Hans-Blumenberg-Professur
für Religion und Politik

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Die „Hans-Blumenberg-Professur für Religion und Politik“ soll die interdisziplinäre Diskussion am Exzellenzcluster vertiefen und dazu beitragen, innovative Impulse aus der internationalen Spitzenforschung nach Münster zu bringen. Forscher*innen aus wechselnden Disziplinen, u.a. Arabistin Sarah Stroumsa (Israel), Soziologin Linda Woodhead (Großbritannien) sowie Islamwissenschaftlerin Maribel Fierro (Spanien), werden seit 2016 auf die Gastprofessur berufen. Sie ist nach dem nach dem international viel gelesenen und interdisziplinär breit rezipierten Münsteraner Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996) benannt.

   
   

  • Hans Blumenberg - Namensgeber der Professur

    Hans Blumenberg Namensgeber
    Hans Blumenberg – Namensgeber der Gastprofessur
    © Gießener Anzeiger

    Die „Hans-Blumenberg-Professur für Religion und Politik“ ist nach dem international viel gelesenen und interdisziplinär breit rezipierten Münsteraner Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996) benannt. Hans Blumenberg war, nach Stationen in Hamburg, Gießen und Bochum, von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1985 Professor an der Universität Münster.

    Mit seinen Veröffentlichungen trug er wesentlich zur Neubestimmung des Ortes der Neuzeit in der geschichtswissenschaftlichen und philosophischen Diskussion bei. Er stellte die damals vorherrschende Säkularisierungsthese in Frage, nach der theologische Deutungsmuster aus dem Mittelalter über den Umbruch zur Neuzeit hinweg im modernen Staat fortwirken.

    In seinem Hauptwerk „Die Legitimität der Neuzeit“ plädiert Blumenberg dafür, die Entstehung der Neuzeit als Akt der humanen Selbstbehauptung gegen die theologischen Absolutheitsansprüche spätmittelalterlichen Denkens zu interpretieren. So prägte er, in kritischer Absetzung von den Philosophen Carl Schmitt (1888-1985) und Karl Löwith (1897-1973), entscheidend die geistesgeschichtlich argumentierende Säkularisierungsdebatte. Dies gilt als wichtiger Beitrag zur Theorie der historischen Periodisierung und zur Theorie der Moderne.

     

    Der Philosoph Hans Blumenberg hat auch anekdotische Betrachtungen über das Motiv des Löwen angestellt. Die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff greift dieses Motiv in ihrem Roman „Blumenberg“ auf. (Seated lion, Théodore Géricault, 1812–1814)
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    Der Philosoph befasste sich in seinen begriffs-, geistes- und philosophiegeschichtlichen sowie anthropologischen Studien auch mit der Interpretation von Mythen und Metaphern. So stellte er anekdotische und essayistische Betrachtungen über das Motiv des Löwen an. Die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff greift dieses Motiv in ihrem Roman „Blumenberg“ auf.

    Der Wissenschaftler war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz, des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Mitglied der Senatskommission für Begriffsgeschichte und Mitgründer der Forschungsgruppe „Poetik und Hermeneutik“. Als junger Mann hatte er das Studium der Katholischen Theologie 1940 abbrechen müssen, da er im Nationalsozialismus mit Blick auf die Familie seiner Mutter als „Halbjude“ galt. Er studierte dann Philosophie, Germanistik und Klassische Philologie.

     

  • Vortragsreihe „Hans-Blumenberg-Professur“

    Alle Vorträge der Hans-Blumenberg-Professur

  • Prof. Dr. Kwame Anthony Appiah (Sommersemester 2024)

    Kwame Anthony Appiah
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    Der US-amerikanische Philosoph Kwame Anthony Appiah ist neuer Hans-Blumenberg-Professor am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. Er spricht am Forschungsverbund über Identität und gesellschaftliche Zugehörigkeit und erörtert die Frage, wie Religionen Identitäten formen. Das kündigte der Sprecher des Exzellenzclusters Michael Seewald an. „Appiahs Ziel ist es, Identität neu zu denken – ein Projekt, in dem Religion eine zentrale Rolle spielt und gleichzeitig philosophischer Kritik ausgesetzt wird.“ Der englischsprachige Abendvortrag am 13. Juni 2024 trägt den Titel „Ways of Belonging: Religion as Creed, as Practice… and as Identity”. Weiterlesen

