Religiöse Akteure in der Global Governance
Religiöse Akteure sind in den letzten Jahren zunehmend in den Blick politikwissenschaftlicher Analysen geraten. Hier wurde vor allem die Frage des grundsätzlichen Verhältnisses zwischen nationalstaatlicher Politik und Religion diskutiert, wobei die These einer Säkularisierung von Politik und Gesellschaft sowie der gleichzeitigen Verlagerung des Religiösen ins Private zunehmend kritisch hinterfragt wird. Solche Prozesse der (De-)Säkularisierung finden vor dem Hintergrund einer wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Globalisierung statt. Diese wiederum führt sowohl zur Notwendigkeit internationaler, politischer Steuerung wie auch zu einem Hervortreten neuer normativer Konflikte, bzw. der Verlagerung bestehender normativer Konflikte auf die internationale Ebene. Hierbei eröffnen sich für religiöse nicht-staatliche Akteure, wie auch für andere zivilgesellschaftliche Akteure, neue Opportunitätsstrukturen der politischen Einflussnahme. So können religiöse Akteure zum Beispiel als 'moralische Instanz' in internationalen Verhandlungen diskursive Macht ausüben, sei es über Agenda-Setting-Prozesse oder durch diskursive Strategien des 'Framing' von öffentlichen Debatten. Vor diesem Hintergrund erforscht das Projekt die diskursive Macht religiöser Akteure im Wettbewerb um Deutungshoheit in der internationalen Politik.
Das Projekt untersucht die Bedingungen und Resultate des Konfliktes normativer „Wahrheiten“ in ausgewählten Politikfeldern, speziell der internationalen Entwicklungs- und Umweltpolitik. Dabei nimmt es die Rolle transnationaler religiöser Akteure in supranationalen Arenen, speziell internationalen Verhandlungen und UN-Weltkonferenzen, in den Blick. In diesen globalen Arenen werden zentrale Fragen wie die Definition von Entwicklung, die Frage der globalen Ungleichheit oder die Klima-Problematik verhandelt, die zugleich die normativen Grundlagen einer internationalen Gesellschaft als Wertegemeinschaft berühren: Welche Rolle spielen die besonderen Charakteristika religiöser Akteure in internationalen Verhandlungen und Debatten? Unter welchen Bedingungen können religiöse Akteure ihre Legitimität als glaubwürdige Akteure in diskursive Macht transformieren? Und wie beeinflussen externe Bedingungen wie institutionelle Settings und politische Opportunitätsstrukturen die erfolgreiche Ausübung diskursiver Macht religiöser Akteure und Normen?
Projektleitung: Prof'in Doris Fuchs, Ph.D.
Projektmitarbeit: Johannes Friederich, M.A.
Projektseite am Exzellenzcluster
Ausgewählte Publikationen
- Friederich, Johannes, Doris Fuchs und Katharina Glaab. 2016. „Die Rolle religiöser Akteure in der globalen Nachhaltigkeitsdebatte – Von der Präsenz zum Einfluss?“ Politische Ökologie 34, Heft Religion und Spiritualität – Ressourcen für die große Transformation?, 100-105.
- Glaab, Katharina; Fuchs, Doris. 2015. „Religiös und grün? Die Rolle von glaubensbasierten Akteuren im globalen Diskurs der nachhaltigen Entwicklung.“ In (Hrsg.): Macht und Wandel in der Umweltpolitik. Baden-Baden: Nomos, 95-118.
- Glaab, Katharina. 2014. „Religiöse Akteure in der globalen Umweltpolitik.“ In Werkner, Ines-Jacqueline; Hidalgo, Oliver (Hrsg.): Religionen – Global Player in der internationalen Politik?. Wiesbaden: Springer VS, 235-251.
- Fuchs, Doris. 2013. „Sustainable Consumption“. In Falkner, Robert (Hrsg.): Handbook of Global Climate and Environmental Policy . Hoboken: Wiley-Blackwell, 215-230.
- Fuchs, Doris; Boll, Frederike. 2012. „Emerging Private Voluntary Programs and Climate Change: The Blind-Spots of the Agrifood Sector”. In Ronit, Karsten (Hrsg.): Private Voluntary Programs in Global Climate Policy: Pitfalls and Potentials. New York: United Nations University Press, 143-178.
Beiträge zu Konferenzen
- Glaab, Katharina. “Saving the Climate, Securing Rights? Diverging Rights Discourses and Climate Action.” Presented at the World International Studies (WISC) Conference, Frankfurt, 6-9 August 2014.
- Glaab, Katharina and Claudia Baumgart-Ochse. “Justice and Faith - A Conceptual Rapprochement.” Presented at the International Studies Association (ISA) Annual Convention, Toronto, 26-29 March 2014.