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Westfälische Wilhelms-Universität
Germanistisches Institut
Abteilung Sprachwissenschaft
Schlossplatz 34
48143 Münster
Raum: SH 10
Telefon: 0251-83 24 186
E-Mail: isabella.buck@uni-muenster.de
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Meine Zeit an der WWU endet zum 31.07.2021. Sie erreichen mich fortan an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden und finden hier meine Personalseite.
Arbeitstitel: Pflegerische und ärztliche Interaktionen mit PatientInnen auf der Palliativstation – eine vergleichende Gesprächsanalyse
Mit dem Wegfall der Familie als primäre Versorgungseinheit im 20. Jahrhundert wurden Tod und Sterben zunehmend in Krankenhäuser verlagert und somit einem Prozess der Professionalisierung und Individualisierung unterzogen (Ariès 2009 [1978]: 34). Damit einhergehend verbreitete sich die düstere Vorstellung von an Schläuchen angeschlossenen, wehr- und würdelosen Sterbenden, die auf sich allein gestellt dem Tod entgegengehen. Vor diesem Hintergrund entstand in den 1970er Jahren die Palliative Care , deren PionierInnen solchen Schreckensszenarien eine sowohl biopsychosoziale als auch emotional-spirituelle Begleitung sterbender Menschen entgegensetzen und damit verhindern wollten, dass dem physiologischen Tod ein sozialer vorausgeht (Obliers/Köhle 2017: 977). Nach anfänglichen Vorbehalten in der Bevölkerung kann inzwischen eine breite „gesellschaftliche[ ] Akzeptanz und [ein] Arriviertsein“ (Maio 2019: 94) der Palliative Care konstatiert werden und auch für die nächsten Jahr(zehnt)e ist angesichts der mit dem demografischen Wandel einhergehenden Alterung der Gesellschaft von einem weiteren Bedeutungszuwachs auszugehen. Kommunikation ist dabei das sine qua non der Palliative Care, wie sämtliche Hand- und Lehrbuchartikel zur Palliativmedizin gebetsmühlenartig wiederholen (Ragan 2016: 1): In kaum einer anderen medizinischen Subdisziplin hat die Interaktion mit PatientInnen einen so hohen Stellenwert, da sie als zentrale Prämisse für eine adäquate Reaktion auf die medizinischen und psychosozialen Bedürfnisse der unheilbar kranken PatientInnen angesehen wird. Dabei ist es nicht nur die Interaktion zwischen den PalliativmedizinerInnen und ihren PatientInnen, die von therapeutischer Relevanz ist, sondern vor allem auch die Interaktion zwischen dem Pflegepersonal und den PatientInnen: Während die ÄrztInnen die PatientInnen nur zur täglichen Visite oder bei Angehörigengesprächen sehen, sind die PflegerInnen 24 Stunden am Tag als AnsprechpartnerInnen für die PatientInnen verfügbar (Schröck 2012: 54).
Neben dieser permanenten Verfügbarkeit, die auch auf allen anderen Stationen gegeben ist, kommt den PflegerInnen speziell auf der Palliativstation zusätzlich zu den klassischen Pflegetätigkeiten die Aufgabe zu, die PatientInnen emotional zu begleiten und in ihrer Auseinandersetzung mit dem Sterben zu unterstützen (Wittenberg/Ragan/Ferrell 2017). Doch trotz der wesentlich stärkeren Position, die PflegerInnen im Palliativbereich innehaben, unterscheiden sich ihre institutionellen Rechte und Pflichten auch hier von denen der ÄrztInnen. Dass daraus resultierend die Beziehungen zwischen Pflegepersonal und PatientInnen einerseits und ÄrztInnen und PatientInnen andererseits verschiedenartig ausgestaltet sind, stellt insgesamt zwar eine allgemein anerkannte, oft apodiktisch formulierte Tatsache dar (Belan/Schiller 2016: 68). Meiner Kenntnis nach existieren bislang allerdings keine Arbeiten, die einen auf authentischen Gesprächsdaten basierenden Vergleich zwischen dem pflegerischen und ärztlichen Sprechen mit PatientInnen anstellen und so Rückschlüsse darauf erlauben würden, ob bzw. inwiefern sich die verschiedenen Rollen auf die Interaktion mit den PatientInnen auswirken.