  • Prof. Dr. Maribel Fierro (Sommersemester 2023)

    Prof. Dr. Maribel Fierro – Hans-Blumenberg Gastprofessorin
    © privat

    Die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Maribel Fierro ist neue Hans-Blumenberg-Gastprofessorin am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Sie befasst sich an der Universität Münster mit der islamischen Geschichte Europas und deren Instrumentalisierung in politischen und religiösen Konflikten bis heute, wie Historiker Prof. Dr. Wolfram Drews ankündigte. „Instrumentalisiert wird die Erinnerung an die historische Region al-Andalus in Südspanien, die zwischen dem 8. und 15. Jahrhundert unter muslimischer Herrschaft stand und oft als Symbol für friedliches Zusammenleben in multireligiösen Gesellschaften gesehen wurde und wird. Heute ist al-Andalus ein Kampfbegriff, einerseits im Einsatz gegen Islamophobie, andererseits gegen die Herausforderungen multikultureller und multireligiöser Gesellschaften.“ Maribel Fierro spricht darüber in einem öffentlichen Abendvortrag am 16. Mai.

    Der Vortrag „The politics of al-Andalus“ in englischer Sprache beschäftigt sich mit unterschiedlichen Instrumentalisierungen der islamischen Geschichte Spaniens für politische Zwecke und trägt den Untertitel „Islam and the Iberian Peninsula and the use and abuse of the past“. Historiker Wolfram Drews führt aus, „Maribel Fierro hat zahlreiche wissenschaftlich breit rezipierte Publikationen zur Rolle von Gewalt in politischen und religiösen Konflikten und zum Verhältnis von Wissen, Häresie und politischer Kultur im islamischen Westen vorgelegt.“ Indem sie ihre Forschungsergebnisse mit den Mitgliedern des Exzellenzclusters diskutiere, könne sie den Arbeiten im Themenjahr „Religiöse Dynamiken“ in epochenübergreifender Perspektive wichtige Impulse geben.

    Die Wissenschaftlerin zeigt in ihrem Vortrag an verschiedenen Beispielen, wie sich das Konzept „al-Andalus“ in den Erinnerungskulturen verschiedener Gesellschaften der Neuzeit niedergeschlagen hat: „Während das Konzept im Spanien des 19. Jahrhunderts einerseits als das fundamental ‚Andere‘, andererseits als Symbol für Vielfalt verwendet wurde, betrachtete man es in der islamischen Welt als ‚verlorenes Paradies‘“, erläutert Wolfram Drews. Für die Juden Mitteleuropas wiederum wurde Sefarad, die hebräische Bezeichnung für die Iberische Halbinsel, zu einem positiv konnotierten Bezugspunkt für das vermeintlich friedliche Zusammenleben von Angehörigen unterschiedlicher religiöser Bekenntnisse. Heute ist das al-Andalus oft zum Reizwort in Debatten über multikulturelle Gesellschaften geworden.

    Die Islamwissenschaftlerin Maribel Fierro ist Forschungsprofessorin am Zentrum für Geistes- und Sozialwissenschaften innerhalb der größten öffentlichen Forschungseinrichtung Spaniens, dem Consejo Superior de Investigaciones Científicas in Madrid. Zu ihren Büchern gehört die 2021 erschienene Biographie eines almohadischen Kalifen mit dem Titel „ʿAbd al-Muʾmin. Mahdism and Caliphate in the Islamic West“. Zum Programm der Blumenberg-Gastprofessur gehört auch eine Masterclass am 17. Mai, die sich mit lokalen Kontexten des andalusischen Islams und den von ihm ausgelösten globalen Dynamiken beschäftigt „The politics of al-Andalus: Muslims in the Iberian Peninsula, local contexts and global dynamics”.

     

    „The politics of al-Andalus: Islam and the Iberian Peninsula and the use and abuse of the past” mit der Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Maribel Fierro, 16.05.2023
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  • Prof. Dr. Sarah Stroumsa (Sommersemester 2022)

    Prof. Dr. Sarah Stroumsa – Hans-Blumenberg-Gastprofessorin
    © privat

    Die israelische Arabistin Sarah Stroumsa ist im Sommersemester 2022 Hans-Blumenberg-Gastprofessorin am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Von 2008 bis 2012 war sie Rektorin der Hebrew University in Jerusalem, wo sie Inhaberin des Alice and Jack Ormut Chair in Arabic Studies ist.

