Abstracts zu den Vorträgen
Annalena Brehm
Namenwahl und -wirkung bei E-Auto Modellen
VW ID Buzz, Nissan LEAF und Lucid Air Pure: Immer mehr Autohersteller steigen in den Elektroautomarkt ein. Um sich von der Konkurrenz auf dem Automarkt abzuheben, kann neben der Präsentation in der Werbung auch der Modellname selbst entscheidend sein. Dabei sind vor allem die Assoziationen, die diese Namen hervorrufen sollen, maßgeblich: E-Autos sollen als besonders umweltfreundlich, verlässlich und effizient dargestellt werden (vgl. Zheltukhina et al. 2020: 5). Dieser Vortrag geht der Hypothese nach, dass Hersteller, die nur Elektro-Autos produzieren, andere Werbestrategien verfolgen als Hersteller, die sowohl E-Autos als auch Benziner auf den Markt bringen. Ziel ist der Vergleich der Strategien bei der Namenwahl von Elektro-Modellen und bei ihrer Präsentation in der Werbung. Gibt es strukturelle Unterschiede hinsichtlich ihrer Morphologie und Onomastik bei der Wahl der Modellnamen bei Elektro-Modellen im Vergleich zu Benziner Autos? Welche Merkmale lassen sich erkennen? Dafür werden mit Hilfe einer Korpusanalyse von Werbeanzeigen verschiedener Hersteller, Modellnamen und Werbeanzeigen von Elektro-Autos und von traditionellen Benzinern hinsichtlich der Namenwahl und -wirkung, sowie der Einbettung der Namen in die Gesamtpräsentation der Anzeige untersucht.
Literatur
Zheltukhina, M. R., Slyshkin, G. G., Caselles, C. G., Dubinina, N. V., Borbotko, L. A., Shirokikh, A. Y., & Sausheva, H. V. (2020). Automobile Media Discourse: Verbal MediaPresentation of the Electric Cars. Online Journal of Communication and Media Technologies, 10(3), https://doi.org/10.29333/ojcmt/7933.
Sophia Krüger
kärchern, whatsappen, googeln, ... - Eine Korpusanalyse zum Grad der Deonymisierung markenspezifischer Verben im Deutschen
Die Deonymisierung markenspezifischer Verben im Deutschen beschreibt den Prozess, bei dem Verben, die sich ursprünglich von Markennamen ableiten, zu generisch verwendeten Verben werden. Zu beobachten ist jedoch, dass nicht alle markenspezifischen Verben gleichermaßen den Einzug in die deutsche Sprache erhalten haben. Daher widmet sich diese Pilotstudie dem diachronen Prozess der „deonymischen Derivation“ (Fleischer 1992: 66) und geht der Frage nach, wie sich ausgewählte markenspezifische Verben auf einer angenommenen Skala der Deonymisierung einordnen lassen. Auf der Grundlage einer Vorstudie wurden die Verben swiffern, kärchern und föhnen aus dem Haushaltsbereich sowie powerpointen, whatsappen und googeln aus dem Bereich der Informationstechnologie für die Korpusanalyse ausgewählt. Die graduelle Verortung der Verben auf der angenommenen Skala basiert hauptsächlich auf formalen Aspekten. Es werden jedoch auch darüber hinaus u. a. Aspekte der Lexikologie wie die Listung der markenspezifischen Verben im Wörterbuch Duden online berücksichtigt.
Literatur
Fleischer, W. (1992): Name und Text. Ausgewählte Studien zur Onomastik und Stilistik. Tübingen.
Lioba Müller
Der Gebrauch von Namen in Schulbüchern: Projektsionsfläche von (Geschlechter-) Stereotypen?
