EXC 2060 A3-41 - Catholic Enlightenment in Europe, the Americas and Australia (1750–1840) - Balancing Loyalties between State, Nationality, Citizenship and Church

Projektzeitraum
Projektstatus
laufend
Mittelgeber
DFG - Exzellenzcluster
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
  • Beschreibung

    Die Reformbewegung der Katholischen Aufklärung hat bei der Neujustierung des Verhältnisses zwischen Politik und Religion in der Moderne eine bedeutende Rolle gespielt und wesentliche Akzente gesetzt: Konkurrierende Loyalitäten der Gläubigen zu Kirche und Staat wurden grundlegend neu reflektiert – und zwar in einem weltumspannenden Raum vom spanischen Mexiko über das habsburgische Wien bis zum britisch regierten Australien. Die Katholische Aufklärung war eine Angelegenheit der gesamten Weltkirche.

    In der internationalen Forschung zur Katholischen Aufklärung, die derzeit eine Blüte erlebt, wurde bislang allerdings nicht ausreichend untersucht, welche Strategien römisch-katholische Christen entwickelten, um ihre Loyalität gegenüber dem aufgeklärten Staat, einerseits, mit der traditionellen Gestalt der Kirche, andererseits, in Einklang zu bringen. Welche Strategien verhalfen in der Situation der Suche nach einer überzeugenden Neuausrichtung zum Erfolg?

    Eine Grundüberzeugung des Projektes ist, dass dieselben intellektuellen, religiösen und kulturellen Prozesse, die sich in Europa seit dem frühen 18. Jahrhundert abspielten, ab 1750 dann auch auf der ganzen Welt stattgefunden haben. Entsprechend sind am Forschungsvorhaben korrespondierende Wissenschaftler aus den USA, Europa und Australien beteiligt, die sich auf die Untersuchung der Ausprägung der Katholischen Aufklärung von Amerika bis Australien spezialisiert haben. Leitfragen des Projektes lauten wie folgt: Wie haben Katholiken von Brasilien über die Toskana bis Sydney ihre Loyalität zur Kirche mit ihrer Zugehörigkeit zum Staat in Einklang gebracht, sei es in einem katholischen Reich (Spanien, Portugal, Habsburg) oder als Minderheit in einem protestantischen Reich (z. B. die Iren, Engländer oder Australier). Dabei wird auch in den Blick genommen, wie indigene Völker diese Loyalitäten aushandelten, insbesondere diejenigen, die sich in einer doppelt marginalisierten Position befanden: z. B. die australischen Ureinwohner, die unter der protestantischen britischen Herrschaft katholisch wurden.

    In der ersten Phase des Projektes werden vom Antragsteller Prof. Dr. Jürgen Overhoff in australischen Archiven (Perth und Sydney) zwischen Oktober und Dezember 2023 Archivalien zur Frühgeschichte des Katholizismus in Australien im Kontext der Katholischen Aufklärung gesichtet. Die Ergebnisse dieser Nachforschungen werden in der ersten Jahreshälfte 2024 zu zwei Aufsätzen verarbeitet, die in internationalen Zeitschriften veröffentlicht werden. In einem zweiten Schritt organisiert Overhoff mit den Kollegen Prof. Dr. Rebecca Messbarger (St. Louis, USA) und Prof. Dr. Shaun Blanchard (Fremantle, Australien) eine internationale Konferenz in St. Louis (27.-28. September 2024), in deren Rahmen die in Australien getätigten Funde in einem internationalen Austausch besprochen und bewertet werden

    An der Konferenz werden Wissenschaftler aus Nord- und Südamerika, Australien, dem Vereinigten Königreich, Irland, Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland teilnehmen. Das Fachwissen dieser Wissenschaftler umfasst die Geschichte der Politik, der Rasse und der Geschlechter, der Theologie, der materiellen Kultur, der Kunstgeschichte, der Architektur und der Geistesgeschichte. Die traditionellen Vortragssitzungen werden durch Gelegenheiten zu intensiven Gesprächen im Rahmen eines Seminars sowie zu informellem Networking und Austausch ergänzt werden. Die Veranstalter (Overhoff, Messbarger, Blanchard) sind überzeugt, dass die Zeit für eine solche Konferenz reif ist, und dass der Sammelband, der aus diesen Beiträgen hervorgehen wird (der bei einem großen Universitätsverlag wie Toronto oder Chicago eingereicht werden soll), dazu angetan ist, den Ton der zukünftigen wissenschaftlichen Diskussion über Katholizismus und Aufklärung neu anzugeben.

  • Personen