Gebrauchs- und Verständnisweisen im Schulalter“, Abteilung Sprachdidaktik, Germanistisches Institut, Bergische Universität Wuppertal, Leitung: Prof. Dr. Eva Neuland.
Ab 10/2018 als Stipendiatin der Bergischen Universität Wuppertal. |
2012-2015 | Masterstudium der Angewandten Sprachwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. |
2014–2015 | Studentische Hilfskraft im QVM-Forschungsprojekt: „Lehrkorpus Sprachbiographien“, Abteilung Sprachwissenschaft, Germanistisches Institut, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Leitung: Prof. Dr. Susanne Günthner und Prof. Dr. Katharina König. |
2013 | Studentische Hilfskraft in der Kommission für Mundart- und Namenforschung des Landesverbands Westfalen-Lippe Münster, Leitung: Dr. Markus Denkler. |
2008–2012 | Bachelorstudium der Fächer Anglistik und Germanistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. |