"Wir machen Coaching für Unternehmen in der Breite verfügbar"
Kann ein digitales Tool einen Kulturwandel im Unternehmen herbeiführen? „Ja, das kann es“, sind Jean Michel Diaz, Christian Heidemeyer und Robin Roschlau überzeugt. Echometer heißt ihr Startup, sie bieten ein neuartiges Instrument für Mitarbeiter-Feedback und Teamentwicklung in Unternehmen.
Studien belegen, dass nur 15 Prozent der Beschäftigten in Deutschland wirklich engagiert sind, so die Gründer. Entsprechend hoch seien Fluktuation und Krankenstand. Unternehmen nutzten zum Erfragen von Mitarbeiterinteressen und -bedürfnissen üblicherweise Tools wie Mitarbeiterbefragungen, erreichten damit aber letztlich nur selten eine nachhaltige Veränderung. „In der Praxis ist es so, dass die Mitarbeiter bei den jährlichen Befragungen erst viel später eine Resonanz bekommen“, sagt Jean Michel Diaz. „Dann wissen sie oft nicht mehr: Was war da eigentlich?“ Echometer reagiert auf dieses Problem mit einer Lösung, die auf „kontinuierliches Feedback“ setzt.
Es funktioniert wie ein digitaler Teamcoach mit gezielten Fragen zu Team-Retrospektiven, mit Denkanstößen zur Teamentwicklung und einem Kulturbarometer für das ganze Unternehmen. „Agiles Arbeiten“ ist der Kontext, in den sich das Ganze einordnet. „Wir stellen den Menschen und das Team in den Mittelpunkt“, sagt Robin Roschlau. „Sie wissen am besten, wie ihre Prozesse funktionieren und können definieren, welche Ziele sie erreichen wollen und wo sie besser werden wollen. Wer mehr Verantwortung für das eigene Tun im Unternehmen trage, und darauf basiert das Konzept des agilen Arbeitens und von agilen Mindsets, arbeite nachweislich motivierter und produktiver.
Neben diversen kleineren Kunden sind auch schon namhafte wie Miele dabei. Im "Agile Center of Excellence" von Miele ist man sehr zufrieden mit der Nutzung Echometers: “Bei Miele nutzen wir Echometer, um Transparenz über kulturelle Entwicklungen zu gewinnen und um zielgerichtete Team-Diskussionen zu ermöglichen.“
"Wir machen Coaching für Unternehmen in der Breite verfügbar“, sagt Christian Heidemeyer. Die Idee von Echometer entstand in der Founders Academy in Bielefeld. Jean Michel beschäftigte sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht mit Mitarbeiterbefragungen. Robin brachte als Softwareentwickler das agile Arbeiten als Hebel ins Spiel. Und Christian ergänzte das Team als Psychologe mit seinem Wissen über Motivation und Engagement von Beschäftigten. „Aus der Idee eine Gründung zu machen, war von Anfang an unser Ziel“, sagt Jean Michel Diaz. „Wenn man Dinge beobachtet und sich sagt: Wenn man das anders machen würde, könnte es so viel besser sein – dann lohnt es sich, an der Idee dranzubleiben.“
Anfang 2019 ist das Team mit einer EXIST-Förderung und als Teil des Accelerator-Programms des Digital Hub münsterLAND gestartet. „Nach den ersten Tests mit acht Pilotkunden ganz unterschiedlicher Branchen und Größe sind die Erfahrungen so positiv, dass wir in den Rollout gehen – die Marktsignale sind extrem positiv“, beschreibt Jean Michel Diaz die Perspektiven. „Die Zeit ist günstig. Viele Unternehmen erkennen einen kulturellen Wandel als Erfolgsfaktor. Viele haben zudem eine große Bereitschaft, mit Startups zusammenzuarbeiten, da sie sich hier Impulse für Innovationen versprechen.“
Im Jahr 2020 ist man schon große Schritte weiter. Im Mai des Jahres veröffentlichte GlassDollar, dass Echometer das am zweitschnellsten wachsende Startup Deutschlands ist.
„Echometer hat es in vorbildlicher Weise geschafft, Impulse sowohl aus der aus der Wissenschaft als auch aus der Praxis aufzunehmen und sinnvoll zu vereinen. Das Startup bietet damit ein wertvolles Tool, um positive Psychologie in der Teamarbeit zu leben und das Miteinander zu verbessern.“
Drei Fragen an Echometer
Was hat euch beim Gründen geholfen bzw. was hilft?
Ganz wichtig ist es, ein Netzwerk und eine Peergroup zu haben, die unterstützt. Kontakte zu Leuten, die schon einen Schritt weiter sind. Wir profitieren vom Austausch in der Gründergarage, wo es einen spannenden Austausch mit anderen Teams gibt. Die Gründerszene ist super offen, sie lebt davon, sich gegenseitig zu unterstützen.
Welche Bedeutung haben öffentlich geförderte Programme?
EXIST ist eine wichtige Grundlage. Das Accelerator-Programm des Digital Hub war ein guter Antrieb, vor allem der Austausch mit den Mentoren. Denn eine gute theoretische Vorbereitung ist zwar wichtig, aber besser ist es, mit Dritten zu sprechen, um zu sehen, ob man sich in Details verstrickt.
Wie wichtig ist für euch die Gründung als Team?
Ein heterogenes Team ist ein großer Vorteil. Wir drei arbeiten nicht nur zusammen, sondern wohnen auch in einer WG. Unser Tool nutzen wir selbst wöchentlich zu einer Retrospektive: Was haben wir erreicht? Wie geht es uns? Wie gehen wir mit dem Stress um? Als Gründer ist man mehr Druck ausgesetzt und das über einen langen Zeitraum. Eine offene Kommunikation ist Teil des Erfolgs.
Informationen zum Gründerteam
Gründungsteam
- Jean Michel Diaz
- Christian Heidemeyer
- Robin Roschlau
Förderungen und Preise
- EXIST BMBF 2019
- Accelerator Programm des Digital Hub münsterLAND 2019/20
- NRW Gründerstipendium 2020