Schule ist ein Ort sozialer Begegnung und Vielfalt. Für Kinder ist die Schulzeit ein prägender Bestandteil ihres Alltags, sowohl zeitlich als auch emotional. Umso größer ist die Bedeutung von Rollenbildern, mit denen die Schüler:innen in dieser Zeit in Kontakt kommen. Ein Ort, in dem Rollenbilder produziert werden, sind Schulbücher. Dies hat eine schwedische Studie bereits gezeigt (Aldrin 2021). Der Vortrag untersucht die Darstellung und Entwicklung von Namen und Stereotypen in deutschen Schulbüchern in zwei verschiedenen Jahren. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sprachliche Mittel – insbesondere die Verwendung von Namen – zur Konstruktion und Reproduktion von Stereotypen und Geschlechterrollen beitragen. Die Analyse berücksichtigt sowohl sprachliche Aspekte, wie die Häufigkeit und Art der Namensnennung, als auch die Kategorisierung der Personen mit verschiedenen Tätigkeiten oder Charaktereigenschaften. Ziel ist es, Veränderungen von Namen und Geschlecht in Bezug auf Stereotype zu identifizieren und kritisch zu hinterfragen, ob Schulbücher als Medium dabei eine Rolle spielen und wenn ja welche.
Literatur
Aldrin, Emilia. 2021. Representing Sweden. A diachronic study of names and illustrations in Swedish textbooks from the 20th and 21st centuries. In: Beiträge zur Namenforschung. Jahrgang 56, 1-2, S. 63-78.
Lina Ren
Eine empirische Untersuchung zu der "Ba"-Konstruktion beim Zweitsprachenerwerb des Chinesischen von Muttersprachlerinnen des Deutschen
Die „Ba“-Konstruktion ist eine der gebräuchlichsten Ausdrucksweisen unter chinesischen Muttersprachlern, aber auch einer der schwierigsten grammatikalischen Punkte für diejenigen, die Chinesisch als Fremdsprache lernen, da in vielen Sprachen keine vergleichbaren Konstruktionen existieren. Und im Gegensatz zur üblichen Reihenfolge, Subjekt-Prädikat-Objekt, im modernen Chinesischen betont die „Ba“-Konstruktion die Positions- oder Zustandsveränderung des Objekts, indem das Objekt vor das Prädikatverb gestellt wird: S-BA-O-V. (vgl. Li 1924, Zhang 2000, Lu 2011) Ob und wie verwenden deutsche Chinesischlernerinnen denn die „Ba“-Konstruktion? Es wird vermutet, dass deutsche Chinesischlernerinnen, unabhängig von ihren Chinesisch-Kenntnissen, a) die „Ba“-Konstruktion häufig auslassen/vermeiden, b) häufig zu Übergeneralisierung neigen, und c) viele Fehler bei der Verwendung von „Ba“-Konstruktion produzieren. Zu diesem Zweck wird ein empirisches Online-Experiment entwickelt: Es beinhaltet zunächst eine freie Textproduktion, bei der die Videoclips auf Chinesisch beschrieben werden sollen, und einen zweiten Teil, bei dem die Probandinnen entscheiden müssen, ob die vorgegebenen Sätze grammatikalisch korrekt sind. Bei fehlerhaften Sätzen müssen sie eine Korrektur durchführen. (In diesem Abstract wird durchgehend das generische Femininum verwendet.)
Literatur
Li, Jinxi. 1924. Xinzhu guoyü wenfa. Beijing: Commercial Press. Zhang, Bojiang. 2000. Lun „BA“zijü de jüshi yüyi. In: Yüyan yanjiu. Lu, Fubo. 2011. Duiwai hanyü jiaoxue shiyong yüfa. Beijing: Beijing Language and Culture University Press.
Franziska Schwenniger
Individuelle Mehrsprachigkeit im DaF-Kontext: Eine Analyse narrativ-sprachbiographischer Interviews mit georgischen Lehrkräften
Der Vortrag widmet sich Erzählungen zum Erwerb des Deutschen als Fremdsprache, die in narrativen sprachbiographischen Interviews mit georgischen DaF-Lehrkräften untersucht werden. Bislang liegen keine systematischen Analysen vor, die individuelle Perspektiven auf Mehrsprachigkeit bezüglich des DaF-Erwerbs aus interaktionaler Perspektive untersuchen. Die Studie setzt hier an und richtet den Fokus insbesondere auf Mehrsprachigkeitserfahrungen und Sichtweisen auf die deutsche Sprache in den Erzählungen, die systematisch kategorisiert werden sollen. Anhand einer gesprächslinguistischen Analyse wird gezeigt, wie die georgischen DaF-Lehrkräfte inhaltliche Aspekte – wie Motivationen, Erwerbserfahrungen oder Nutzungskontexte – mit sprachlichen Strategien narrativ verknüpfen. Dabei wird eine methodische Synthese vorgeschlagen, die Interviews sowohl als Erhebungsinstrument als auch als Forschungsgegenstand versteht, um sie nicht nur als Informationsquelle, sondern auch als eine Form der Interaktion zu betrachten (Talmy 2010, 2011; König 2014). Der Vortrag präsentiert erste Analyseergebnisse und trägt zu einem vertieften Verständnis individueller Mehrsprachigkeit bei, wobei neue Impulse für die Diskussion über sprachbiographische Erzählungen im DaF-Bereich gesetzt werden.
