Projekte

  • Aktuelle Projekte

    Was wissen Kinder über das Erzählen?
    Ressourcen des Erwerbs narrativer Kompetenzen in der Phase des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule

    Will man verstehen, wie Kinder sich Erzählkompetenzen aneignen, gilt es nicht nur zu untersuchen, in welchen Erwerbsabfolgen dieser Prozess vonstattengeht, sondern zugleich auch der Frage nachzugehen, welche Wirkfaktoren und Ressourcen den Erzählerwerb bedingen. Erkenntnisse in diesem Bereich liefern wichtige Bausteine für die Erarbeitung sprachdidaktischer Konzepte zur Förderung von Erzählkompetenzen. Bislang wurde die Frage nach den Erwerbsressourcen narrativer Entwicklung mit Hinweis auf positive Erfahrungen in Erzählinteraktionen einerseits und der Weiterentwicklung interner narrativer Schemata andererseits beantwortet. Weit weniger klar ist dagegen, inwieweit der Erzählerwerb des Kindes mit Bewusstwerdungsprozessen einhergeht und inwiefern diese auf das Interaktionsverhalten in zukünftigen Erzähldiskursen rückwirken. Wie zeigen Kinder im Gespräch z.B. auf, dass sie über explizierbares narratives Wissen verfügen und wie gehen erwachsene Zuhörer in der Interaktion damit um? Ziel der Habilitationsstudie ist, die Rolle narrativer Bewusstheit genauer in den Blick zu nehmen und hinsichtlich ihres Potentials als Ressource des Erzählerwerbs auszuleuchten. Datengrundlage bilden Erzählungen Fünf- bis Siebenjähriger (N= 382), die in einem längsschnittlichen Design neun Monate vor Einschulung (1. Erhebung), kurz vor Schuleintritt (2. Erhebung) und am Ende des ersten Schuljahres (3. Erhebung) in fünf Bundesländern erhoben wurden. Analysiert werden individuelle Entwicklungsverläufe in den Genres Fantasie-, Bilder- und Nacherzählung sowie Selbsteinschätzungen der eigenen Leistung, die im unmittelbaren Anschluss an die Erzählinteraktionen im Rahmen von Kurzinterviews gewonnen wurden. Es wird angenommen, dass sowohl metanarrative Kommentare, die Kinder während des Erzählprozesses spontansprachlich anbringen als auch ihre Begründungen während der Interviews didaktisch relevante Einsichten eröffnen in handlungsleitende Orientierungen und kindliche Vorstellungen über das Erzählen. Zudem lassen die Projektergebnisse Erkenntnisse darüber erwarten, inwiefern das Vorhandensein narrativer Bewusstheit im Vorschulalter als Prädiktor für im Grundschulalter gezeigte Erzählleistungen fungiert.

    Stude, J. (2013) Narrative Bewusstheit als Ressource des Erzählerwerbs – Welche Ein-sichten uns kindliche Kommentare zum eigenen Erzählen liefern. In: T. Becker & P. Wieler (Hrsg.): Erzählforschung und Erzähldidaktik heute. Entwicklungslinien, Kon-zepte, Perspektiven. Tübingen: Stauffenburg, 53-71.

    Students' reflections on academic language
    In cooperation with Emily Phillips Galloway & Paola Uccelli, Harvard University

    Whereas mastering academic language is believed to contribute significantly to school success for adolescent learners (Snow & Uccelli, 2009), school failure is partly traced back to the gap between teachers' expectations and the communicative norms to which students orient. In our studies we examine the extent to which adolescents are able to comment on how registers differ by context. Based on written and oral reflections of 4th-8th grade students from the Northeastern United States, the analyses give insights into students' knowledge and internalized value judgments about language as well as their ability to refer metalinguistically to key features of academic language. From an educational linguistics perspective, it is of special interest for us to know what kinds of metalanguage middle graders make use of at different ages when contrasting formal and less formal registers and to explore whether metalinguistic skill may play a role in the acquisition of academic language skill.

    Phillips Galloway, E., Stude, J. & Uccelli, P. (accepted). Students´reflections on academic language. Erscheint in: Linguistics and Education. 

    The use of evaluative devices in narratives from children with and without language impairments
    In cooperation with Fangfang Zhang, Nanjing Normal University

    Several studies have shown that there is for both children with specific language impairment (SLI) and children with typical language development (TLD) significant growth in narrative competence between the preschool and elementary school years. Furthermore, different narrative genres follow different developmental pathways. In addition, past research has documented extensive cultural differences in many aspects of narration (McCabe, 1996). However, studies examining how children with SLI differ from their typically developing peers in terms of the ability to evaluate their narratives (e.g. by referring to emotional states or intentions) are lacking. This is surprising, given the fact that evaluative devices have been the subject of intensive research for several decades. Arguing that a crucial dimension of narrative competence is to indicate the point of the narrative by using evaluative devices, we investigate children’s narrative skills in two cultures: China and Germany. The Chinese data comprise narratives of personal experience of a cross-sectional corpus with typically developing children (n=60; age 4-6) and a longitudinal corpus over 20 months with age-matched children with (n=3) and without SLI (n=3) starting at the age of 4. The data of the 382 typically developing German children were collected nine months before starting school (at the age of 5), directly before school enrollment, and after one year of experience at elementary school. This longitudinal corpus comprises three different narrative tasks: fictional, picture, and story retelling, and supplemental personal narratives from a subsample of these children. Immediately after the narrative tasks the children were asked to judge which narrative task they performed best and to explain their decisions. Their comments give an additional insight into the development of their narrative awareness.

