Dämonen. Spiritualität – Erscheinung – Materialität

Exzellenzcluster „Religion und Politik“ befasst sich im Wintersemester 2024/2025 mit Dämonen in Geschichte, Kunst und Literatur – Öffentliche Ringvorlesung ab Dienstag, 22. Oktober 2024

Cornelis Cornelisz., Hl. Antonius von Dämonen gepeinigt, Detail
© Leiden, Museum de Lakenhal

Pressemitteilung vom 15.10.2024

Dämonen: Die schwer fassbaren, weder menschlichen noch göttlichen Wesen finden sich Forschungen zufolge von der Antike bis heute in Geschichte, Kunst und Literatur und drücken das Verhältnis des Menschen zum Übernatürlichen aus. „Dämonen galten seit jeher als hochgefährlich, konnten aber in gewissen Lebenslagen oder zu bestimmten Anlässen auch hilfreich erscheinen und sie wurden in dieser Gegensätzlichkeit in alltäglichen, literarischen und künstlerischen Kontexten dargestellt“, so Literaturwissenschaftlerin Martina Wagner-Egelhaaf vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“. „Auch wenn Dämonen in der Moderne vielfach metaphorisch verstanden werden, haben sie in Kunst und Literatur nichts von ihrer Faszinationskraft verloren.“ Wie sich im Laufe der Jahrhunderte die Vorstellung von Dämonen wandelte, ist Gegenstand einer interdisziplinären, sechsteiligen öffentlichen Ringvorlesung unter dem Titel „Dämonen. Spiritualität – Erscheinungen – Materialität“ des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ im Wintersemester 2024/2025. Sie findet jeweils 18–20 Uhr im Hörsaal JO 1, Johannisstraße 4, 48143 Münster statt. Organisiert wird die Veranstaltung von Martina Wagner-Egelhaaf, Historikerin Ulrike Ludwig und Kunsthistorikerin Eva Krems, die auch gemeinsam im Projekt „Dämonen. Medialitäten zwischen Literatur und Kunst, Religion und Politik“ des Exzellenzclusters forschen.

Sechs Vortragende aus Literaturwissenschaft, Geschichte und Kunstgeschichte beleuchten in der Ringvorlesung von Oktober 2024 bis Januar 2025 fächerübergreifend, wie Menschen bis in die Gegenwart hinein den Glauben an die Existenz von Dämonen in ihren jeweiligen kulturellen Medien verarbeiten, etwa in Erzählungen von Beziehungen, die Menschen mit Teufeln, Dämonen, Feen und Hexen eingehen, der dramaturgischen Inszenierung des Dämonischen im Theater oder an Beispielen spätmittelalterlicher Baukunst.

Wie Ulrike Ludwig ausführt, galten in der Antike Dämonen als Mittler zwischen Göttern und Menschen. Sie bildeten das Band zwischen der Wirklichkeit und der übersinnlichen Welt. Im Mittelalter dienten Dämonen als Ankerpunkte für das Nachdenken über den Ursprung des Bösen und dessen Status in der Welt. „In dieser Zeit haben Dämonen oft etwas zu bieten: Sagen und Märchen erzählen immer wieder von Menschen, die einen Pakt mit dem Teufel eingehen, um daraus Vorteile zu ziehen, und Naturphilosophen sprachen Dämonen ein fast vollkommenes Wissen über die Natur zu“, so Ludwig. Nachdem in der Frühen Neuzeit, mit der Entstehung der modernen Wissenschaft, der Glaube an Dämonen zurückging, kam es zur Ausbildung eher abstrakter Konzepte des Dämonischen sowie zur Vorstellung des dämonischen Menschen. Es sei erstaunlich, so Kunsthistorikerin Eva Krems, wie präsent das Dämonische gerade in visuellen Medien auch heute noch ist: „Dämonen sind zwar schwer fassbare Wesenheiten, jedoch findet man immer wieder bildliche Manifestationen, sei es im romanischen Bauornament oder in der Popkultur“, so Krems. Die Vorträge gehen der übergreifenden Leitfrage nach, wie sich in den jeweiligen Entwürfen des Dämonischen historische Vorstellungen vom Wesen des Menschen spiegeln.

Den Auftakt macht am Dienstag, 22. Oktober 2024 Literaturwissenschaftlerin Silvia Reuvekamp (Münster). Sie fragt in ihrem Vortrag nach den übergreifenden Interessen von Literatur, Religion, Politik und Recht an der Auseinandersetzung mit Dämonen. Der Kunsthistoriker Stefan Bürger (Würzburg) spricht am 5. November 2024 darüber, ob Architektur Dämonisches verkörpern kann. Er bezieht sich dabei auf Überlegungen zu ikonischer Baukunst um/nach 1500. Der Vortrag von Literaturwissenschaftler Tobias Bulang (Heidelberg) am 19. November 2024 befasst sich mit der im frühneuzeitlichen Hexendiskurs umstrittenen Vorstellung der Tierverwandlung des Menschen sowie dem dämonischen Helfer in Tiergestalt, der die Hexen und Zauberer begleitet. Der Religionshistoriker Jan Machielsen (Cardiff) spricht am 3. Dezember 2024 in seinem englischsprachigen Vortrag über die Körperlichkeit und die Ursprünge der europäischen Hexenverfolgung. Historikerin Rita Voltmer (Trier) spürt am 17. Dezember 2024 den Ambivalenzen und historischen Kontexten der inszenierten Körperlichkeit von Teufeln und Hexen nach und fragt nach deren (mangelnder?) Präsenz auf deutschen Bühnen. Den Schlusspunkt setzt Martina Wagner-Egelhaaf (Münster) am 14. Januar 2025 mit einer Betrachtung von Dämonen in der Literatur der Moderne und der Gegenwart. (pie/vvm)

Die Ringvorlesung „Dämonen. Spiritualität – Erscheinung – Materialität“, findet am 22.10.2024, 05.11.2024, 19.11.2024, 03.12.2024, 17.12.2024 und 14.01.2025 jeweils 18–20 statt.
Hörsaal JO 1, Johannisstraße 4, 48143 Münster