„Wir drehen uns schnell, um uns zu verbessern“
„Wir drehen uns schnell, um uns zu verbessern“
„Ein jederzeit offenes Ohr, die richtigen digitalen Tools und persönliche Beratung durch Expert*innen helfen, Mitarbeitende gesund und glücklich zu halten.“ So einfach klingt es, wenn Lara von Petersdorff schildert, wie Unternehmen ihre Angestellten bestmöglich unterstützen können.
Evermood heißt das Startup von Lara von Petersdorff und Marvin Homburg, mit dem sie Teams gesünder und stärker machen wollen. Ihre Mission: Lösungen für ein Problem finden, für das es noch keine Lösung gab.
Denn immer mehr Menschen werden an ihrer Arbeit krank. Hoher Arbeits- und Erfolgsdruck, ständige Erreichbarkeit auf unterschiedlichen Kanälen, Konflikte, die nicht angesprochen werden – was Einzelne individuell belastet, ist für Unternehmen ein echter wirtschaftlicher Schaden. „Auf 15 Milliarden Euro belaufen sich einer Studie der TK zufolge allein die Kosten durch psychische Erkrankungen von Beschäftigten“, sagt Lara von Petersdorff. „Menschen brauchen mehr als je zuvor eine aktive Unterstützung, um gesund und motiviert zu bleiben.“ Drei Fünftel aller Mitarbeitenden wünschen sich einer Studie zufolge digitale Hilfe und Beratung.
Evermood bietet genau das und macht damit die Mitarbeiterunterstützung interaktiver, individueller und persönlicher. So finden die Beschäftigten über eine Web-App präventive Unterstützung durch eine digitale Wissensbibliothek. Mitarbeitende erhalten hier Hilfe für all ihre Fragen und Anliegen - und zwar jederzeit und von überall. Dazu gehört beispielsweise Selbsthilfe bei Stress, Burnout oder dem richtigen Umgang mit Gefahrensituationen. Unternehmen können zudem eigene Inhalte wie Dienstvereinbarungen oder Gesundheitsangebote hinterlegen. Wird weitere Unterstützung gewünscht, vernetzt Evermood Mitarbeitende mit qualifizierten Ansprechpersonen und ermöglicht sowohl persönliche als auch anonyme Beratungsgespräche. "Für den Großteil unserer Kunden liegt ein zentraler Mehrwert darin, insbesondere ihre Mitarbeitenden im Außendienst mobil per Web-App zu erreichen und auf die bestehenden Angebote, Vereinbarungen und Vertrauenspersonen hinzuweisen."
Das Unternehmen wiederum kann sich über anonymisierte Auswertungen einen Eindruck vom gesundheitlichen und kulturellen Zustand des Teams machen und entsprechend reagieren. Zum Beispiel mit gezielten Kommunikationskampagnen oder themenbezogenen Coachings durch Expert*innen. Auch die Erweiterung um eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist schon bald über Evermood möglich.
Marvin Homburg und Lara von Petersdorff haben an der WWU Münster Betriebswirtschaft studiert. Das Startup, mit dem sie sich 2018 selbstständig machten, hieß zunächst Lytt und war im Kern ein anonymer Kommunikationskanal für Unternehmen. Die Förderung durch das EXIST-Stipendium 2018/2019 ermöglichte dem Team einen intensiveren Forschungsprozess und letztlich den Markteintritt auf einem neuen Niveau. Mit Evermood hat sich das Gründungsteam 2019 neu aufgestellt, den Unternehmenssitz nach Berlin verlegt, einen Investor ins Boot geholt und in einem intensiven Rebranding-Prozess die Idee mit zusätzlichen Bausteinen weiterentwickelt.
„Wir sind ein Team von Visionären und Andersdenkenden“, schreibt Evermood selbstbewusst auf der eigenen Website. Dies zu gestalten, ist eine besondere unternehmerische Aufgabe. „Wir sind direkt aus der Uni ins eigene Unternehmen gegangen und mussten schnell lernen, wie es ist, Verantwortung für mehrere Personen und ihre Entwicklung zu haben“, sagt Marvin Homburg. „Wir drehen uns schnell, um uns zu verbessern, aber wir müssen auch dafür sorgen, dass wir alle mitnehmen.“
„Evermood ist eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und Europäischen Sozialfonds geförderte Hochschulausgründung aus der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Es handelt sich dabei um einen evidenzbasierten Ansatz für die eigene Selbstvorsorge sowie die Stärkung von organisationalem Gesundheitsmanagement."
Drei Fragen an Evermood
Welche Unterstützung war bzw. ist für euch im Gründungsprozess wichtig?
Für uns waren die Founders Academy in Bielefeld, das Digital Hub in Münster und der Austausch mit anderen Gründern und deren ehrliches Feedback wichtig. Das bekommt man nicht von Freunden oder Verwandten. Dazu gehört es auch, die eigene rosarote Brille abzusetzen, die richtige Fragen zu stellen und nicht nur solche, bei denen man sich Bestätigung abholt.
Ihr habt die rosarote Brille abgesetzt, euch von eurer ersten Unternehmensidee verabschiedet und noch mal neu angesetzt. Wie schwer war das?
Wir hatten ein Jahr lang an Lytt gearbeitet. Es ist wichtig, nicht sofort den Stecker zu ziehen, wenn klar wird, dass sich die Richtung ändern muss. Es hat geholfen, sich nicht auf unsere bisherigen Ansatz zu fokussieren, sondern auf das Problem, das wir lösen wollen. Denn wenn es darum geht, ein Problem zu lösen, dann fällt es auch nicht schwer, so lange zu iterieren und Neues auszuprobieren, bis es passt.
Wie gelingt es, direkt aus der Uni und ohne Berufserfahrung zu gründen?
Wenn man direkt aus der Uni heraus gründen möchte, sollte man in jedem Fall für die eigene Idee brennen und gewillt sein, eine Menge Zeit und Energie auch außerhalb des Hörsaals zu investieren. Die geringe Berufserfahrung gleichen wir unter anderem durch den engen Austausch mit all den Expertinnen und Experten in unserem Advisory Board aus. Hier gilt es aber auch immer, das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen nicht zu verlieren.
Informationen zum Gründerteam
Gründer*innen
- Lara von Petersdorff
- Marvin Homburg
Förderungen und Preise
- 2018/2019 EXIST BMBF
- GENERATION-D Auszeichnung als Start-up mit sozialem Mehrwert
- Erster Preis im „Innovativen Konfliktmanagement“, verliehen vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz und dem Round Table Mediation und Konfliktmanagement
- 2. Platz im NRW Hub Battle 2019
- Nominiert für den Beautiful Software Award 2019 in der Kategorie „naturally diverse”