Im Rahmen der Debatte um „Flüchtlingskrise" und „Islamisierung" Deutschlands ist es aufschlussreich zu untersuchen, wie Deutsche, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten auswanderten, mit der dortigen religiösen Pluralität umgingen. Nicht nur trafen deutsche Einwanderer verstärkt auf Andersgläubige aus ihrem Ursprungsland oder gar „Freidenker", sondern sie begegneten einer großen, für sie verwirrenden Vielzahl insbesondere protestantischer Denominationen.
Das Forschungsprojekt möchte erkunden, wie deutsche Kirchengemeinden, Synoden bzw. Diözesen in den USA zwischen ca. 1830 und 1900 die für sie neue religiöse Pluralität - innerhalb ihrer ethnischen Gruppe und im Land insgesamt - wahrnahmen, und wie sie darauf reagierten. Der Schwerpunkt liegt auf Katholiken und Lutheranern - die sich wiederum in eine größere Zahl deutschsprachiger evangelischer Synoden teilten aufgrund theologischer Differenzen, regionaler Verteilung, ethnischer Geschlossenheit bzw. Offenheit gegenüber US-amerikanischen Einflüssen - sowie auf deutschen Methodisten.