Poster zur Linkon 5 im Jahr 2020
© Linkon

Archiv Linkon 5:

Dienstag, 14.01.2020

10.00 Begrüßung
Block 1: Sprache im Wandel
10.15 - 10.45 Maila Seiferheld-Dahlke: „Küern, dat kann kei-ner mehr, dat is vorbi“ – Faktoren des Rückgangs des Münsterländer Platt
10.45 - 11.15 Sharon Lohse: Westmünsterländisch im Generationenvergleich – eine Apparent Time-Untersuchung
11.15 - 11.30 Kaffeepause
Block 2: Psycholinguistik
11.30 - 12.00 Sarina Langer: Processing of English-German Translation Ambiguity – Evidence from Primed Translation Recognition
12.00 - 12.30 Eike Deeken: Zur Markierung von Polaritäts-kontrasten im Deutschen
12.30 - 14.00 Mittagspause
Block 3: Medien und Sprache
14.00 - 14.30 Miri Maya Riewe: Namenwahl und Namenwirkung oraler Kontrazeptiva
14.30 - 15.00 Paul Meuleneers: Die Debatte um 219a in den sozialen Medien
15.00 - 15.30 Isabell Gneiser: Vorwurfsaktivitäten in der WhatsApp Kommunikation
15.30 - 16.00 Kaffeepause
Block 4: Künstliche Intelligenz
16.00 - 16.30 Helena Budde: „Alexa, erzähl mir einen Witz“ – Wie Menschen und natürlichsprachliche Assistenzsysteme interagieren
16.30 - 17.00 Verena Scheperjans: Zur Interaktion mit Künstlicher Intelligenz
17.00 - 17.30 Alina Kleinschmidt: Variationen im Pronomengebrauch und Umsetzungsmöglichkeiten für Sprachassistenten
17.30 - 18.15 Pause
18.15 - 19.45 Keynote: Prof. Dr. Karola Pitsch: Interaktion mit Robotern und Virtuellen Agenten? – Perspektiven aus Interaktionslinguistik und Kommunikationsforschung zu neuen Formen der Mensch-Technik-Interaktion und Künstlichen Intelligenz
Ab 19.45 Sektempfang

Abstracts zu den Vorträgen

Maila Seiferheld-Dahlke
„Küern, dat kann keiner mehr, dat is vorbi“ – Faktoren des Rückgangs des Münsterländer Platt
Die Studien zur niederdeutschen Sprache der letzten Jahrzehnte kommen allesamt zur gleichen Diagnose: Das Plattdeutsche ist eine moribunde Sprache. Der Rückgang der niederdeutschen Dialekte in Norddeutschland vollzieht sich in solch einem Ausmaße, dass von einem bevorstehenden ‚Sprachentod‘ die Rede sein muss. In den letzten dreißig Jahren hat sich die Anzahl der Plattdeutschsprecher*innen halbiert. In Nordrhein-Westfalen geben nur noch 5% an, sehr gut Platt sprechen zu können. Im Münsterland kann schon fast von einer monoglossischen Situation die Rede sein, ‚reines Plattdeutsch‘ spricht hier kaum noch jemand. Diese Entwicklungen scheinen in der Mitte des 20. Jahrhunderts begonnen zu haben, ein Sprachwechsel fand in den Familien statt: Das Niederdeutsche wurde durch den hochdeutschen (Sub-)Standard als Alltagssprache ersetzt, kompetente Plattsprecher entschieden sich gegen die Transmission ihres Dialekts an die nächste Generation. Offensichtlich ist aktuell der letztmögliche Zeitpunkt, um Dialektsprecher nach der Motivation zu fragen für die Nicht-Weitergabe ihres Dialekts als Erstsprache. Die im Rahmen des Projektes Dialektatlas Mittleres Westdeutschland erhobenen subjektiven Spracheinstellungsdaten sollen diesbezüglich für die Region des Münsterländer Platt ausgewertet werden.

