Perspective Daily hat den Konstruktiven Journalismus nach Deutschland gebracht – bei dem Online-Magazin mit 12.000 zahlenden Leserinnen und Lesern gibt es täglich einen Artikel, der Lösungen diskutiert.
Schlechte Nachrichten machen hilflos. Eine Berichterstattung, die auch Lösungen diskutiert und aufzeigt, motiviert. Das ist die zentrale Idee des Konstruktiven Journalismus. „Studien haben gezeigt, dass Texte, die verschiedene Lösungen diskutieren, zu mehr Interesse führen, positive Emotionen erzeugen und eine erhöhte Handlungsbereitschaft generieren können.“ So begründet Perspective Daily seine Philosophie. Dass das Online-Magazin dazu auf Studien aus der psychologischen und neurowissenschaftlichen Forschung verweist, spiegelt bereits das Konzept des Formats.
„Wann immer es möglich ist, nutzen wir eine Datenbasis oder wissenschaftliche Erkenntnisse als Fundierung“, sagt Han Langeslag, der Perspective Daily gemeinsam mit Maren Urner gegründet hat. Perspective Daily berichtet wie andere Medien auch über Umweltzerstörung, Kriege oder soziale Probleme. Aber sie hören nicht bei der Problembeschreibung auf. Sie zeigen auch, was die nächsten Schritte sein können, welche Ideen und Alternativen es schon gibt. Jeden Tag mit einem Artikel.
2015 haben Maren Urner und Han Langeslag für diese Gründungsidee ein EXIST-Stipendium erhalten und hatten damit die Möglichkeit, ihr Unternehmen zu entwickeln. Teil des Geschäftskonzepts war eine Crowdfunding-Kampagne, die von Mitte Januar bis Ende März 2016 gut 500.000 Euro einspielte. „Es ging nicht nur darum, Geld einzusammeln, sondern Menschen für die Idee zu gewinnen.“ Das Gründungs-Team musste Wege finden, medienwirksam zu sein – auch ohne eigenen Promi-Faktor. Sie gewannen u.a. die Schauspielerin Nora Tschirner als Multiplikatorin. Mehr als 12.000 Menschen beteiligten sich an der Kampagne. Im Juni 2019 feiert Perspective Daily seinen dritten Geburtstag.
Maren Urner und Han Langeslag haben in Deutschland, den Niederlanden und England studiert. Von dort brachten sie ihre wissenschaftliche Ausbildung mit und journalistische Vorbilder wie das niederländische Format „De Correspondent“. „Unsere Grundidee war von Anfang an da“, sagt Maren Urner. „Beim Aufbau der Website haben wir uns einiges abgeschaut. Aber der Prozess, wie ein Artikel entsteht unterscheidet sich stark.“ Bei Perspective Daily gilt das Peer Viewing-Prinzip aus der Wissenschaft. An jedem Artikel arbeiten in unterschiedlichen Phasen mindestens zwei oder drei Autorinnen und Autoren. Und das erfordert eine ziemlich offene Haltung: „Möglichst viel Feedback ist ein Kompliment und wir haben gemeinsam ein Interesse an guten Ergebnissen.“
Zu dieser anderen Haltung in der journalistischen Arbeit gehört auch eine andere Ausrichtung als Arbeitgeber im Journalismus. Von Anfang an hatten Maren Urner und Han Langeslag das Ziel, feste Arbeitsplätze zu schaffen. „Wir richten uns gegen den Trend im Journalismus mit immer mehr „festen Freien“ und immer größerer Unsicherheit für die Journalisten. Wir wollen verlässliche Einkommen und keine Ellbogenmentalität.“ Von Anfang an hatten sie ein Team von etwa acht festen Mitarbeitenden für Text, Redaktion, Design, Entwicklung und Öffentlichkeitsarbeit, daneben Gastautorinnen und -autoren und Studierende im Praktikum. Feedback ist auch die treibende Kraft im Dialog mit den Leserinnen und Lesern. „Wir wollen sie noch stärker einbinden und wissen, was sie lesen und was sie damit tun. Die Leser sind und bleiben unser wichtigstes Marketing-Instrument.“
„Bei Perspective Daily handelt es sich um ein spannendes Projekt eines kreativen und energiegeladenen Teams. Wissenschaftliche Komplexität zu einem so herausfordernden Thema wie Nachhaltigkeit runterzubrechen und mit konkreten Handlungsmöglichkeiten zu verbinden, ist ein ehrgeiziges Unterfangen, das bei Perspective Daily eine interessierte Leserschaft gefunden hat.“
Drei Fragen an Perspective Daily
Was hat euch bei der Gründung geholfen?
Das EXIST-Stipendium war für uns enorm wichtig. Es hat uns den Freiraum gegeben, uns vollständig auf die Entwicklung des Unternehmens fokussieren zu können. Bei der Antragstellung hat uns Janita Tönnissen von der AFO sehr unterstützt. Schließlich kamen wir ja als Quereinsteiger an die WWU. Wichtig war für uns dann Nora Tschirner als Multiplikatorin. Sie hat durch ihre Präsenz im TV die Reichweite für unser Projekt sehr vergrößert.
Welche Bedeutung hat es, dass ihr im Team gegründet habt?
Wir haben unterschiedliche Stärken und Aufgaben und können einander unterstützen. Gründen ist auch eine psychologische Herausforderung. Es ist einfach wichtig, eine Person an der Seite zu haben, die das Gleiche durchmacht. Außenstehende können das nicht gut verstehen. Und außerdem soll es ja Spaß machen. Zu zweit kommt auch Motivation.
Welche Beratung habt ihr genutzt?
Wir haben relativ wenig Beratung von außen, wenn es um konzeptionelle oder inhaltliche Fragen geht. Wir setzen auf Crowdsourcing und das Wissen in unserem Team. Wir haben immer wieder Praktikanten aus allen Disziplinen und von Hochschulen aus Deutschland und darüber hinaus. Hier steckt ein enormes Wissen. Den Fehler machen viele Unternehmen: Dass sie das Potenzial im eigenen Haus nicht sehen und nutzen.
Informationen zum Gründerteam
Info
Perspective Daily UG (haftungsbeschränkt)
Geister Landweg 3
48153 Münster
post@perspective-daily.de
www.perspective-daily.de
0251-9756-5742
Auszeichnungen und Preise
August 2015 bis Juli 2016 EXIST-Gründerstipendium
2015 Auszeichnung als Kultur- und Kreativpiloten des Bundes
2016 Auszeichnung mit dem Werkstatt-N-Nachhaltigkeitssiegel
2017 Nominierung für den Grimme Online Award