Hans-Blumenberg-Professur für Religion und Politik
Die „Hans-Blumenberg-Professur für Religion und Politik“ des Exzellenzclusters soll dazu beitragen, innovative Impulse aus der internationalen Forschung nach Münster zu bringen, und die interdisziplinäre Diskussion am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ vertiefen. Dem Verbund gehören rund 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mehr als 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern an. Seit dem Sommersemester 2016 werden renommierte Forscherinnen und Forscher aus wechselnden Disziplinen auf die Gastprofessur berufen, etwa aus der Geschichtswissenschaft, Soziologie, Ethnologie und Rechtswissenschaft.
Die Mitglieder des Exzellenzclusters arbeiten kultur- und epochenübergreifend, historisch und gegenwartsbezogen sowie bekenntnisneutral und bekenntnisgebunden. Damit ist Münster zu einem in Größe und Vielfalt herausgehobenen Standort für interdisziplinäre Religionsforschung geworden.
Die Hans-Blumenberg-Professur ist nach dem international viel gelesenen und interdisziplinär breit rezipierten Münsteraner Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996) benannt. Hans Blumenberg wirkte als Professor an der Universität Münster. Mit seinen Studien trug er wesentlich dazu bei, die Bedeutung des Begriffs der "Neuzeit" in geschichtswissenschaftlichen und philosophischen Diskussionen zu bestimmen. Er stellte die damals vorherrschende Säkularisierungstheorie in Frage, nach der theologische Deutungsmuster aus dem Mittelalter über den Umbruch zur Neuzeit hinweg im modernen Staat fortwirken.
In „Die Legitimität der Neuzeit“ vertrat Blumenberg die These, die Entstehung der Neuzeit sei als ein Akt der humanen Selbstbehauptung gegen die religiösen Absolutheitsansprüche spätmittelalterlichen Denkens zu interpretieren. Der Philosoph befasste sich in seinen begriffs-, geistes- und philosophiegeschichtlichen Arbeiten auch mit der Interpretation von Mythen und Metaphern. Blumenbergs Denken regt bis heute zu kontroversen, interdisziplinär geführten Diskussionen an.