Sharon Lohse
Westmünsterländisch im Generationenvergleich – eine Apparent Time-Untersuchung
Obwohl das Westmünsterland als „relativ dialektfest“ (Smits 2011: 33) gilt, ist selbst diese Region vom starken Rückgang der Dialektkompetenz nicht ausgenommen (vgl. Kremer & Van Caeneghem 2007). U. a. der Funktionsverlust der Mundart führte dazu, dass Dialekte als Kommunikationssprache vom Hochdeutschen immer mehr verdrängt wurden und weiter werden. Besonders betroffen ist der niederdeutsche Sprachraum. Der Vormarsch des Standarddeutschen beschleunigt den Prozess des dialektalen Sprachwandels auf mehreren Ebenen (vgl. Smits 2011). So werden nicht nur standardsprachliche lexikalische Elemente, sondern auch grammatische Strukturen in den Dialekt transferiert. Um dies konkreter zu untersuchen, werden im vorliegenden Beitrag jeweils acht Gewährspersonen zweier Generationen miteinander verglichen und erste Ergebnisse präsentiert. Die Datengrundlage bilden Aufnahmen aus vier Orten im Kreis Borken, welche im Rahmen des Dialektatlas Mittleres Westdeutschland aufgezeichnet wurden.

Sarina Langer
Processing of English-German Translation Ambiguity – Evidence from Primed Translation Recognition
It is a predominant phenomenon across languages that a word in one language may have more than one corresponding translation in another. Research has found that translation ambiguity has a negative effect on the speed and accuracy of language processing in both beginning L2 learners and proficient bilinguals. The present study builds on Eddington and Tokowicz (2013) and investigates translation ambiguity in the backward translation direction from L2 English to L1 German, aiming at gaining a better understanding of how semantic similarity and dominance of possible German translations affect the processing of translation-ambiguous English words. Twenty-one students of English (M = 22.5 years) and twenty-one students from other faculties (M = 23.7 years) were shown English-German word pairs and had to decide whether the two words were translation equivalents. Based on previous research and models of bilingual memory, processing was expected to be faster and more accurate for unambiguous words compared to translation-ambiguous words and for dominant translations compared to subordinate ones. Moreover, it was predicted that semantic similarity of translations and a high L2 proficiency would facilitate the processing of translation ambiguity.

Eike Deeken
Zur Markierung von Polaritätskontrasten im Deutschen
Uns stehen als Gesprächspartner*innen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um Polarität zu kodieren. Im Deutschen findet die Markierung präferiert mit Verumfokus statt (vgl. Turco et al. 2014: 102f). Ziel des Vortrags ist es, ein Forschungsdesign zu präsentieren, im Zuge dessen Sprecher*innen innerhalb eines Map-Task Dialogs auf negativ polare Fragen eines Confederate Speaker reagieren (vgl. Andorno & Crocco 2018), um Antworten bzw. Korrekturen mit Verumfokus oder affirmativer Partikel zu elizitieren.

Miri Maya Riewe
Namenwahl und Namenwirkung oraler Kontrazeptiva
Ein orales Kontrazeptivum ist ein durch den Mund zu verabreichendes empfängnisverhütendes Mittel, im Volksmund bekannt als die ‚Pille’. Und obwohl es sich dabei um ein verschreibungspflichtiges Medikament handelt, werden durch einen Großteil der Produktnamen für Antibabypillen Assoziationen wie Schönheit oder Weiblichkeit hervorgerufen.
Produktnamen für Antibabypillen scheinen demnach viele der Funktionen gewöhnlicher Produktnamen nach Janich (2013: 65) zu erfüllen wie zum Beispiel das Werben. Jener Funktion lässt sich eine erhebliche Bedeutung beimessen, da das Werben mit verschreibungspflichtigen Medikamenten durch das Heilmittelwerbegesetz beschränkt wird und lediglich die Werbung bei Ärzten, die mit jenen Arzneimitteln erlaubterweise Handel treiben, legal ist (§ 10 Absatz 1 HWG).
Aus dieser Beschränkung ergibt sich das Forschungsinteresse, herauszufinden in welcher Weise die Produktnamen oraler Kontrazeptiva das Verschreibungsverhalten der Gynäkologen*innen beeinflussen und wie die einzelnen Produktnamen auf die Verwenderinnen wirken.