Literatur
König, Katharina. 2014. Spracheinstellungen und Identitätskonstruktion. Eine Gesprächsanalytische Untersuchung sprachbiographischer Interviews mit Deutsch-Vietnamesen. Berlin: de Gruyter.
Talmy, Steven. 2010. “Qualitative interviews in applied linguistics: From research instrument to social practice.” In: Annual Review of Applied Linguistics 30. Cambridge: Cambridge University Press, 128–148.
Talmy, Steven. 2011. “The interview as collaborative achievement: Interaction, identity, and ideology in a speech event.” In: Applied Linguistics 32. Oxford: Oxford University Press, 25–42.
Leonie Weichert
Am bekanntesten? Am meisten bekannt? Der analytische Superlativ in pränominalen Adjektiven
Der Vortrag nimmt das Phänomen des analytischen Superlativs in pränominal gebrauchten Adjektiven in der Form [am meisten AdjektivPOS] in den Fokus (z.B. die am meisten gefährdete Region). Die Form konkurriert mit der üblicheren synthetischen Bildungsweise mit der Endung -st (die gefährdetste Region). Die Forschung widmete sich bisher vornehmlich dem Komparativ-Äquivalent [mehr AdjektivPOS]. Ergebnisse dazu aus einer Studie von Hahn (2022) sowie die Ergebnisse einer explorativen Vorstudie zum analytischen Superlativ mit Korpusdaten (DWDS-Zeitungskorpus Die ZEIT) deuten darauf hin, dass die am-meisten-Konstruktion über weniger zeitstabile Partizipien in den Gebrauch kommt und sich über lexikalisierte departizipiale Adjektive ausbreitet - womöglich bis hin zu prototypischen, zeitstabileren Adjektiven?Basierend darauf stelle ich folgende Hypothese auf: Die Zeitstabilität eines Adjektivs/Partizips hat einen Einfluss (Effekt) auf die Akzeptabilität des analytischen Superlativs mit am meisten. Es werden Akzeptabilitätsurteile zu Adjektiven/Partizipien unterschiedlicher Zeitstabilität erhoben und mithilfe von statistischen Verfahren ausgewertet, um Aussagen über die Grammatikalisierung der am-meisten-Struktur zu machen.
Literatur
Hahn, Susanne. 2022. Weniger ist mehr? Der analytische Komparativ im Deutschen, FAU Studien aus der Philosophischen Fakultät 24, Erlangen: FAU University Press.
Miran Turan
Ist die Wahl des Mudus nach der Konjunktion aprés que textsortenabhängig?
Es ist allgemein bekannt, dass bestimmte Konjunktionen im Französischen den Subjunktiv auslösen. Mit der Konjunktion après que bewegen wir uns jedoch im Bereich der französischen Zweifelsfälle. Trotz der normativen Vorgabe, den Indikativ zu verwenden, finden wir dennoch häufig den Subjunktiv (1):
(1) Poursuivre les exercices et les traitements même après que vous vous sentiezmieux aidera à prévenir la réapparition de la douleur. (frTenTen23)
Der Vortrag widmet sich der Frage, ob die Wahl des Modus nach der Konjunktion après que textsortenabhängig ist. Wir teilen die Annahme, dass es einen Zusammenhang zwischen der abhängigen Variable Modus und der unabhängigen Variable Textsorte gibt. Um dies zu untersuchen, führen wir eine Korpusstudie durch. Die Daten werden sowohl deskriptivstatistisch, d.h. zu Kennzahlen und zu einem Säulendiagramm verdichtet, als auch inferenzstatistisch mithilfe eines Chi-Quadrat-Tests ausgewertet, um zu überprüfen, ob zwischen diesen beiden Variablen ein Zusammenhang besteht. Sollte dies der Fall sein, wird noch als Effektstärke Cramérs V ermittelt.