Promotion
Nathans Hass. Zur Rezeption von Lessings Nathan der Weise im Drama der Gegenwart
- Betreuerin
- Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf
- Promotionsfach
- Graduate School Practices of Literature
- Angestrebter Abschlussgrad
- Dr. phil.
- Verleihender Fachbereich
- Fachbereich 09 – Philologie
Nathans Hass. Zur Rezeption von Lessings Nathan der Weise im Drama der Gegenwart. Im gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Diskurs spielen verbale und körperliche Gewalttaten von und gegen Menschen mit unterschiedlichen religiösen Überzeugungen, die u.a. in Form antisemitisch, rechtsnational oder islamistisch motivierter Attacken und Anschläge, aber auch militärischer Konflikte zwischen Organisationen oder Staaten auftreten, (erneut) eine große Rolle. Vor diesem Hintergrund besitzt das Toleranzplädoyer des kanonischen Aufklärungsdramas Nathan der Weise von G.E. Lessing heute eine ebenso große Relevanz und Aktualität wie im 18. Jahrhundert. Entsprechend wird die Thematik des interreligiösen Konflikts auch von zeitgenössischen Autor*innen unter Rückgriff auf den Nathan-Stoff bearbeitet. Im Unterschied zu dem von Liebe und Vernunft geprägten Versöhnungsszenario des kanonischen Texts setzen sie den emotionalen Fokus der Figurenbeziehungen jedoch auf Hass. Sie stellen damit ein Phänomen in den Vordergrund, das in gegenwärtigen öffentlichen Debatten immer häufiger unter Stichworten wie ‚Hasskommentar‘, ‚Hassverbrechen‘, ‚Hassprediger‘ oder ‚hate speech‘ als Diagnose des aktuellen gesellschaftlichen Zustands erscheint. Das vorliegende Projekt widmet sich den Emotionsdynamiken von Hass und Liebe in Lessings Drama wie auch den zeitgenössischen Werken mit dem Fokus auf den Figurenkonzeptionen und -konstellationen. Es fragt nach dem produktiv-rezeptiven Spannungsverhältnis der aktuellen Texte zu ihrem Vorbild und untersucht ihre Einbettung in gegenwärtige Emotions- und Religionsdiskurse.