Paul Meuleneers
Twitter und die Debatte um 219a – eine frame-semantische Untersuchung
Insbesondere durch ein für die ARD entstandenes „Framing-Manual“ von Elisabeth Wehling sind die Begriffe Frame bzw. vielmehr Framing seit einiger Zeit in Debatten in Deutschland weit verbreitet. Frame-Konzepte gibt es in verschiedenen Fachdisziplinen. Gemeinsam ist den Ansätzen aber, dass Frames als Ordnungsstrukturen von Wissen begriffen werden. Verstehen ist dabei frame-dependent, die Verwendung von Frames in der Kommunikation unvermeidbar, da sie konstitutiv für die Kognition sind (Musolff 2019: 3).
In diesen vorrangig kognitiven Strukturen können auch Ideologien Niederschlag finden. Daher erscheint es sowohl interessant als auch relevant, die in politischen Diskursen aufgerufenen Frames zu untersuchen. Im Vortrag soll diese Untersuchung anhand von in Tweets zur Debatte um den Paragrafen §219a bzw. allgemeiner zum Schwangerschaftsabbruch aufgerufenen Frames vorgenommen werden.

Isabell Gneiser
Vorwurfsaktivitäten in der WhatsApp Kommunikation
Die Handy Kommunikation bietet uns die Möglichkeit über eine Entfernung hinweg, Kontakt zu Personen aufzunehmen und somit Bekanntschaften oder soziale Beziehungen zu pflegen. Diese Möglichkeit wird zunehmend genutzt und Informationen können ohne großen zeitlichen Aufwand kommuniziert werden. Aufgrund der Spontanität und der geringen Planungszeit der Nachrichten machen wir uns häufig keine Gedanken darüber, wie diese von unserem Gesprächspartner aufgefasst und interpretiert werden. Das Ziel dieser Untersuchung ist, aufzuzeigen, wie wir unserem Gesprächspartner in der Kommunikation über WhatsApp Fehlverhalten vorwerfen und das vergangene Verhalten des Gesprächspartners in diesem Zuge als negativ bewerten. Der Blick auf einige Stichproben authentischer Kommunikation über das Messenger System WhatsApp zeigt, dass mehr oder weniger verfestigte Muster existieren, die auf keine Willkürlichkeit der Formulierung in den spontanen Äußerungen hinweisen. Die Vorwurfskonstruktionen werden gattungsanalytisch auf diese interaktiven Handlungsmuster hin analysiert, wobei die Form und jeweilige Funktion dargestellt wird. Durch die Analyse lassen sich kommunikative Verfahren und verfestigte sprachliche Handlungsmuster von Vorwurfsaktivitäten aufdecken, ohne dass die Vorwurfsaktivität als solche explizit erwähnt werden muss.

Helena Budde
„Alexa, erzähl mir einen Witz“ – Die Interaktion zwischen Menschen und natürlichsprachlichen Assistenzsystemen
Natürlichsprachliche Assistenzsysteme verfügen über extrem viele Skills, die den User*innen nützlich sein sollen. Von der Terminkoordination, bis hin zu Bestellungen, die direkt online über das Assistenzsystem getätigt werden können - die Einsatzgebiete scheinen schier endlos zu sein. Eine Besonderheit stellt dabei die Interaktion zwischen dem Menschen und dem System durch natürlich gesprochene Sprache dar.
Wie kann das Assistenzsystem die User*innen verstehen? Und was passiert, wenn es das nicht tut? Wie also gelingt es User*innen erfolgreich mit einem artifiziellen System zu interagieren? Um diesen Fragen nachzugehen, muss die Linguistik sich der Thematik theoretisch vom Feld der Gesprächsanalyse her annähern. Außerdem sind Untersuchungen zum User*innenverhalten anzustellen, um die Interaktion zwischen Menschen und Assistenzsystemen fruchtbar zu analysieren.

Verena Scheperjans
Zur Interaktion mit Künstlicher Intelligenz
Die technische Entwicklung von künstlichen Intelligenzen lässt auch in der Linguistik viele neue Fragen aufkommen. Denn durch den Wechsel der Form eines Kommunikationspartners, wie es bei Interaktion mit KI zu finden ist, entsteht eine neue Interaktionssituation, die bei der Analyse der Interaktion berücksichtigt werden muss.
Deppermann beschreibt, dass alle „Arten von Kompetenzen, die für die Konstitution interaktiven Handelns von Belang sind, (…) in Form von Wissensbeständen organisiert“ sind. Dieses Wissen ist ein durch kognitive Prozesse erzeugtes soziales Konstrukt, das aktiv im Gespräch produziert wird. (Deppermann 2018: 104-107). Die Konversationsanalyse kann die Strukturen dieser Wissensorganisation aufdecken und beschreiben. Durch einen solchen Konversationsanalytischen Zugang soll im Vortrag anhand von authentischen Daten die Frage diskutiert werden, inwieweit der Austausch eines Kommunikationspartners durch eine künstliche Intelligenz das interaktive Handeln beeinflusst, inwieweit KI wissen und verstehen kann und ob dies Einfluss auf die Definition der MMI als ‚Interaktion‘ hat.