Die Dissertation setzt es sich deshalb zum Ziel, unter methodischer Zugrundelegung von Konversationsanalyse (Atkinson/Heritage 1984), vergleichender Gesprächsforschung (Haakana/ Laakso 2016), Interaktionaler Linguistik (Couper-Kuhlen/Selting 2018) und ethnografischer Gesprächsanalyse (Deppermann 2000) die Unterschiede und Ähnlichkeiten pflegerischen und ärztlichen Sprechens mit PatientInnen auf der Palliativstation herauszuarbeiten. Dabei richte ich den Blick auf das ärztliche und pflegerische Sprechen über Medikamente, über Schmerzen sowie über das psychosoziale Krankheitserleben der PatientInnen und gehe der Fragestellung nach, welche sprachlich-interaktiven Praktiken in diesen Kontexten auftreten und wie diese jeweils von PflegerInnen und ÄrztInnen realisiert werden. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei der Dissertation um die erste breit angelegte, deutschsprachige, gesprächsanalytische Untersuchung von Interaktionen in der Palliative Care handelt, gehe ich zudem auf das Sprechen über die für den Palliativbereich als konstitutiv betrachteten Themen Sterben und Tod ein. Allerdings ist hier kein Vergleich zwischen der ärztlichen und der pflegerischen Realisierung der aufgeführten Praktiken möglich, da Sterben und Tod lediglich in ärztlichen Interaktionen mit PatientInnen konversationelle Gegenstände bilden.
Schlüsselbegriffe: Gesprächsanalyse, Angewandte Gesprächsforschung, Vergleichende Gesprächs-forschung, Medizinische Kommunikation, Pflegerisches Sprechen, Palliative Care
Literatur
Ariès, Philippe (2009 [1978]): Geschichte des Todes. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.
Atkinson, J. Maxwell/Heritage, John (Hrsg.) (1984): Structures of Social Action. Studies in Conversation Analysis. Cambridge u. a.: Cambridge Univ. Press.
Belan, Dina/Schiller, Carina (2016): Helfen ohne zu heilen. Berufsbedingte Belastungen und Bewältigungsstrategien von Palliativpflegekräften. München/Mering: Hampp.
Couper-Kuhlen, Elizabeth/Selting, Margret (2018): Interactional Linguistics. Studying Language in Social Interaction. Cambridge u. a.: Cambridge University Press.
Deppermann, Arnulf (2000): Ethnographische Gesprächsanalyse: Zu Nutzen und Notwendigkeit von Ethnographie für die Konversationsanalyse. In: Gesprächsforschung – Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion 1, 96–124.
Haakana, Markku/Laakso, Minna/Lindström, Jan (Hrsg.) (2016): Talk in Interaction. Comparative Dimensions. Helsinki: Finnish Literature Society.
Maio, Giovanni (2019): Der Erfolg der Palliativmedizin – oder die Institutionalisierung des Subversiven. In: Zeitschrift für Palliativmedizin 20 (3), 93–94.
Obliers, Rainer/Köhle, Karl (2017): Palliativmedizin. In: Köhle, Karl/Herzog, Wolfgang/Joraschky, Peter/Kruse, Johannes/Langewitz, Wolf/Söllner, Wolfgang/von Uexküll, Thure (Hrsg.): Psychosomatische Medizin. Theoretische Modelle und klinische Praxis. 8. Auflage. München: Urban & Fischer, 975–989.
Schröck, Ruth A. (2012): Forschung in der Krankenpflege: Methologische Probleme. In: Pflege 25 (1), 51–60.
Wittenberg, Elaine/Ragan, Sandra L./Ferrell, Betty (2017): Exploring Nurse Communication About Spirituality. In: American Journal of Hospice & Palliative Medicine 34 (6), 566–571.
(eingereicht): „nur dass sie_s WISsen;“ – Zum sprechhandlungsbezogenen Gebrauch einer Finalkonstruktion. In: König, Katharina/Lämke, Ortwin (Hrsg.): Zugänge zu Mündlichkeit. Sprechen als Gegenstand und Methode in der Auslandsgermanistik. Münster u.a.: Waxmann [gemeinsam mit Nathalie Bauer].
(eingereicht): Misplacement marker. In: Gubina, Alexandra/Raymond, Chase W. (Hrsg.): Encyclopedia of Terminology for Conversation Analysis and Interactional Linguistics. International Society for Conversation Analysis (ISCA).