    Sarah Stroumsa hat zahlreiche bedeutende und wissenschaftlich breit rezipierte Publikationen zur Geschichte des philosophischen und theologischen Denkens in der Islamischen Welt des Mittelalters sowie zur philosophischen Literatur im jüdisch-arabischen Kontext vorgelegt. Zu ihren Veröffentlichungen gehören „Maimonides in his World: Portrait of a Mediterranean Thinker“ (Princeton 2010) und „Andalus and Sefarad: On Philosophy and Its History in Islamic Spain“ (Princeton 2019).

    Im Hinblick auf ihren Aufenthalt am Exzellenzcluster sind insbesondere ihre Arbeiten zur gegenseitigen kulturellen, intellektuellen und philosophischen Beeinflussung von Judentum, Christentum und Islam, zum Kultur- und Wissenstransfer zwischen Angehörigen dieser drei Religionen sowie zu Dissidenten und Freidenkern der islamischen Philosophie des Mittelalters, wie etwa Abū Bakr al-Rāzī, zu erwähnen.

    Im Rahmen des Themenjahres „Tradition(en)“ wird Professorin Stroumsa ihre Forschungen zu verschiedenen Strömungen in der akademischen Beschäftigung mit philosophischen Traditionen der Islamischen Welt des Mittelalters zur Diskussion stellen und dabei auf die Implikationen ihrer Forschungen für die Bildung von Traditionskonzepten und für die Philosophiegeschichtsschreibung eingehen. Zugleich wird sie ihre methodologischen Ansätze zur Erforschung der Ideengeschichte des arabischen Mittelalters vorstellen.

    Sarah Stroumsa ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie der American Philosophical Society. Sie wurde 2010 mit dem Forschungspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung ausgezeichnet, ist Trägerin des Verdienstordens der Italienischen Republik und erhielt 2018 den Dr.-Leopold-Lucas-Preis der Universität Tübingen.

     

    Between Traditions: Philosophical Traditions in the Islamicate World and Scholarly Traditions in Their Study mit der Arabistin Prof. Dr. Sarah Stroumsa, 17.-18.05.2022
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  • Prof. Dr. Marc Helbling (Sommersemester 2021)

    Prof. Dr. Marc Helbling – Hans-Blumenberg-Gastprofessor
    © David Ausserhofer

    Der Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Marc Helbling ist im Sommersemester 2021 „Hans-Blumenberg-Gastprofessor“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Der Sozialwissenschaftler befasst sich in einem öffentlichen Abendvortrag und einem Workshop mit Islamophobie in Westeuropa. Er diskutiert außerdem mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Exzellenzclusters ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben des Verbundes über Bedrohung, Zugehörigkeit und Demokratieakzeptanz in Europa.

    Der Wissenschaftler beleuchtet in seinem öffentlichen Abendvortrag den Begriff „Islamophobie“: Geht es dabei um Fremdenfeindlichkeit, Angst vor Religion oder Ablehnung des Religiösen? Grundlagen seiner Analysen sind Umfragen in mehreren europäischen Staaten, die deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung fundamentalistischer und liberaler Muslime hervorbringen. Der Workshop „Islam(ophobie) in Westeuropa: Einstellungen, Praktiken, Strukturen“ nimmt das Thema des Vortrags auf und geht auf weitere Faktoren ein. Dem Phänomen „Islam(ophobie) in Westeuropa“ wird auf drei miteinander verbundenen Ebenen nachgegangen: Einstellungen gegenüber Migrant*innen und religiösem Fundamentalismus, Sichtbarkeit muslimischer Praktiken und deren Präfigurationen durch Strukturen.

    Marc Helbling, 1977 geboren in Chur in der Schweiz, ist Professor für Soziologie der Migration und Integration an der Universität Mannheim und Research Fellow am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Zuvor war er Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bamberg und Leiter einer Emmy Noether Nachwuchsgruppe am WZB.

    Marc Helbling beschäftigt sich mit religiös konnotierten politischen und sozialen Konflikten, in denen Religion einen eskalierenden Faktor darstellen kann. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Einwanderungs- und Staatsbürgerschaftspolitik, Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie sowie Populismus und Extremismus. In aktuellen Projekten untersucht Marc Helbling den Einfluss von Klimawandel auf Migrationsströme und den Zusammenhang zwischen Terrorismus und Migrationspolitik.