Alina Kleinschmidt
Variationen im Pronomengebrauch und Umsetzungsmöglichkeiten für Sprachassistenten
Bei einer aufmerksamen Beobachtung sprachlicher Interaktionen kann man Gebrauchsstandards entdecken, die sich deutlich von der in der Schule gelernten ‚klassischen‘ Grammatik abheben. Dabei zeigt sich beispielsweise, dass wir unseren Pronomengebrauch in Bezug auf verschiedene Aspekte variieren können. Infolge dieser Beobachtung wird auf der Basis authentischer Gesprächsdaten eine Kollektionsanalyse durchgeführt, die als Gebrauchstoken Personalpronomen (Sg. f.), also Varianten von oder für sie, untersucht. Den grammatiktheoretischen Rahmen für die Analyse bildet die Interaktionale Konstruktionsgrammatik nach der Grammatik als aus Routinen entstandene Abstraktion verstanden wird (vgl. Imo & Lanwer 2019: 64).
Aber wenn wir unsere Kommunikationsweise auch in der Interaktion mit künstlichen Intelligenzen beibehalten, welche Möglichkeiten haben beispielsweise Sprachassistenten einen variierenden Pronomengebrauch zu ‚verstehen‘. Vor dem Hintergrund dieser Fragestellung werden verschiedene computerlinguistische Herangehensweisen und Systemarchitekturen skizziert, die das ‚Verstehen‘ mündlicher, spontansprachlicher Äußerungen ermöglichen sollen.

Foto von  Prof. Dr. Karola Pitsch
© Prof. Dr. Karola Pitsch

Gastvortrag

Karola Pitsch (Universität Duisburg-Essen)
Interaktion mit Robotern und Virtuellen Agenten? – Perspektiven aus Interaktionslinguistik und Kommunikationsforschung zu neuen Formen der Mensch-Technik-Interaktion und Künstlichen Intelligenz

Zur aktuellen gesellschaftlichen Diskussion um die Digitalisierung des Alltags, um künstliche Intelligenz und autonom agierende Technologien können Interaktionslinguistik und Kommunikationsforschung einen spezifischen Beitrag leisten. So entstehen beispielsweise neue Formen von technischen Artefakten - wie z.B. humanoide Roboter und Virtuelle Assistenten -, die mit Mitteln natürlich-sprachlicher Kommunikation und Interaktion gesteuert werden sollen und uns künftig als autonome Agenten in verschiedenen Alltagsbereichen als Assistenten, Companions o.ä. unterstützen könnten. Ihr Erfolg - so schreibt C. Brezeal (2003:167) als Pionierin der Social Robotics - hängt nicht nur von ihrer "Funktionalität ab, sondern auch von ihrer Fähigkeit responsiv zu sein und mit Menschen in natürlicher und intuitiver Weise zu interagieren“. Sollen sie im privaten, öffentlichen oder beruflichen Alltag eingesetzt werden, sind zudem ihre Akzeptanz durch die Nutzer wie auch ethische Fragen zentral. Einige dieser Aspekte zeigen sich in der aktuellen Diskussion um Smart Assistants wie Alexa, Siri etc., die nicht nur über – mehr oder weniger ausgebaute – Strategien der Dialoggestaltung verfügen, sondern dafür auch mittels Sensoren ihre Umwelt beobachten und ggf. Nutzerdaten zu ihrer eigenen Funktionalität und/oder Weiterentwicklung weitergeben.

