Forschungsfelder

Der Exzellenzcluster untersucht die Dynamiken des Verhältnisses von Religion und Politik in historischer, kulturvergleichender und interdisziplinärer Perspektive. Die Forschung in den rund 80 Einzelprojekten reicht vom Altertum bis zur Gegenwart. Um das komplexe Thema systematisch untersuchen zu können, ist es in drei Forschungsfelder unterteilt: „Transkulturelle Verflechtung und Entflechtung“, „Religiöse Vielfalt und rechtlich-politische Einheit“ sowie „Religionskritik und Religionsapologie“. Quer zu diesen Forschungsfeldern verlaufen Theorieplattformen: Theorien der Medialität, der Differenzierung, der Ungleichheit, des Konflikts und der Emotionalität. Im Zentrum steht bei allem die Frage nach den Dynamiken von Tradition und Innovation.

Forschungsfeld A „Transkulturelle Verflechtung und Entflechtung“

Kulturen und Religionen entstehen und verändern sich im Austausch mit anderen Religionen und Kulturen: etwa durch Vermischung, Transformation, Umdeutung, aber auch durch Abwehr, Unterwerfung und Bekämpfung. Das Forschungsfeld A „Transkulturelle Verflechtung und Entflechtung“ setzt zwei Schwerpunkte: Verflechtungen und Entflechtungen. Zum einen fragt es, wie transkulturelle und transreligiöse Verflechtungen zur Erneuerungs- und Mobilisierungsfähigkeit von Religion beitragen. Zum andern untersucht es Entflechtungen von anderen Traditionen. Dieser Rückzug auf die eigene Tradition dient vielfach dazu, diese gegen konkurrierende Ansprüche zu behaupten. Untersucht wird auch, wann es eher zu Aneignung und wann zur Abgrenzung kommt.

Forschungsfeld B „Religiöse Vielfalt und rechtlich-politische Einheit“

Religiöse Vielfalt in Gesellschaften ist historisch gesehen eher die Regel als die Ausnahme. Im Forschungsfeld B „Religiöse Vielfalt und rechtlich-politische Einheit“ untersuchen Mitglieder des Exzellenzclusters epochenübergreifend, wie religiös plurale Gesellschaften mit dieser Vielfalt und den daraus resultierenden Konflikten umgehen und sie rechtlich und politisch regeln. Sie erforschen das Spannungsverhältnis zwischen religiöser Vielfalt und rechtlich-politischer Einheit entlang von drei Leitfragen: Wie beeinflusst religiöse Vielfalt in ihrer Dynamik rechtliche Regelungen und politische Macht- und Herrschaftsverhältnisse, wie wirkt sie auf informelle Arrangements ein und wie sind die rechtlich-politischen Ordnungen mit religiöser Vielfalt und den daraus resultierenden Konflikten im Laufe der Geschichte in unterschiedlichen Kulturen umgegangen?

Forschungsfeld C „Religionskritik und Religionsapologie“

Religionskritik und Religionsapologie sind von weitreichender Bedeutung für religiöse Wandlungsprozesse, insbesondere für die Selbsterneuerungsfähigkeit von Religionen. Ihnen widmet sich das Gegenstandsfeld C „Religionskritik und Religionsapologie“. Auch wenn religionsinterne Kritik dazu neigt, ihre Innovativität zu verdecken, und sich oft als Wiederentdeckung einer verschütteten Tradition ausflaggt, entscheidet doch gerade der religionsinterne Umgang mit Religionskritik in erheblichem Maße über die Veränderungsfähigkeit von Religionen. Umgekehrt wirkt Religionsapologie keineswegs nur traditionsbewahrend, sondern kann ihrerseits ebenfalls eine verändernde Dynamik entfalten. Es sind diese komplexen Beziehungen zwischen religiöser Tradition und Innovation, die die Mitglieder des Forschungsfeldes C an dem Thema Religionskritik und -apologie vor allem interessieren.