    Zu den jüngsten Veröffentlichungen des Blumenberg-Gastprofessors gehören Beiträge wie „Transnational Terrorism and Restrictive Immigration Policies“ (Transnationaler Terrorismus und restriktive Einwanderungspolitik) im Journal of Peace Research 57(4) (mit Daniel Meierrieks) und „What is Islamophobia? Disentangling Citizens’ Feelings Towards Ethnicity, Religion and Religiosity Using a Survey Experiment“ (Was ist Islamophobie? Differenzierung der Einstellungen der Bevölkerung zu Ethnizität, Religion und Religiosität auf Basis einer experimentellen Umfrage) aus dem British Journal of Political Science 50(3) (mit Richard Traunmüller). 2008 legte Marc Helbling die Monografie „Practising Citizenship and Heterogeneous Nationhood. Naturalisations in Swiss Municipalities“ (Praktizierte Staatsbürgerschaft und heterogene Nationalität. Einbürgerungen in Schweizer Gemeinden) vor.

    Marc Helbling wurde 2018 unter anderem mit dem Best Paper Award des Immigration Research Network, Council for European Studies ausgezeichnet. 2016 erhielt er das Fernand Braudel Stipendium des European University Institute Florenz. Von 2010 bis2015 war Marc Helbling Gewähltes Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

    Islamophobie in Westeuropa: Angst vor Muslimen oder Fundamentalisten? mit dem Soziologen Prof. Dr. Marc Helbling, 07.-21.06.2021
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  • Prof. Dr. Jan Assmann (Wintersemester 2020/21)

    Jan Assmann – Hans-Blumenberg-Gastprofessor
    Prof. Dr. Jan Assmann – Hans-Blumenberg-Gastprofessor
    © Martin Kraft

    Der Kulturwissenschaftler und Ägyptologe Prof. Dr. Jan Assmann befasst sich im Wintersemester 2020/21 als Hans-Blumenberg Gastprofessor am Exzellenzcluster mit dem Verhältnis von Religion und Kultur vom Alten Ägypten über frühe Formen des Judentums bis hin zum Christentum. Der Wissenschaftler nimmt seit Jahrzehnten das Verhältnis von Religion und Politik nicht nur in antiken Kulturen, sondern auch in den neuzeitlichen Gesellschaften in den Blick, die sich auf diese beziehen. Dabei untersucht er die Modi, in denen Gesellschaften durch den Bezug auf die Vergangenheit ihre Identität entwerfen, sich abgrenzen oder Transformationen vollziehen. Gemeinsam mit seiner Frau Aleida hat Jan Assmann das Konzept des Kulturellen Gedächtnisses entworfen, das die Forschungen im Exzellenzcluster vielfach inspiriert hat, etwa in den Forschungsfeldern „Transkulturelle Verflechtung und Entflechtung“ sowie „Religionskritik und Religionsapologie“. Maßgeblich für das erste Forschungsfeld waren Assmanns grundlegende Forschungen zur Wirkung und Rezeption der altägyptischen Kultur; im zweiten Feld boten seine Arbeiten zur „Mosaischen Unterscheidung“ wichtige Anregungen.

    Jan Assmann, 1938 geboren in Langelsheim am Harz, ist emeritierter Professor für Ägyptologie an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und hat eine Honorarprofessur für Religionstheorie und allgemeine Kulturwissenschaft an der Universität Konstanz inne. Für seine Arbeiten wurde der Ägyptologe mit zahlreichen Preisen geehrt, etwa mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und dem Thomas-Mann-Preis. Gemeinsam mit seiner Frau Aleida Assmann erhielt er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, den Karl-Jaspers Preis, den Balzan Preis und zuletzt den Orden „Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste“. Jan Assmann hat viel beachtete Publikationen zur Ägyptologie, Kultur- und Religionswissenschaft vorgelegt, darunter „Das Kulturelle Gedächtnis“ (1992), „Exodus. Die Revolution der alten Welt“ (2019), „Achsenzeit. Eine Archäologie der Moderne“ (2018) und „Totale Religion. Ursprünge und Formen puritanischer Verschärfung“ (2016). Zahlreiche Gastprofessuren und Fellowships führten den Wissenschaftler nach Yale, Jerusalem, Houston, Paris, Oxford und Chicago. Er ist Mitglied in vielen Wissenschaftsakademien und erhielt die Ehrendoktorwürden von Münster, Yale und Jerusalem.

