Kwame Anthony Appiah ist neuer Hans-Blumenberg-Professor

Der US-amerikanische Philosoph Kwame Anthony Appiah spricht in Münster darüber, wie Religionen Identitäten formen – Abendvortrag am 13. Juni über Identität und gesellschaftliche Zugehörigkeit – Appiah: Religiöse Identität erweist sich als ein Tun, nicht als ein Ding. Und es ist das Wesen jeglichen Tuns, Veränderungen hervorzubringen.

Plakat zur Hans-Blumenberg-Professur 2024
© exc

Pressemitteilung vom 03.06.2024

Der US-amerikanische Philosoph Kwame Anthony Appiah ist neuer Hans-Blumenberg-Professor am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. Er spricht kommende Woche am Forschungsverbund über Identität und gesellschaftliche Zugehörigkeit und erörtert die Frage, wie Religionen Identitäten formen. Das kündigte der Sprecher des Exzellenzclusters Michael Seewald an. „Appiahs Ziel ist es, Identität neu zu denken – ein Projekt, in dem Religion eine zentrale Rolle spielt und gleichzeitig philosophischer Kritik ausgesetzt wird.“ Der englischsprachige Abendvortrag am 13. Juni 2024 trägt den Titel „Ways of Belonging: Religion as Creed, as Practice… and as Identity”.

Die Veranstaltung beginnt um 18.15 Uhr und findet im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO1, Johannisstraße 4 in Münster statt. Eine Teilnahme per Videoplattform Zoom ist nach Anmeldung bis zum Vortragstag unter veranstaltungenEXC@uni-muenster.de möglich. Auf die Blumenberg-Professur beruft der Exzellenzcluster Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der internationalen Spitzenforschung, die innovative Impulse nach Münster bringen.

Der vielfach ausgezeichnete Kwame Anthony Appiah wurde 1954 in London geboren und wuchs in Ghana auf. Nach dem Studium der Philosophie und der Promotion in Cambridge lehrte er an den Universitäten Yale, Cornell, Duke und Harvard, bevor er 2002 an die Princeton University wechselte. Seit 2014 ist er Professor für Philosophie und Recht an der New York University. Zu den in deutscher Sprache verfügbaren Werken Appiahs zählen Bücher wie „Der Kosmopolit. Philosophie des Weltbürgertums“ (C.H. Beck 2009) und „Identitäten. Die Fiktionen der Zugehörigkeit“ (Hanser Berlin 2019).  Am Exzellenzcluster wird Appiah mit Forschenden auch über seine Auffassung von Kosmopolitismus und seinen Ansatz zur Dekonstruktion von Identitäten des Glaubens, der Hautfarbe und der Klassenzugehörigkeit diskutieren.

„Phänomene, die als ‚Religionen‘ bezeichnet werden, sind so vielfältig, dass es manchmal wenig sinnvoll erscheint, sie nur unter einem einzigen Begriff zusammenzufassen“, so Appiah. Religionen beinhalten Überzeugungen, sie seien eng verbunden mit der Praxis des alltäglichen Lebens, etwa dem Ausdruck von Geschlecht, und sie könnten Glaube und Affekt auf kraftvolle Weise zusammenbringen. „Begreift man Glaubensidentitäten als wandelbare Praktiken innerhalb von Gemeinschaften, anstatt als unveränderliche Glaubensvorstellungen, wird aus dem Substantiv ‚Religion‘ vielmehr ein Verb. Identität erweist sich als ein Tun, nicht als ein Ding. Und es ist das Wesen jeglichen Tuns, Veränderungen hervorzubringen“, argumentiert Kwame Anthony Appiah in seinem Werk „Identitäten“. Dieses Verständnis von religiöser Zugehörigkeit ermöglicht eine Kritik von Ansätzen, die behaupten, das wahre Wesen einer Religion liege in ihren fundamentalen, heiligen Schriften oder in ihren dogmatischen Texten und nicht in der sozialen Welt ihrer Anhänger – ein Fehlschluss, den Appiah als „Quellcode-Irrtum“ bezeichnet. (fbu/vvm)

Hans-Blumenberg-Professur für Religion und Politik

Die „Hans-Blumenberg-Professur für Religion und Politik“ ist benannt nach dem Münsteraner Philosophen Hans Blumenberg (1920–1996). Auf die Professur werden Forschende aus der internationalen Spitzenforschung berufen, die innovative Impulse nach Münster bringen, in den vergangenen Jahren etwa Maribel Fierro (Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Madrid, Spanien), Sarah Stroumsa (Hebrew University of Jerusalem, Israel), Linda Woodhead (Lancaster University, Vereinigtes Königreich), Jóhann Páll Árnason (La Trobe University, Melbourne, Australien) und Mark Juergensmeyer (University of California, Santa Barbara, USA).

Über Kwame Anthony Appiah

Kwame Anthony Appiah wurde 1954 in London geboren und wuchs in Ghana auf. Nach dem Studium der Philosophie und der Promotion an der University of Cambridge lehrte er an den Universitäten Yale, Cornell, Duke und Harvard, bevor er 2002 nach Princeton wechselte. An der Princeton University war er Laurance S. Rockefeller Professor für Philosophie. Darüber hinaus war er Fakultätsmitglied am University Center for Human Values und assoziiert am Center for African American Studies, den Programmen für Afrikastudien und Übersetzungswissenschaften, sowie den Departments für Vergleichende Literaturwissenschaft und Politik. Seit 2014 ist er Professor für Philosophie und Recht an der New York University (NYU). Er lehrt sowohl in New York als auch in Abu Dhabi und an anderen globalen Zentren der NYU. Kwame Anthony Appiah ist Träger verschiedener Ehrendoktorwürden von Universitäten auf der ganzen Welt. Er ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und der American Philosophical Society. Im Jahr 2022 wurde er zum Präsidenten der American Academy of Arts and Letters gewählt. (exc)

 

Blumenberg-Vortrag von Kwame Anthony Appiah „Ways of Belonging: Religion as Creed, as Practice ... and as Identity“ (Vortrag in englischer Sprache)

Donnerstag, 13. Juni 2024

18:15 Uhr

Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO 1

Johannisstraße 4, 48143 Münster

Anmeldung für eine Teilnahme per Zoom: veranstaltungenEXC@uni-muenster.de