Abstracts zu den Vorträgen
Vanessa Schalkamp
Sprachliche Strategien der Werbung und Authentizitätsvermittlung bei Instagram
Sprache und Werbung befinden sich im Kontext des Web 2.0 und Social Media im Wandel. Instagram als hauptsächlich visuell orientierte Social-Media-Plattform wird zunehmend von Unternehmen genutzt, um ihre Produkte durch sogenannte ‚Influencer‘ zu bewerben. Wie sich diese Werbung sprachlich in gesponserten Posts in den sozialen Medien manifestiert und welche Unterschiede zur klassischen Printwerbung bestehen, ist Thema dieses Vortrags. Identifizierbarkeit und Glaubwürdigkeit sind essenziell für eine erfolgreiche Produktbewerbung. Das Zusammenspiel von Persuasion und Authentizität auf sprachlicher Ebene ist Kennzeichen einer neuen weniger informativ als emotional basierten Werbesprache in den sozialen Medien, die sich erst in den letzten Jahren herausgebildet hat und bisher auf linguistischer Ebene wenig erforscht ist.
Anna Lisa Lennartz
Alles Maskerade? Facework in den sozialen Medien
Seit der digitalen Revolution widmen viele Menschen einen großen Teil ihrer Lebenszeit der Onlinewelt – der Alltag wird von Computer und Smartphone bestimmt. Das Web 2.0 hat sich im Zuge dessen rasant von einem egalitären Raum zu einem professionellen Business entwickelt. Heute geht es mehr um den Verkauf von Produkten und eine makellose Inszenierung als um den grenzenlosen Austausch von Informationen. Auch die sozialen Medien haben sich als Teil des Web 2.0 einem Wandel unterzogen: Die Kommunikationsplattformen sind zu einer virtuellen Bühne für Selbstdarstellung geworden. Im Vortrag wird aus sprachwissenschaftlicher Perspektive vorgestellt, welchen Einfluss die virtuellen Interaktionsräume auf kommunikative Prozesse nehmen und wie UserInnen mittels Facework Identitäten erschaffen.
Jorma Timo Huckauf
Wikipedia, dat fre'e Nakieksel & Co. Asynchron-monologische niederdeutsche Websites im Fokus
Es mag kontraintuitiv erscheinen, Niederdeutsch als eine Sprechsprache (genauer: Mundart) des Deutschen ausgerechnet im Internet, dessen Conditio sine qua non Schriftlichkeit ist, zu untersuchen. Doch zeigt bereits ein erster quantitativer Befund, dass das World Wide Web und die regionale Varietät Plattdeutsch keinen Widerspruch darstellen: Spuckten die Suchbegriffe ‚Niederdeutsch‘ und ‚Plattdeutsch‘ 2004 lediglich 4.130 resp. 10.700 Treffer aus, so sind es heutzutage jeweils über eine Million. Ziel dieses Vortrags ist es mithin, das unübersichtliche Angebot an asynchron-monologischen plattdeutschen Websites zu klassifizieren und dabei zu eruieren, inwieweit diese als Teil der neuen Medien eine notwendige Ergänzung der traditionellen Medien und modernen Massenmedien für das Niederdeutsche darstellen.
Rieke Siemon
Kompass im Kopf – Raumkonzepte und ihr Einfluss auf die Gedanken
Wir sind so vertraut damit, dass alles rechts und links von uns, vor und hinter uns ist, dass wir diese Einteilung für ganz natürlich halten. Doch selbst scheinbar eindeutige Lokalisierungen wie vor dem Auto hängen mit unterschiedlichen Raumkonzepten zusammen, die in unserer Sprache aufeinandertreffen. Andere Sprachen haben Konzepte, die mit anderen Bezugspunkten arbeiten. Als Beispiel wird Guugu Yimithirr (eine Sprache der Aborigines) kurz vorgestellt, in dem die Ameise nicht über den linken, sondern den südlichen Fuß läuft. Dieses System nach Himmelsrichtungen wirkt sich nicht nur auf die Formulierungen aus, sondern auch auf die Wahrnehmung der Umwelt und mentale Strukturen.
Olga Cebanenko
Wortbildung im Sprachgebrauch – Fragestellungen, Forschungsergebnisse und Perspektiven
Seit der pragmatischen Wende (‚linguistic turn‘) hat der Sprachgebrauch gegenüber dem Sprachsystem an Bedeutung gewonnen. Die Wortbildung als eine der wichtigsten linguistischen Teildisziplinen, die sich mit den Verfahren zur Versprachlichung von Begriffen beschäftigt, hat nur marginal davon profitiert. In zahlreichen einschlägigen Einführungswerken kommt dem strukturellen langue-Aspekt immer noch eine tragende Rolle zu, wohingegen die parole weitestgehend ausgeklammert wird. In diesem Vortrag werden die bisherigen Forschungsergebnisse zur Wortbildung im Sprachgebrauch exemplarisch vorgestellt und diskutiert. Zudem sollen aktuelle Fragestellungen und Perspektiven kurz beleuchtet werden.
Anne Blanken
Einzelsprachspezifische Diskursstrategien und ihre Auswirkungen auf den Zweitspracherwerb
Hat unsere Sprache einen Einfluss darauf, was wir sagen (können) oder nur darauf, wie wir es ausdrücken? In der Kommunikation mit fortgeschrittenen ZweitsprachenlernerInnen können L1-SprecherInnen diese oft direkt als NichtmuttersprachlerInnen identifizieren und das, obwohl keine oder kaum Fehler im lexikalischen oder grammatikalischen Bereich auftreten. Die Ursache liegt hier auf einer anderen sprachlichen Ebene – der Ebene des Diskurses. Jede Einzelsprache zeichnet sich durch spezifische Prinzipien der Diskursorganisation aus, die eine besondere Hürde beim Erlernen einer Zweitsprache darstellen. Im Vortrag sollen Phänomene dieser Art kontrastiv erläutert und daraufhin untersucht werden, inwiefern sie in einer Zweitsprache durch spezifische Prinzipien der L1 evoziert werden.
Malte Greshake
Kindlicher Erwerb von Fragesätzen: Was kann uns die Produktion von Fehlern erzählen?
Die Fehlerproduktion beim Äußern von Fragen während des Erstspracherwerbs deutschsprachiger Kinder erlaubt differenzierte Analysemöglichkeiten. Um zu erklären, warum Kinder während bestimmter Erwerbsphasen W-Fragepronomen in Ergänzungsfragen auslassen, hat sich die Forschung mit diesem Thema bis zum heutigen Zeitpunkt theoretisch und empirisch auseinandergesetzt. In diesem Vortrag sollen die Ergebnisse einiger relevanter Studien präsentiert werden, die Ansätze aus unterschiedlichen linguistischen Perspektiven zur Analyse solcher Fehler präsentieren. Insbesondere scheint der sprachliche Input eine Rolle beim Erwerb von Fragen zu spielen. Entsprechend sollen in diesem Zusammenhang auch die Positionen unterschiedlicher Spracherwerbstheorien in Betracht gezogen werden.