    Im Sommersemester 2021 folgt auf Jan Assmann der Sozialwissenschaftler Marc Helbling von der Universität Mannheim. Er wird Fragen des Themenjahres 2020/21 „Zugehörigkeit und Abgrenzung“ des Exzellenzclusters vor dem Hintergrund seiner Forschungen zu Integration, Xenophobie und der dynamischen Rolle von Religion in der Politik erörtern.

    Religion und Kultur: Ägypten – Israel – Abendland mit Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Jan Assmann, 02.02.2021- 04.02.2021.
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  • Prof. Dr. Mark Juergensmeyer (Sommersemester 2018)

    Prof. Dr. Mark Juergensmeyer – Hans-Blumenberg-Gastprofessor
    © privat

    Der Soziologe Prof. Dr. Mark Juergensmeyer von der University of California, Santa Barbara, befasst sich im Sommersemester 2018 als „Hans-Blumenberg-Gastprofessor“ am Exzellenzcluster in öffentlichen Vorträgen mit Fragen von Religion und Gewalt. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören religiöse Gewalt, Konfliktlösungen sowie südasiatische Religionen und Politik. Er untersucht, auf welche Weise Religion gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen stimulieren, eindämmen und modifizieren kann. Er fragt auch danach, worin ihre dynamische Potenz begründet liegt und durch welche externen Bedingungen Religion mobilisiert oder aber auch beschränkt werden kann.

    Mark Juergensmeyer ist Professor für Soziologie, Internationale Studien und Religionswissenschaft sowie Gründer des Orfaela Center for Global and International Studies an der University of California, Santa Barbara. Der Wissenschaftler hat in den vergangenen Jahren wesentliche Studien über Religion und Gewalt vorgelegt, darunter das international beachtete Werk „Terror in the Mind of God: The Global Rise of Religious Violence“ aus dem Jahr 2000 („Terror im Namen Gottes: Ein Blick hinter die Kulissen des gewalttätigen Fundamentalismus“), das auf Interviews mit religiösen Aktivisten weltweit basiert, darunter Dschihadisten, ISIS-Kämpfer, Anführer der Hamas und christlich-militante Abtreibungsgegner in den USA. Zu seinen Publikationen gehören auch „Die Globalisierung religiöser Gewalt. Von christlichen Milizen bis al-Qaida” (2009), “Gandhi's Way: A Handbook of Conflict Resolution" (2005) und “The New Cold War? Religious Nationalism Confronts the Secular State” (1993).

    Religion and War mit Soziologe Prof. Dr. Mark Juergensmeyer, 12.06.2018 -19.06.2018.
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  • Prof. Dr. Jóhann Páll Árnason (Sommersemester 2018)

    Prof. Dr. Jóhann Páll Árnason – Hans-Blumenberg-Gastprofessor
    © privat

    Der Soziologe Prof. Dr. Jóhann Páll Árnason ist im Sommersemester 2018 „Hans-Blumenberg-Gastprofessor“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. In einer öffentlichen Vortragsreihe und in seinen Forschungen in Münster widmet sich der in Island geborene Forscher verschiedenen Zugängen zur „religiös-politischen Konstitution der Moderne“: Welche Rolle spielt die Religion im Prozess der Modernisierung? Wurde der Übergang von vormodernen zu modernen Gesellschaften dadurch möglich, dass die Bedeutung der Religion abnahm oder war gerade die Auseinandersetzung mit der Religion Voraussetzung für den Weg in die Moderne? Die Reihe nimmt verschiedene Theorien zur Entstehung der Moderne in den Blick, darunter Ansätze von Hans Blumenberg, dem Namensgeber der Gastprofessur, Max Weber, Shmuel Eisenstadt, Marcel Gauchet und Hans Joas.