    Stude, J., Zhang, F. & McCabe, A. (2012). Bringing out the point of the story –Evaluative devices in narratives from children with and without language impair-ments. Poster Presentation at the Earli SIG 5 Conference Learning and Develop-ment in Early Childhood, Utrecht.

  • Abgeschlossene Projekte

    Kinder sprechen über Sprache - Eine Untersuchung zu interaktiven Ressourcen des frühen Erwerbs metasprachlicher Kompetenzen
    Dissertationsprojekt 

    Wenn Menschen miteinander kommunizieren, nutzen sie Sprache in erster Linie als Mittel der Verständigung. Zugleich kann Sprache und ihre Verwendung aber auch eigener Gegenstand der Kommunikation sein. Das Dissertationsprojekt widmete sich der Frage, wie wir den Erwerb dieser humanspezifischen Fähigkeit des Sprechens über Sprache erklären können. Wie genau eignen sich Kinder schon im Vorschulalter diese kognitiv anspruchsvolle Fähigkeit des expliziten Bezugnehmens auf Sprache an? In welchen Interaktionszusammenhängen kommt Metasprache in ihrem Alltag vor und wie sind diese Kontexte jeweils beschaffen? Auf welche Ressourcen können Kinder beim Aufbau metasprachlicher Kompetenzen zurückgreifen? Empirisch untersucht wurden diese Fragen anhand authentischer Alltagssituationen des Kindergartens. Analysegrundlage bildete ein dreißig Aufnahmestunden umfassendes Korpus natürlicher Interaktionen zwischen Kindern und ihren Erzieherinnen sowie derselben Kinder untereinander. Die Analysen beleuchten, auf welche Weise Vorschulkinder insbesondere in Interaktionen mit Gleichaltrigen reichhaltige Gesprächsmöglichkeiten zum Thematisieren von Sprache und sprachlichem Handeln nutzen. So ergibt sich gerade aus dem Umstand der Abwesenheit von Erwachsenen in Peerinteraktionen die Notwendigkeit, Diskurse eigenverantwortlich zu organisieren. Kommunikative und interaktive Aufgaben, die sonst die Erwachsenen übernehmen, müssen nun selbständig sprachlich gestaltet werden, um die Kommunikation aufrechtzuerhalten, soziale Beziehungen zu gestalten und peerkulturelle Gemeinschaft herzustellen. Hiermit eröffnen die Ergebnisse der Studie den Blick auf die in der Spracherwerbsforschung bislang kaum beachtete sprachsozialisatorische Bedeutsamkeit von Peerinteraktionen.

    Stude, J. (2013). Kinder sprechen über Sprache – Eine Untersuchung zu interaktiven Ressourcen des frühen Erwerbs metasprachlicher Kompetenzen. Stuttgart: Fillibach bei Klett.

    Dortmunder Beobachtungsinstrument zur Interaktions- und Narrationsentwicklung (Do-BINE) und der Dortmunder Förderansatz (DO-FINE)
    In Kooperation mit Prof. Dr. Uta M. Quasthoff,  Prof. Dr. Nitza Katz-Bernstein, Prof. Dr. Lilian Fried, Jun-Prof. Dr. Anke Lengning und Dr. Anja Schröder

    In einem interdisziplinären Zugriff von Linguistik, Rehabilitationswissenschaften, Elementarpädagogik, Psychologie und Sprachdidaktik haben wir uns zum Ziel gesetzt, ein standardisiertes Beobachtungs- und Diagnoseinstrument zur Einschätzung mündlicher Erzählkompetenzen für den Vor- und Grundschulkontext zu entwickeln und zu validieren. Das  Verfahren zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass es die interaktive Konstituiertheit kindlichen Redens als Teil der Erwachsenen-Kind-Interaktion systematisch berücksichtigt. Das Instrument beruht auf breiten theoretischen und empirischen Vorarbeiten zum Erzählerwerb sowie einem Diskurskompetenzmodell, das die drei Fähigkeitsdimensionen Struktur, Semantik und globale Form unterscheidet. Zudem wurde ein Förderverfahren entwickelt, erprobt und evaluiert, welches auf die Verbesserung der Erzählkompetenz im Übergang vom Kindergarten in die Grundschule abzielt. 

