Bex-Biotec entwickelt Testverfahren zum Pflanzenschutz und findet ökologische Alternativen für Unternehmen
„Wir arbeiten für die Pflanze, nicht gegen etwas. Wir stärken ihr Immunsystem.“ So erklärt Dr. Rebecca Melcher für Laien verständlich das Prinzip, auf dem die Arbeit von Bex-Biotec beruht. Damit eine Pflanze Resistenzen gegen Pilzbefall oder Schädlingen entwickeln kann, gegen starke Witterungseinflüsse gewappnet ist und auf Herbizide oder Pestizide verzichtet werden kann, hilft die Forscherin der Pflanze, sich selbst zu helfen.
In Zeiten, in denen Gifte auf den Äckern immer mehr in die Kritik geraten, werden alternative Methoden zum Pflanzenschutz für die Industrie zunehmend interessant. „Wir spüren ein Umdenken“, sagt Rebecca Melcher. „Früher wurde abgewunken, wenn sich nur zu 85 Prozent Resistenzen erreichen lassen. Das ist das inzwischen anders. Wir kommen ins Gespräch. In vielen Unternehmen wird an Alternativen geforscht.“ Die Testverfahren, die Bex-Biotec den Unternehmen anbietet, basieren auf der Analyse von Biomolekülen. Das Besondere der Bex-Biotec Verfahren: Sie verknüpfen das Wissen um die Pflanzenschutzmechanismen mit Stresstest und Wachstumsnachweisen, die schnell funktionieren.
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen aus dem Düngemittel- und Pflanzenschutzsektor, die keine eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen haben, ist das eine interessante Dienstleistung. Mit Bex-Biotec steigen sie gemeinsam in eigene Forschungsprojekte ein. Dabei unterstützt das Startup sowohl die Entwicklung neuer Substanzen als auch die Testung bestehender Produkte auf ihre Wirksamkeit bei unterschiedlichen Pflanzen und unter wechselnden Bedingungen.
Dass aus den Ergebnissen ihrer jahrelangen Forschungsarbeit einmal ein Unternehmen würde, damit hatte Rebecca Melcher selbst nicht gerechnet. „Ich wollte immer selbstständig sein und suchte nach einer Idee“, erzählt sie. Als sie im Gespräch mit Janita Tönnissen von der Arbeitsstelle Forschungstransfer der WWU ihre bisherigen Ergebnisse schilderte, war deren Einschätzung: Das reicht doch schon, das ist die Idee!
Und dann ging alles relativ schnell. Rebecca Melcher bewarb sich Ende 2016 mit einem Team um die EXIST-Förderung. Ab November 2017 konnte sie ihr Unternehmen mit Hilfe der Förderung aufbauen, das Marketing entwickeln, die Forschung weiterführen und vor allem die Rechte an ihrem inzwischen patentierten Verfahren behalten. Über KMU innovativ und das NRW-Gründerstipendium gab es Folgefinanzierungen. Nun geht es darum, weitere Kunden zu gewinnen und ggf. auch Investoren zu finden. „Ich mache zeitweise nichts anderes als mit Leuten zu sprechen und Kaffee zu trinken“, sagt Rebecca Melcher und lacht. Ihr Wunsch: „Ich möchte unsere Produkte weiterentwickeln, auch in 15 Jahren noch selbst forschen und ein eigenes Unternehmen führen.“
„Ich bin wirklich stolz auf Rebecca und ihr Team! Schon während ihrer Doktorarbeit in meiner Arbeitsgruppe hat mir ihre Unerschrockenheit imponiert. Und sie hatte die richtige Idee zur rechten Zeit: die Methoden, die sie in ihrer Doktorarbeit entwickelt hat, zu einer Dienstleistung weiterzuentwickeln, die ein wachsendes Bedürfnis in der Industrie befriedigen kann. Ihre Technologie wird helfen, neue biologische Präparate zu entwickeln, die Pflanzen vor Stress und Krankheit schützen können. Es ist toll, zu sehen, wie unsere Forschungsarbeit von über zwanzig Jahren Früchte trägt, wie sie der Umwelt und der Gesellschaft zugutekommen kann. Daran werden wir zusammen weiter arbeiten.“
Drei Fragen an Rebecca Melcher
Was hilft beim Gründen bzw. hat geholfen?
Für mich interessant, dass Leute von außen eher das Potenzial unserer Idee sehen als Fachleute. Es hilft also, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die zur Forschung in der eigenen Disziplin etwas Abstand haben. Uns hat natürlich die EXIST-Förderung enorm geholfen. Und mir persönlich auch mein Vater, der Unternehmer ist und der wie noch einige andere Leute mit unternehmerischer Erfahrung ein wichtiger Mentor für mich ist.
Hilfreich ist auf jeden Fall die Einstellung zu Gründung: Man muss es wollen und man muss es machen.
Wie wichtig ist der Kontak zur Uni?
Wir haben immer noch Kontakt zu meinem Doktorvater, wir stellen gemeinsame Forschungsanträge, Masterstudenten aus dem Lehrstuhl arbeiten bei uns mit und können teilweise auch Ressourcen der Hochschule nutzen. Gerade am Anfang ist ein gutes Netzwerk wichtig.
Wie gelingt der Rollenwechsel von der Wissenschaftlerin zur Geschäftsführerin?
Der ist gar nicht so schwer. Ich habe es im Gespräch mit Kunden auf der B2B-Ebene ja oft mit Forschern zu tun, wo wir auf einer Ebene kommunizieren. Es ist auf jeden Fall gut, Leute im Team zu haben, die betriebswirtschaftliche und Marketingkenntnisse haben. Aber als Chefin fühle ich mich hier nicht. Das ist alles sehr kollegial.
Informationen zum Gründerteam
Bex-Biotec GmbH & Co. KG
Mendelstraße 11
48149 Münster
Tel. 0251 980 119 0
info@bex-biotec.com
Gründerin / Geschäftsführerin:
· Dr. Rebecca Melcher
Auszeichnungen und Preise:
· EXIST Stipendium (BMBF) 2017
· KMU innovativ 2018
· NRW-Gründerstipendium 2018