    Jóhann Páll Árnason, 1940 geboren in Dalvík, Island, ist emeritierter Professor für Soziologie an der La Trobe University in Melbourne, Australien. Nach der Promotion bei Jürgen Habermas in Frankfurt, der Habilitation an der Universität Bielefeld und der Auseinandersetzung mit der kritischen Theorie der Frankfurter Schule, wendete Árnason sich makrosoziologischen Fragen zu und formulierte eine Theorie der Moderne. Er wurde zu einem führenden Vertreter der vergleichenden Zivilisationsanalyse. Nach dem Wechsel nach Australien 1975 blieb Árnason der europäischen Forschungslandschaft mit Aufenthalten an renommierten europäischen Forschungseinrichtungen verbunden. Er hat viel beachtete Publikationen vorgelegt, darunter „Civilizations in dispute“ (2003), und mit Shmuel N. Eisenstadt und Björn Wittrock „Axial civilizations and world history“ (2004). Mit einem Schwerpunkt auf Ostasien und Japan widmet er sich der Vergleichbarkeit von Zivilisationen und den je unterschiedlichen Wegen in die Moderne. Der Soziologe gehört zu den wichtigsten Vertretern des Theorems der „multiple modernities“.

    Säkularisation, Entzauberung, Autonomie: Zur Frage einer religiös-politischen Konstitution der Moderne mit Soziologe Prof. Dr. Jóhann P. Árnason, 08.05.2018-29.05.2018,  Münster.
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  • Prof. Dr. Thomas Hauschild (Sommersemester 2017)

    Prof. Dr. Thomas Hauschild - Hans-Blumenberg-Gastprofessor
    Prof. Dr. Thomas Hauschild - Hans-Blumenberg-Gastprofessor
    © Franziska Richter

    Der Ethnologe Prof. Dr. Thomas Hauschild übernimmt im Sommersemester 2017 die „Hans-Blumenberg-Gastprofessur“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. Der Wissenschaftler, der Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist, befasst sich in einer öffentlichen Vortragsreihe in Münster mit der „Unvermeidbarkeit von Religion“. Nach Jahrzehnten verstärkter Säkularisierung beeinflussen Religionen die Politik wieder so stark, so Hauschild, dass sich die Frage stelle, ob menschliche Kollektive letztlich ohne Religion leben können. Der Wissenschaftler plädiert für Religionsforschung, welche die subjektive Erfahrung religiöser Menschen ernst nimmt, ohne die Basis wissenschaftlicher Neutralität zu verlassen.

    Thomas Hauschild, 1955 in Berlin geboren, war zuletzt Professor für Ethnologie und vergleichende Kultursoziologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er ist Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Fellowships und Gastprofessuren führten ihn unter anderem an das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien, das Wissenschaftskolleg zu Berlin und das Internationale Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie in Weimar. Thomas Hauschild hat zahlreiche, viel beachtete Publikationen vorgelegt, darunter „Hexen“, „Der böse Blick“, „Magie und Macht in Italien“ (2002), „Ritual und Gewalt“ (2008), und „Weihnachtsmann – Die wahre Geschichte“ (2012). Der ehemalige Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung forschte zwischen 1982 und 2015 stationär zum Thema Religion und Politik in der süditalienischen Provinz Basilicata.

    Der Sprecher des Exzellenzclusters, der Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack, unterstreicht, Thomas Hauschild sei „ein Ethnologe mit originellen Ideen“ und durch seine breit gestreuten Forschungsinteressen könne er „in besonderer Weise inspirierend für die interdisziplinären Forschungsarbeiten am Exzellenzcluster wirken.“ Die Ergebnisse seiner Feldforschungen und historischen Analysen seien für viele Fächer am Exzellenzcluster von hohem Interesse. „Das bietet Chancen für neue Wege des wissenschaftlichen Denkens über religiöse Sinnformen und Praktiken.“ Zu den Forschungsschwerpunkten des Blumenberg-Gastprofessors zählen die Unvermeidbarkeit von Religion, Geisterkulte, religiöse Reserven in imperialen Konsumgesellschaften und Religion bei IS- und Al-Qaida-Terroristen.

    Für das Sommersemester 2017 hat der Exzellenzcluster erstmals zwei Hans-Blumenberg-Gastprofessoren berufen: den Ethnologen Prof. Dr. Thomas Hauschild und die britische Religionssoziologin Prof. Dr. Linda Woodhead von der Lancaster University.

