(A17) Konstellationen der Religions- und Staatskritik im Linkshegelianismus
Im Ausgang von Hegel entwickelt sich im Linkshegelianismus eine komplexe Diskussion um das Verhältnis von Religion, Theologie und Philosophie sowie um das Verhältnis von individueller Selbstbestimmung und Legitimation politischer Herrschaft. Während zu Beginn, ausgelöst unter anderem durch die Arbeiten von David F. Strauß und Bruno Bauer, die philosophische Religions- und Theologiekritik im Vordergrund steht, rückt zu Beginn der 1840er Jahre zunehmend die Legitimation des Preußischen Staates, später auch die des Rechtsstaates überhaupt, ins Zentrum. Die an dieser Debatte maßgeblich beteiligten Autoren, zu nennen sind hier vor allem Michail Bakunin, Bruno Bauer, Moses Heß, Arnold Ruge, Karl Marx und Max Stirner, schließen dabei an unterschiedliche Teile des Hegelschen Systems kritisch an.
Im Verlauf der Diskussion kommt es zu einem Transfer religionskritischer Argumentationsmuster, die u. a. von Ludwig Feuerbach in die Diskussion eingebracht werden, in die Kritik des Rechtsstaates. Unter dem Eindruck zunehmend antiliberaler Tendenzen des Preußischen Staates und gesellschaftlicher Prozesse der Atomisierung und Säkularisierung entwickeln die an dieser Debatte beteiligten Philosophen Formen der Religions- und Staatskritik, die in einem komplexen Interdependenzverhältnis stehen und zu einem breiten Spektrum von Antworten auf die Legitimität des Rechtsstaates, des Verhältnisses von Staat und Religion sowie des Verhältnisses von Religion, Theologie und Philosophie führen. Das Ziel dieses Projektes ist es, die Konstellation dieser Debatte aufzuklären und zu bestimmen, welche Lehren für das Verhältnis von Religion und Politik für die Gegenwart aus ihr gezogen werden können.