Im Vortrag werden solche neuartigen Kommunikationstechnologien aus der Perspektive der Interaktionslinguistik und Kommunikationsforschung betrachtet und dabei einer zweifachen Frage nachgegangen: (1) Wie können Erkenntnisse aus Interaktionslinguistik und Multimodalitätsforschung zur Weiterentwicklung der Interaktionskompetenzen für (humanoide) Roboter beitragen? Dieses wird am Beispiel eines humanoiden Museumsroboters betrachtet, der Besucher einer Ausstellung begrüßt, sie auf Exponate hin orientiert und durch den Raum geleitet. Derartige Interaktionsaufgaben stellen grundlegende Anforderungen wechselseitiger Koordinierung an alle beteiligten Akteure, die sich wechselseitig beobachten und mittels Sprache, Gestik und Körperbewegung situativ und dynamisch aufeinander Bezug nehmen (Pitsch 2016, Pitsch et al. 2016). Es werden Ergebnisse aus den Forschungsprojekten 'Interaktion & Raum' (Volkswagenstiftung) sowie 'Interactional Coordiantion & Incrementality in Human-Robot-Interaction' (Exzellenzcluster 'Cogntivie Interaction Technology') präsentiert. - (2) Welche Auswirkungen hat der Einsatz solcher Technologien – hier: in Form eines Virtuellen Agenten – auf die Alltagsökologie der Beteiligten, wenn sie als Assistenzsysteme für Menschen mit Unterstützungsbedarf eingesetzt werden? - Am Beispiel des Virtuellen Assistenten 'Billie', der Senioren und Menschen mit kognitiven Einschränkungen bei der Tagesstrukturierung unterstützen soll, wurde im Rahmen des BMBF-Projekts 'KOMPASS' (Kopp et al 2008) erprobt, wie Menschen mit dem künstlichen Agenten in ihrem Alltagsumfeld umgehen, welche Auswirkungen die Technologie auf die Einstellung der Nutzer und die Interaktion/Koordinierung mit ihren gewöhnlichen Bezugspersonen hat.– Anhand dieser beiden Foki wird aufgezeigt, wie in interdisziplinärer Synergie von Interaktionslinguistik/multimodaler Kommunikationsforschung und Informatik/Robotik zu technischer Entwicklung und Erforschung gesellschaftlicher Implikationen von Technologie beigetragen werden kann wie auch ein neuartiges methodisches Instrumentarium zur Erforschung kommunikativer/interaktiver Prozesse entsteht.

Literatur
Breazeal, C. (2003): Toward sociable robots. Robotics and Autonomous Systems, 42(3-4), p.167-175.
Kopp, S., Brandt, M., Buschmeier, H., Cyra, K., Freigang, F., Krämer, N., Kummert, F., Opfermann, C., Pitsch, K., Schillingmann, L., Straßmann, C., Wall, E., Yaghoubzadeh, R. (2018): Conversational assistants for elderly users – The importance of socially cooperative dialogue. In: Proceedings of the AAMAS 2018 Workshop on Intelligent Conversational Agents in Home and Geriatric Care Applications, Stockholm, Sweden, p. 10–17.
Pitsch, K. (2016): Limits and Opportunities for Mathematizing Communicational Conduct for Social Robotics in the Real-World? Towards enabling a Robot to make use of the Human's Competences. AI & Society, 31(4), p. 587-593.
Pitsch, K., Dankert, T., Gehle, R., Wrede, S. (2016): Referential practices. Effects of a museum guide robot suggesting a deictic 'repair' action to visitors attempting to orient to an exhibit. In: Ro-Man 2016, New York, p. 225-231.

Presse

Bericht über die Linkon 5 auf Stadt 4.0:

https://m2.stadt40.de/a/1972/linguistik-kann-mehr-als-sprache

Pressebeitrag in der Hallo (erschienen am 11.01.2020):

 

Veranstaltungsnachbericht (von Paul Meuleneers, Verena Scheperjans, Miriam Maya Riewe):


Von Dialekt bis zu sprechenden Robotern. Fünfter Linguistischer Nachwuchskongress am 14.01.2020.