     

     

    Die Unvermeidbarkeit von Religion mit Ethnologe Prof. Dr. Thomas Hauschild, Organisation: Exzellenzcluster „Religion und Politik“, 26.06.2017-10.07.2017.
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  • Prof. Dr. Linda Woodhead (Sommersemester 2017)

    Prof. Dr. Linda Woodhead - Hans-Blumenberg-Gastprofessorin
    Prof. Dr. Linda Woodhead - Hans-Blumenberg-Gastprofessorin
    © Christine Baker-Parrish

    Die Religionssoziologin Prof. Dr. Linda Woodhead von der Lancaster University übernimmt im Sommersemester 2017 die „Hans-Blumenberg-Gastprofessur“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster. Die britische Wissenschaftlerin befasst sich während ihres Aufenthaltes an der Universität Münster mit der wachsenden Zahl der Religions- und Konfessionslosen weltweit. In einem öffentlichen Vortrag erörtert sie die Frage „Is ‘No Religion’ the New Religion?“ (Ist „keine Religion“ die neue Religion?).

    Linda Woodhead, geboren 1964 in Somerset in England, ist Professorin für Religionssoziologie an der Lancaster University. Für ihre wissenschaftlichen Verdienste erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universitäten Uppsala, Zürich und Oslo. Die Wissenschaftlerin erhielt 2013 die Auszeichnung „Order of the British Empire“ für ihre Beiträge zur Hochschulbildung. Sie war zuletzt Delegierte beim Weltwirtschaftsforum in Davos und gehörte dessen Beirat für die Fragen des Glaubens (Global Agenda Council on the Role of Faith) an. Sie hat zahlreiche Publikationen über Religion in modernen Gesellschaften vorgelegt, darunter das international stark beachtete Buch „The Spiritual Revolution“ (Die spirituelle Revolution, mit Paul Heelas, 2005), dem Untersuchungen christlicher und alternativer Formen von Spiritualität in der englischen Stadt Kendal zugrunde liegen. Hinzu kommen Arbeiten wie „A Sociology of Religious Emotion“ (Eine Soziologie des religiösen Gefühls, mit Ole Riis, 2010) und „That Was The Church That Was: How the Church of England Lost the English People“ (Das war die Kirche, die war: Wie die Kirche von England das englische Volk verlor, 2016). Prof. Woodhead studierte Theologie und Religionswissenschaften an der University of Cambridge und spezialisierte sich auf empirische Kultur-, Religions- und Werteforschung.

    „Linda Woodhead befasst sich in ihren Forschungen mit Säkularisierung, Religion und Gender sowie mit dem Zusammenhang zwischen Religion und Emotion“, sagt der Sprecher des Exzellenzclusters, Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack. „Diese Schwerpunkte bieten zahlreiche Schnittmengen mit den Themen des Exzellenzclusters.“ Besonders hervorgetreten sei die Wissenschaftlerin durch ihre These von der „spiritual revolution“ (spirituelle Revolution). „Sie beschreibt damit einen Formenwandel des Religiösen in modernen Gesellschaften, durch den neue individualistische und synkretistische Religionsformen an Bedeutung gewinnen und mehr und mehr an die Stelle rückläufiger kirchlicher Bindung treten“, erläutert Prof. Pollack.

    „Mit ihrer langjährigen Erfahrung in der interdisziplinären Forschung über Religion und Gesellschaft ist Linda Woodhead eine große Bereicherung für den Exzellenzcluster“, hebt Prof. Pollack hervor. Von 2007 bis 2012 leitete die neue Blumenberg-Gastprofessorin den interdisziplinären Forschungsverbund „Religion and Society research programme” (Forschungsprogramm Religion und Gesellschaft), den das „Arts and Humanities Research Council und das „Economic and Social Research Council“ gefördert hat.

    Für das Sommersemester 2017 hat der Exzellenzcluster erstmals zwei Hans-Blumenberg-Gastprofessoren berufen: die Religionssoziologin Prof. Dr. Linda Woodhead und den Ethnologen Prof. Dr. Thomas Hauschild.

     

    Is ‘No Religion’ the New Religion? (Ist „keine Religion“ die neue Religion?) mit Soziologin Prof. Dr. Linda Woodhead, Lancaster University, 08.05.2017.
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  • Prof. Dr. Horst Dreier (Wintersemester 2016/2017)

    Prof Dr Horst Dreier Privat
    Prof. Dr. Horst Dreier - Hans-Blumenberg-Gastprofessor
    © privat

    Der Würzburger Rechtswissenschaftler und Rechtsphilosoph Horst Dreier übernimmt im Wintersemester 2016/17 die „Hans-Blumenberg-Gastprofessur“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. In öffentlichen Vorträgen und in seinen Forschungen in Münster befasst er sich mit „Herausforderungen des säkularen Verfassungsstaates“. Er erörtert dabei den „umkämpften Begriff“ der Säkularisierung und spricht über die Verfassungsgeschichte der Religionsfreiheit in Deutschland, die religiös-weltanschauliche Neutralität des Staates und die Frage nach sakralen Elementen im säkularen Staat.