(angenomm.): Sprachliche Ressourcen zur Vorbereitung von Patientenentscheidungen in dienstleistungsorientierten medizinischen Settings. In: Iakusevich, Marina/Ilg, Yvonne/Schnedermann, Theresa (Hrsg.): Linguistik und Medizin. Berlin/Boston: de Gruyter [gemeinsam mit Juliane Schopf].
(angenomm.): „nur dass sie_s mal geHÖRT ham;“ – Eine Konstruktion zum Zwecke des Wissensmanagements in medizinischen Interaktionen. In: Iakusevich, Marina/Ilg, Yvonne/Schnedermann, Theresa (Hrsg.): Linguistik und Medizin. Berlin/Boston: de Gruyter [gemeinsam mit Nathalie Bauer].
(i. V.): Closings. In: Gubina, Alexandra/Raymond, Chase W. (Hrsg.): Encyclopedia of Terminology for Conversation Analysis and Interactional Linguistics. International Society for Conversation Analysis (ISCA).
(2021): Kommunikative Kompetenz kultivieren. Transkriptarbeit in der Pflege. In: Die Schwester | Der Pfleger 3/2021, 70-72.
(2017): „WWU proudly presents: die BildungsALite“. Zur identitätskonstitutiven Funktion des Gruppennamens ALi (Angewandte LinguistInnen) in der Whats-App-Gruppenkommunikation. In: Liffers, Katrin/Schürmann, Timo (Hrsg.): Sprechen über Sprache. Zum Sprachgebrauch von Linguistikstudierenden. Berlin: Retorika, 125-160.
(2016): Zur Verständlichkeit fachlicher Lexikonartikel. Eine Modifikation des Hamburger Verständlichkeitsmodells unter Anwendung von 'Thinking-Aloud Protocols'. In: Sprachwissenschaft 41 (3-4), 451-487.
Tagungsberichte
(i.V.): Bericht zur 22. Arbeitstagung zur Gesprächsforschung am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, 24.-26.03.2021. Erscheint in: Zeitschrift für Germanistische Linguistik [gemeinsam mit Nathalie Bauer].
(2018): Bericht über die Tagung "Gesprochene Sprache in der kommunikativen Praxis – Analysen authentischer Alltagssprache und ihr Einsatz im DaF-Unterricht" an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster vom 20. bis zum 22. Juni 2018. In: Gesprächsforschung – Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion 19, 199-206.
DFG-Netzwerk Linguistik & Medizin (assoziiertes Mitglied)
Forschungsgruppe Language and Gender der Universität Innsbruck (assoziiertes Mitglied)
Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL)
Forschungsnetzwerk Gender am Mittelbau der WWU
SimNAT Pflege (Simulations-Netzwerk Ausbildung und Training in der Pflege)
Gesellschaft für Schreibdidaktik und Schreibforschung
Im März 2021 habe ich das NRW-Zertifikat „Professionelle Lehrkompetenz für die Hochschule“ erfolgreich abgeschlossen.
Seminar im Vertiefungsmodul "Sprache"
Übermittlung von (un)auffälligen Befunden bei der Ultraschalluntersuchung
Übung an der Hochschule für Gesundheit Bochum im Studiengang "Hebammenkunde"
Achtsame Selbstfürsorge
Übung an der Hochschule für Gesundheit Bochum im Studiengang "Hebammenkunde"
Vergleichende Gesprächsforschung (092088)
Seminar im Vertiefungsmodul "Sprache"
Datenanalyse in der Gesprächsforschung
Übung am Forschungslabor Gesprochene Sprache
Forschungsseminar: Sprache in Grenzsituationen des Lebens (090076)
Seminar im Vertiefungsmodul "Sprache"
Medizinische Interaktion (098148)
Seminar im Master "Angewandte Sprachwissenschaft" und "Germanistik" (gemeinsam mit Susanne Günthner)
Medizinische Interaktion (096135)
Seminar im Vertiefungsmodul "Sprache" (gemeinsam mit Nathalie Bauer)
Syntax zwischen Norm und Gebrauch (096065)
Seminar im Aufbaumodul "Sprache und Literatur" (gemeinsam mit Nathalie Bauer)
Grammatik der deutschen Sprache (094058)
Übung im Grundlagenmodul "Sprache"
Seminar im Vertiefungsmodul "Sprache"
Einführung in die germanistische Linguistik, gegenwartssprachlich
(Lehrauftrag an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
Seminar im Basismodul "Deutsche Sprachwissenschaft"
seit 2018 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Frau Prof. Dr. Susanne Günthner |
2019-2020 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Drittmittelprojekt "Kommunikation auf der Palliativstation" |
2017-2018 | Lehrbeauftragte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn |
2017-2018 | Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl von Frau Prof. Dr. Susanne Günthner |
2016-2017 | Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl von Frau Prof. Dr. Susanne Günthner |
2015-2017 |
Studium der Angewandten Sprachwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Abschluss: Master of Arts (M.A.) |
2013-2015 | Tutorin für das Basismodul "Sprachwissenschaft" an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn |
2012-2015 |
Studium der Germanistik und der Medienwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Abschluss: Bachelor of Arts (B.A.) |
21.02.2021: "Der Tod als Grenze des Sagbaren? Sprachlich-interaktive Praktiken des Sprechens über Sterben und Tod in der medizinischen Kommunikation". Vortrag bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Linguistische Pragmatik [zusammen mit Juliane Schopf].