Am 14. Januar 2020 feierte der von Studierenden des Masters Angewandte Sprachwissenschaft des Germanistischen Instituts der Universität Münster organisierte Nachwuchskongress [linkon] sein fünfjähriges Jubiläum. Der Kongress fand im Festsaal des Schlosses der Westfälischen Wilhelms-Universität statt und war dank der interessanten und abwechslungsreichen Vorträge der Studierenden und vor allem durch den Gastvortrag der Keynote Speakerin Professor Doktor Karola Pitsch ein voller Erfolg.Dr. Netaya Lotze unterstützte die Studierenden und trug somit maßgeblich zum Gelingen der Tagung bei, ebenso wie die WWU.Campus.GmbH, das Germanistische Institut und der Fachbereich 09, die als Sponsoren gewonnen werden konnten.Aktuelle Studienprojekte zum EinstiegDie zehn Studierenden des Masterstudiengangs Angewandte Sprachwissenschaft gaben spannende Einblicke in ihre eigenen Forschungsprojekte aus den Bereichen Sprache im Wandel, Psycholinguistik, Sprache und Medien und Künstliche Intelligenz. Zwischen den 15-minütigen Beiträgen war Platz für rege Diskussionen zwischen Studierenden, Dozent*innen und fachfremden Personen. Beiträge zur Dialektologie und sprachlichen Assistenzsystemen fanden vor allem bei Lai*innen besonderen Anklang.Die durch eigene Forschungsprojekte der Studierenden gewonnenen Erkenntnisse wurden ansprechend aufbereitet und souverän von den motivierten Studierenden vorgetragen. So konnte das Publikum beispielsweise erfahren, dass Vorwurfsaktivitäten durch Messenger wie WhatsApp anders kommuniziert werden als in der Face-to-Face-Interaktion und Linguist*innen einen großen Beitrag zum richtigen Funktionieren von Sprachassistenten leisten können, deren stetige und schnelle Entwicklung noch lange nicht beendet zu sein scheint.Keynote zur Interaktion mit Robotern und Virtuellen AgentenAuch die Gastrednerin Prof. Dr. Karola Pitsch von der Universität Duisburg-Essen,deren Beitrag der krönende Abschluss der Tagung war, zeigte in ihrem Beitrag an einigen ihrer Forschungsprojekte, wie neue Formen der Mensch-Technik-Interaktion in Zusammenarbeit von Sprachwissenschaftler*innen und Informatiker*innen entwickelt und verbessert werden können.Sie stellte zwei Projekte vor, bei denen dank Erkenntnissen aus der Interaktionslinguistik und Kommunikationswissenschaft künstliche Intelligenz im Alltag nutzbar gemacht wurde.Das erste Projekt betraf die Entwicklung von Robotern, die als Museumsguides eingesetzt wurden. Nach anfänglichen Analysen zur Interaktion zwischen Besuchern eines Museums und menschlichen Museumsguides wurden den Robotern Bewegungsmuster implementiert, die in Reaktion auf bestimmte Handlungen der Besucher aktiviert wurden. So blinkten die Roboter beispielsweise, als die Museumsbesucher*innen den Raum betraten, um deren Aufmerksamkeit zu gewinnen, begrüßten Besucher*innen, sofern diese nah genug waren und boten ihnen zudem Informationen zu Bildern derAusstellung an.Dass dies nicht unproblematisch ablief und verschiedenste, uns selbstverständliche
erscheinende Handlungen, erst analysiert und anschließend dem Roboter beigebracht werden musste, zeigten einige Videos, die für einige Lacher im gut gefüllten Festsaal sorgten. Missglückte deiktische Handlungen durch die Roboter wurden durch Verbesserungen und erneutes Lernen korrigiert, die zu Korrekturhandlungen der Roboter in gewissen Situationen führten. So entwickelte Prof. Pitsch in Zusammenarbeit mitKolleg*innen aus der Informatik komplexe Robotersysteme, die Museumsbesucher*innen ihren Besuch erleichtern können und eine außergewöhnliche Museumsführung garantieren.Das zweite Projekt, welches die Keynote-Speakerin vorstellte, beschäftige sich mit den Potenzialen, aber auch ethischen Implikationen des Einsatzes von Sprachassistenten im Alltag von Senior*innen und Menschen mit kognitiven Einschränkungen. In diesem Projekt wurde der unter anderem durch sie entwickelte sprachliche Assistent Billievorgestellt. Dieser soll den Alltag erleichtern, indem er beispielsweise unterstützend bei der Terminplanung wirkt.Auch bei Billiezeigte Frau Pitsch einige Aspekte auf, die noch der Korrektur bedürfen, begeisterte die Zuhörer*innen ihres Beitrags aber ebensomit den eindeutigen Stärken des Systems.Die Ausführungen der Gastrednerin zu den ethischen Implikationen, die der Virtuelle Agent mit sich bringt, waren dabei besonders interessant. So erläuterte sie, dass eine der älteren Probandinnen es als unangenehm empfand von Billie„beobachtet“ werden zu können. Dazu, dass einem der Probanden mit kognitiven Einschränkungen der kritische Blick auf die Möglichkeit dieser Beobachtung fehlte, äußerte sie Bedenken.Der Gastvortrag konnte nur einen geringen Einblick in die komplexe Forschung von Prof. Pitsch geben, welcher die anwesenden Linguist*innen und fachfremden Personen begeisterte, bildete aber dennoch den krönenden Abschluss der Tagung auf welchen die Studierenden, Dozent*innen und anwesenden Gäste abschließend mit einem wohlverdienten Glas Sekt anstießen.