    Horst Dreier, 1954 in Hannover geboren, ist Professor für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Würzburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Verfassungs- und Ideengeschichte sowie das Verhältnis von Recht und Religion. Von 2001 bis 2007 gehörte er dem Nationalen Ethikrat an. Der vielfach ausgezeichnete Forscher hat zahlreiche Publikationen in seinen Forschungsgebieten vorgelegt, darunter die Arbeiten „Säkularisierung und Sakralität. Zum Selbstverständnis des modernen Verfassungsstaates “ (2013), „Bioethik“ (2013), „Idee und Gestalt des freiheitlichen Verfassungsstaates“ (2014) und „Staatsrecht in Demokratie und Diktatur“ (2016), sowie einen dreibändigen, neu konzipierten Grundgesetz-Kommentar.

    Die Forschungen von Horst Dreier sind für viele im Exzellenzcluster vertretene Fächer von hohem Interesse: Seine rechtsphilosophischen Arbeiten machen ihn zum Ansprechpartner für die Philosophen, die rechts- und verfassungsgeschichtlichen Publikationen für Historiker. Die Beschäftigung mit der Rechts- und Staatssoziologie eröffnet den Dialog mit den sozialwissenschaftlichen Fächern. Zudem ist seine Art, Verfassungsrecht zu betreiben, stark politikwissenschaftlich informiert, so dass auch hier Synergieeffekte zu erwarten sind.

    Die Aufenthalte von Horst Dreier am Wissenschaftskolleg zu Berlin und am Max-Weber-Kolleg in Erfurt zeigen die Wertschätzung, die ihm die Wissenschaft entgegenbringt, seine Fähigkeit zum interdisziplinären Austausch sowie seine Hochschätzung dieser Wissenschaftsform.

     

    Herausforderungen des säkularen Verfassungsstaates mit Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Horst Dreier, 14.11.2016-05.12.2016.
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  • Prof. Dr. Lucian Hölscher (Sommersemester 2016)

    Der Bochumer Historiker Prof. Dr. Lucian Hölscher ist der erste Inhaber der „Hans-Blumenberg-Gastprofessur“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. Er befasst sich im Sommersemester 2016 in öffentlichen Vorträgen und in seinen Forschungen mit dem Reformationsjubiläum 2017 und der protestantischen Frömmigkeitskultur in Deutschland.

    Lucian Hölscher, geboren 1948, ist emeritierter Professor für Neuere Geschichte und Theorie der Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und Vorstandsmitglied des Käte-Hamburger-Kollegs „Dynamics of Religion Between Asia and Europe“ der RUB.

    Der Historiker gehört zu den international führenden Vertretern der Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte der Neuzeit und hat wichtige Impulse für eine Theorie der Geschichte gegeben. Zu seinen bedeutsamsten Werken zählt die Studie „Geschichte der protestantischen Frömmigkeit“, die den Wandel der protestantischen Frömmigkeit von der Reformation bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts beschreibt. Während der Gastprofessur in Münster wird Prof. Hölscher an seinem zweiten Band zur „Geschichte der protestantischen Frömmigkeit“ arbeiten.

    Die Forschungsergebnisse von Lucian Hölscher sind für die historischen und sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekte am Exzellenzcluster von hohem Interesse. Er verbindet die Untersuchung religiöser Semantiken, zum Beispiel von Vergangenheits-, Gegenwarts- und Zukunftsvorstellungen, mit der Analyse von sozialstrukturellen und politischen Veränderungen.

    Für viele Mitglieder des Exzellenzclusters, die in der Neuzeit- und Moderne-Forschung arbeiten, sind seine Arbeiten einschlägig. Aber auch in methodologischer Hinsicht, etwa was die wissenschaftstheoretische Reflexion von in den Geschichtswissenschaften gebrauchten Methoden angeht, bestehen viele Berührungspunkte zu laufenden Forschungsarbeiten am Exzellenzcluster.

    Protestantische Frömmigkeitskultur und das Reformationsjubiläum 2017 mit Historiker Prof. Dr. Lucian Hölscher, 12.04.2016-03.05.2016.
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