ANALYSEN ZUR EUROPAWAHL 2019!
„(D)er ganz große Rechtsruck ist ausgeblieben“ schreibt Spiegel Online am Morgen nach der Europawahl; auch Zeit Online titelt: „Grüne und Liberale gewinnen hinzu – Rechtsruck in Europa bleibt aus“. Doch ist die optimistische Einschätzung für „ein Europa der Gleichberechtigung“ (Bündnis90/Grüne) und gegen eine rechtsautoritäre „Aushöhlung demokratischer (Geschlechter-) Verhältnisse“ tatsächlich berechtigt?
Zweifel ergeben sich vor allem mit einem feministischpoststrukturalistischen Demokratieverständnis, wie Gabriele Wilde und Henrike Bloemen vom ZEUGS aufzeigen. Problematisch ist demnach weniger die aktuelle Sitzverteilung der europäische Parteifamilien, sondern vielmehr der Genderdiskurs in den nationalen Gesellschaften, der in den neuen Kräfteverhältnissen im Europäischen Parlament repräsentiert wird. Auf dem Spiel steht ein symbolisch politischer Öffentlichkeitsraum, in welchem Konflikte thematisiert und infrage gestellt werden können.
Die ZEUGS-Analysen des deutschen Europawahlkampfes anhand der Programme und Kampagnen zeigen, wie der autoritär-populistische Diskurs mit einem dezidierten Bezug auf die Differenzkategorie Geschlecht diesen öffentlichpolitischen Raum erneut verengt und die Entgegensetzung von Privatheit und Öffentlichkeit verfestigt.
Erste Ergebnisse haben Gabriele Wilde und Henrike Bloemen in dem Vortrag "The Construction of Gender. Discursive Practices in Campaigns for the European Elections 2019" im Rahmen der European Conference on Politics & Gender (ECPG) am 4. Juli 2019 an der Universiteit van Amsterdam vorgestellt.