fileee sieht aus wie ein Schuhkarton mit einem Dach. Die Kiste selbst ist das analoge Backup fürs Papierarchiv, die Innovation steckt in der fileee-App und der dazugehörigen digitalen Ablage. „Wir suchten eine Lösung zur Bewältigung des lästigen Papierkrams“, sagt Marius Gerwinn zur fileee-Idee. Das „Dokumentenmanagementsystem für Privatleute“ ist ein Tool für alle, die spätestens bei der jährlichen Steuererklärung an Belegen, Formularen und Rechnungen verzweifeln. „Die Menschen hängen an ihren Aktenordnern, wenn sie ihre Unterlagen für Versicherungen, Steuern oder Verträge aufbewahren. Wir helfen ihnen, hier etwas zu verändern und zu Zeit zu sparen.“
2011 entstand die fileee-Idee an der WWU Münster. Apps gab es damals noch nicht, kaum Cloud-Lösungen, keine Verknüpfung mit analogen Aufbewahrungspflichten und erst recht kein handhabbares System für den Privatgebrauch. Dass die Idee überhaupt das Licht der Welt erblickte, verdanken die Wirtschaftsinformatiker Marius Gerwinn und Arne Osthues einem Business-Plan-Seminar an der Uni. „Dafür gab es damals viele Credit-Points“ – und nebenbei entstand ein Plan für fileee. „Was wir vor Jahren entwickelt haben, ist noch immer der Kern von fileee“, sagt der Gründer.
„Mit dem ersten Preis für die Gründungsidee war klar, wohin die Reise geht. Wir haben das Potenzial ziemlich schnell gesehen. Mit dem EXIST-Stipendium fiel der Startschuss dann endgültig.“ Das Startup profitierte von der Förderung und Räumen an der Uni und investierte in die weitere Entwicklung. „Nach sechs Monaten war unser Produkt für Technikaffine marktreif, aber wir wollten ein Produkt für alle.“ Die offizielle Beta-Version ging 2012 an den Start. Seitdem behauptet sich fileee neben den großen Platzhirschen und wächst stetig.
Möglich wird das auch durch eine kooperative Vertriebsstrategie mit dem Unternehmen ITyX. fileee entwickelt in der Unternehmensgruppe technologische Lösungen für die Kundenkommunikation und nutzt die Kontakte zu den gewerblichen Kunden zugleich für das B2C-Marketing von fileee und der fileeeBox. Die rasante Entwicklung des Marktes und das Tempo der Digitalisierung machen Marius Gerwinn keine Sorgen – eher im Gegenteil: „Wir haben ein erklärungsbedürftiges Produkt“, sagt er. „Je stärker die Digitalisierung auch den Alltag durchdringt, umso eher finden Kunden Zugang zu Lösungen wie fileee.“ Je mehr Menschen fürs Archivieren von Fotos und andere Daten Clouds nutzen, umso mehr werden sie sich von ihren liebgewonnenen Aktenordnern verabschieden können. Denn schließlich ist der Schuhkarton, in dem alle wichtigen Papiere fein säuberlich gestapelt und abgelegt sind, auch noch da.
„Als fileee 2010 unseren Startup-Wettbewerb ‚ERCIS Launch Pad‘ gewann, da waren alle drei noch Bachelor-Studenten. Was uns bei ihrem Pitch unheimlich beeindruckte: Da stellten Studenten keine Seminararbeit vor, sondern einen Business Case. Dokumentenmanagement in elektronischer Form gab es schon, aber dies für Privatanwender einfach runterzubrechen, das war der innovative Schritt. Sie sind dann zügig gestartet und zeigen mit der Entwicklung ihres Unternehmens, dass sie verstanden haben, wie das Geschäft funktioniert und was ihr Produkt kann. Mit der fileeeApp und der fileeeBox haben sie sich gegen große professionelle Anbieter durchgesetzt, die es schon gab. Ich bin sicher, dass uns der nächste technologische Sprung bevorsteht und ich traue den Jungs zu, dass sie dabei sind und die Entwicklung kommen sehen.“
Drei Fragen an fileee
Was hat euch bei der Gründung am meisten geholfen?
Das EXIST-Stipendium war wichtig für uns, denn die Nähe zur Uni ist ein großer Vorteil. Die WWU hat einen guten Ruf und davon profitieren wir im Marketing auch. Was in einer Studentenstadt auch ein großer Vorteil ist: Hier gibt es immer Personal, viele motivierte Studenten sind für ein Startup super. Wir haben anfangs viel mit Werkstudenten und Praktikanten gearbeitet. Wer Lust und Ideen hatte, konnte mitmachen. Und wer richtig gut war, wurde anschließend übernommen.
Was war strategisch in der Anfangsphase wichtig?
In der Entwicklung ist es – nicht nur am Anfang – wichtig, immer nah am Produkt zu sein. Kein Produkt funktioniert, wenn man es nicht selbst ausprobiert. Und wir waren und sind immer sehr pragmatisch – also schnell ins Handeln und Tun kommen, Zufälle produzieren und Netzwerke und Kontakte nutzen.
Welche Hürden musstet ihr überwinden?
Es gibt immer wieder Hürden, aber eine erste größere Hürde war die Anschlussfinanzierung nach dem Ende der EXIST-Förderung. Wir hatten eine Lücke von einem halben Jahr. Da hilft es, dass man als Student noch keine so hohen Ansprüche an den Lebensstandard hat und ein Team, das zusammenhält.
Informationen zum Gründerteam
fileee GmbH
Windthorststraße 68
48143 Münster
Phone: +49 251 323 68 309
hello@fileee.com
www.fileee.com
Gründer
- Marius Gerwinn
- Arne Osthues
- Eike Thies
Förderungen und Preise
- 2010 - Startup-Wettbewerb "ERCIS Launch Pad"
- 2012 - EXIST
- 2012 - 2b AHEAD Future Award "Innovativstes Geschäftsmodell"
- 2016 - Insurance IT-Innovation Award der Universitäten St. Gallen und Leipzig
- 2018 - We do Digital-Award
- 2018 – Förderung durch den Open Integration Hub
- 2019 – Telekom Techboost Program