13.02.2020: "Pflegerisches und ärztliches Sprechen über Schmerzen mit PalliativpatientInnen im Vergleich". Vortrag im Rahmen des Interaktionskolloquiums an der Universität Hamburg.
24.01.2020: "'Sie sind der Chef' – Ärztliche Strategien zur Gewährleistung aktiver Partizipation in Prozessen der medizinischen Entscheidungsfindung". Vortrag beim 4. Arbeitstreffen des DFG-Netzwerks "Linguistik und Medizin" am IDS Mannheim [zusammen mit Joachim Peters].
22.11.2019: "Simulation meets Gesprächsanalyse: Potenziale der gesprächsanalytischen Reflexion von Simulationen". Kommunikationstraining bei der Mitgliederversammlung von SimNAT Pflege (Simulations-Netzwerk Ausbildung und Training in der Pflege) an der Katholischen Stiftungshochschule München.
21.11.2019: "Emotionale Stabilität im Umgang mit PatientInnen". Kommunikationstraining für Studierende im Praktischen Jahr am Städtischen Klinkum Karlsruhe [zusammen mit Nathalie Bauer und Juliane Schopf].
19.11.2019: "Kommunikation auf der Palliativstation". Vortrag beim 6. Studienkoordinatorentreffen am Städtischen Klinikum Karlsruhe.
18.09.2019: "Aufforderungshandlungen in Teambesprechungen einer Palliativstation: Zur interaktiven Angleichung der deontischen Autorität von ÄrztInnen und PflegerInnen anhand des Indefinit-pronomens man". Vortrag bei der GAL Sektionentagung 2019 in Halle (Saale).
16.10.2018: "Transkription nach dem gesprächsanalytischen Transkriptionssystem 2 (GAT 2)". Inhouse-Schulung an der Fern-Universität Hagen.
19.06.2018: "Empirisches Arbeiten mit gesprochener Sprache – Transkription und Analyseansätze". Training in der Universitätsmedizin Göttingen am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin [zusammen mit Nathalie Bauer].
07.11.2017: "Interaktion und Identität. Zu zentralen Konzepten der linguistischen Gesprächsanalyse". Vortrag beim Forum Linguistik der Universität Bonn.
Tagung "Normvorstellungen, Normalität(en) und Normativität – Interdisziplinäre Perspektiven auf das ‚Normale‘ in der Medizin" (08.-10.09.2021), gemeinsam mit Nathalie Bauer, Susanne Günthner und Juliane Schopf (eigene Einwerbung der Finanzierung mit Frau Bauer und Frau Schopf). Hier finden sich nähere Informationen.
Veranstaltungsreihe "Intersubjektivität" (Sommersemester 2021), gemeinsam mit Nathalie Bauer. Nähere Informationen folgen in Kürze.
Kolloquium "Medizin und Kommunikation" (12.-13.12.2019), gemeinsam mit Nathalie Bauer und Juliane Schopf. Hier findet sich ein Tagungsbericht.
Artikel in der Unizeitung "wissen|leben" der WWU Münster (20.10.2020): "Wie redet man über das Sterben? Germanistinnen untersuchen Kommunikation in der Palliativmedizin"
Podcast "Das akademische Viertel" des Online-Magazins "Seitenwaelzer" (26.11.2020): "Über die Bedeutung von Kommunikation auf der Palliativstation"