Journalistischer Artikel:


Künstliche Intelligenz steckt inzwischen in den meisten Geräten –viele Menschen kommunizieren sogar täglich mit digitalen Sprachassistenten wie Siri, Alexa oder Google.Das Jahr 2019 stand als Wissenschaftsjahr unter dem Thema der Künstlichen-Intelligenz-Forschung. Dass es dabei nicht nur um Informatik und weitere naturwissenschaftliche Fächer geht, beweist unter anderem die Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Karola Pitsch, die an der Universität Duisburg-Essen lehrt. Mit ihrem Teamforscht sie zum Themenschwerpunkt "Multimodaler Interaktion", unter anderem an Mensch-Maschine-Schnittstellen. Dazu setzen die Wissenschaftler*innen beispielsweise humanoide Roboter ein, die Besucher*innen in einem Museum herumführen sollen oder arbeiten mit Sprachassistenten für Menschen mit Beeinträchtigungen. "Insolchen Projekten versuchen wir unser Wissen darüber, wie Menschen miteinander kommunizieren, in Alltagssituationen zu übertragen und nutzbar zu machen für Mensch-Technik-Schnittstellen", erklärt Prof. Dr. Pitsch. Gleichzeitig untersuche sie auch, was der Einsatz solcher Sprachprogramme für Auswirkungen auf den Alltag der Menschen habe und erhoffe sich, dass die Sprachwissenschaft zu einem reflektierten und kritischen Blick auf diese beitragen könne. Insbesondere der Datenschutz sei dabei wichtig: "Damit ein autonomes, technisches System funktionieren kann, muss es einfach Daten aus seiner Umwelt beobachten und von den Nutzern auch erheben. Und wie viel Daten und Zugang zu meiner Privatsphäre möchte ich einem solchen technischen Gerät denn erlauben?" Akut erwarte sie keine Katastrophen, halte aber die Verständigung über, auch ethische, Richtlinien für notwendig.Am 14.01.2020 wird Prof. Dr. Karola Pitsch im Rahmen der fünften linkon-Tagung ihre Forschungsergebnisse zu technischen Assistenzsystemen vorstellen, die thematisch an die Künstliche-Intelligenz-Forschung des Germanistischen Institutes der Universität Münster anschließen.Die linkon ist eine von Studierenden des Masterstudienganges "Angewandte Sprachwissenschaft" des Germanistischen Institus der WWU Münster selbst organisierte und durchgeführte Tagung. Ab 10:00 Uhr geben die Studierenden in Kurzvorträgen Einblicke in ihre aktuellen Forschungsinteressen. Das Themenspektrum erstreckt sich dabei von soziolinguistischen Untersuchungen der Dialekte im Münsterland über Debattenkultur in den sozialen Medien bis hin zu Mensch-Maschine-Interaktion im Rahmen der Künstlichen-Intelligenz-Forschung. Der Vortrag von Prof. Dr. Pitsch beginnt um 18:15 Uhr. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Besuch –auch nur einzelner Vorträge –ist möglich und kostenlos. Alle Infos und das Programm gibt es auch auf der Homepage der linkon: https://www.uni-muenster.de/Germanistik/master_angewandte_sprachwissenschaft/linkon/index.html.