Koordinierte Projektgruppe: Protestantismus und deutscher Staat im 20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert erlebte der deutsche Staat eine Vielzahl an Umgestaltungen seiner Staatsform: vom Ende des Kaiserreiches ausgehend hin zur ersten Demokratie, von der Weimarer Republik zur faschistischen Diktatur der 1930er und 1940er Jahre, von der Herrschaft der Nationalsozialisten zur Zweistaaten-Neugründung in BRD und DDR und schließlich der Wiedervereinigung 1990. Der Protestantismus, eng verbunden mit dem entstandenen Nationalstaat des 19. Jahrhunderts und sich selbst definierend über die Anbindung an Volk und Nation, stand dabei im Zuge der wiederholten Systemwechsel vor der Herausforderung, sein Verhältnis zum sich wandelnden Staat zu überdenken und stets neu auszuloten. Eine Vielzahl neuerer, zuweilen in scharfen Spannungen zueinander stehender theologischer Entwürfe, die auch die Ethik des Politischen betrafen, bildete sich ebenso aus wie kirchliche und gemeindliche Stellungnahmen und Positionen.
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Die mit dem Sommersemester 2015 neu gegründete Koordinierte Projektgruppe hat zum Ziel, dieser Verhältnisbestimmung zum deutschen Staat aus Sicht des Protestantismus im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert in Form eines theologisch-historischen Lektüre- und Quellenkurses nachzuspüren. Dabei sollen zum einen sowohl die geistigen Eliten des Protestantismus als auch die Basisebene von Pfarrern und Gemeinden in den Blick genommen werden. Zum anderen soll durchgehend der konfessionellen Ausdifferenzierung des Protestantismus Rechnung getragen werden, indem die sich aus dieser ergebenden Unterschiede und Gemeinsamkeiten identifiziert und diskutiert werden.