Research Cloud 6 Die Konkurrenz religiöser Sozialformen als Motor der Religionsgeschichte?
Im kritischen Anschluss an Max Webers idealtypische Unterscheidung von ‚Kirche‘ (als inklusiver Sozialform: als „Gnadenanstalt“) und ‚Sekte‘ (als exklusiver Sozialform: als „Verein religiös voll Qualifizierter“) beschäftigt sich die Cloud in historischer ebenso wie in systematischer und gegenwartsanalytischer Absicht zum einen mit der Frage der Herausbildung religiöser Sozialformen, ihrer historischen Entwicklung und ihrer Konkurrenz, zum anderen mit der Frage, welche Strategien verschiedene religiöse Sozialformen entwickeln, um die Lebensführung ihrer Mitglieder effizient zu steuern, d.h. sozial geteilte Erwartungsstrukturen in ethisch-moralischer und religiöser Hinsicht zu etablieren. Im Licht neo-institutionalistischer Theoriebildung gilt es, sowohl das Zusammenspiel als auch das Auseinanderfallen von religiösen Sozialformen (wie ‚Kirche‘ und ‚Sekte‘, aber auch ‚Bewegung‘ oder ‚Netzwerk‘) und religiösen ‚Institutionen‘ (im Sinne sozial geteilter Erwartungsstrukturen bzw. Konsensunterstellungen hinsichtlich Glauben, rituellem Handeln und Lebensführung allgemein) zu erörtern.
Diskutiert werden soll in der Cloud etwa die historische Rolle von Beichte/Buße als pastoraler Strategie der ‚Menschenführung‘ in der europäischen Religionsgeschichte; die Sonderrolle des Mönchtums sowie die Sozialform ‚Kirche‘, die sich als religionsrechtlich standardisiertes Organisationsmodell in den europäischen Gegenwartsgesellschaften durchgesetzt hat und als solches im zunehmend pluralen religiösen Feld zur Formierung historisch neuartiger religiöser Sozialformen (‚Moscheeverein‘) führt.