    Quasthoff, U.M., Fried, L., Katz-Bernstein, N., Lengning, A., Schröder, A. & Stude, J. (2011). (Vor)Schulkinder erzählen im Gespräch. Kompetenzunterschiede systematisch erkennen und fördern. Das Dortmunder Beobachtungsinstrument zur Interaktions- und Narrationsentwicklung (Do-BINE) und der Dortmunder Förderansatz (DO-FINE). Baltmannsweiler: Scheider Verlag Hohengehren. 

    Wissenschaftliche Flankierung des BLK-Projekts TransKiGs –
    Stärkung der Bildungs- und Erziehungsqualität in Kindertageseinrichtungen und Grundschule

    Die Transition vom Kindergarten in die Grundschule stellt für den kindlichen Kompetenzerwerb eine exponierte Entwicklungsphase dar, die gleichermaßen mit Krisen wie mit Chancen verbunden sein kann (Griebel & Niesel 2004). In dieser Phase werden die Entwicklungs- und Lernprozesse des Kindes durch ein komplexes Wirkgeflecht mehrerer Faktoren beeinflusst, wobei den Entwicklungskontexten Familie, Kindergarten und Schule zentrale Bedeutung zukommt.
    Ziel dieser zwischen 2007 und 2010 unter der Leitung von Prof. Dr. Lilian Fried durchgeführten und vom BMBF geförderten Längsschnittstudie war es, Kontextfaktoren aufzudecken, welche die Kompetenzentwicklung von Kindern in den Bereichen Sprache, Mathematik, Naturwissenschaften und sozial-emotionale Entwicklung beim Übergang vom Elementar- in den Primarbereich beeinflussen. Durchgeführt wurde diese Gesamtstudie als Wissenschaftliche Flankierung des BLK-Verbundprojekts „TransKiGs“, in dessen Rahmen sich die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen das gemeinsame Ziel gesetzt haben, die Bildungsqualität in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen zu stärken. Beteiligt waren 49 Kindertagesstätten, 110 Grundschulen, 437 Kinder, 512 Elternteile, 123 Erzieher/innen und 186 Grundschullehrer/innen.

    Stude, J., Isele, P. & Fried, L. (2013). Individuelle Entwicklungsverläufe beim Übergang von der Kita in die Grundschule am Beispiel der Erzählkompetenz. In: E. Wannack et al. (Hrsg.): 4- bis 12-Jährige – ihre schulischen und außerschulischen Lern- und Lebenswelten. Münster: Waxmann, 55-62.
    Fried, L. & Stude, J. (2011). Erzählkompetenzen im Übergang vom Kindergarten zur Grundschule: Bedeutung des häuslichen Kontextes. Empirische Pädagogik, 25 (4), 386-405.

    Orale und literale Diskursfähigkeiten: Erwerbsmechanismen und Ressourcen (OLDER)

    Das von der DFG geförderte und an der TU Dortmund durchgeführte Forschungsprojekt OLDER setzte sich von 2002 bis 2005 unter der Leitung von Prof. Dr. Uta M. Quasthoff mit der Schreibentwicklung von Grundschulkindern auseinander. Dabei galt unser besonderes Interesse der empirischen Rekonstruktion der Rolle mündlicher Fähigkeiten in der Aneignung schriftlicher Strukturierungsfähigkeiten. Die Einbeziehung einer Vielfalt verschiedener Datentypen bildete den methodischen Kern des Vorhabens. In einer longitudinalen Studie wurden mündliche Diskurseinheiten und Schreibprodukte der Kinder zweier Grundschulklassen zwischen Einschulung und dem Beginn der vierten Klassenstufe erhoben. Sowohl die mündlichen als auch die schriftlichen Daten sind größere sprachliche Einheiten der Genres Fantasie- und Erlebniserzählung sowie Spielerklärung. Die Rekonstruktion von Schreibentwicklungsprozessen erfordert zudem die Beobachtung der jeweiligen unterrichtlichen Kontexte. In Ergänzung der mündlichen und schriftlichen Sprachprodukte wurden deshalb zusätzlich audiovisuelle Aufzeichnungen von Unterrichtseinheiten sowie unterrichtlichen Schreibprozessen angefertigt.

    Quasthoff, U. M., Ohlhus, S. & Stude, J. (2009). Der Erwerb von Textproduktionskompetenz im Grundschulalter: Ressourcen aus der Mündlichkeit und ihre unterschiedliche Nutzung. In: Zeitschrift für Grundschulforschung. Bildung im Elementar- und Primarbereich (ZfG), Heft 2, 56-68.
    Ohlhus, S. & Stude, J. (2009). Erzählen im Unterricht der Grundschule. In M. Becker-Mrotzek (Hrsg.), Mündliche Kommunikation und Gesprächsdidaktik. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 471-486.