Höchste Auszeichnung für Musikwissenschaftler
Cluster-Forscher Dominik Höink erhält Hermann-Abert-Preis der Gesellschaft für Musikforschung
Für seine herausragenden Forschungsarbeiten am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der WWU ist der Musikwissenschaftler Dr. Dominik Höink mit dem Hermann-Abert-Preis 2019 ausgezeichnet worden. In seinen Untersuchungen zur politischen Funktionalisierung von Oratorien im 18. bis 20. Jahrhundert werfe er einen neuartigen Blick auf die religiöse Musikgattung des Oratoriums, erklärte die Jury. „Es geht nicht um das traditionelle ‚Meisterwerk‘-Narrativ oder eine vorgebliche Linearität von Fortschritt, sondern um ein textlich-musikalisches-nationales Genre im Koordinatensystem von Konfession, Säkularisierung, Erinnerung und Gemeinschaft.“ Die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung gilt als eine der höchsten Ehrungen für Nachwuchs-Musikwissenschaftler bis 40 Jahre und wird in Anerkennung hervorragender Leistungen auf allen Gebieten der Musikwissenschaft vergeben. Die Preisverleihung fand auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung an der Universität Paderborn statt.
Dominik Höinks Forschungsarbeiten sind in den vergangenen zehn Jahren am Exzellenzcluster entstanden, an dem rund 200 Forschende aus 20 Fächern der Geistes- und Sozialwissenschaften fächerübergreifend zusammenarbeiten. Mit ihm werde ein Wissenschaftler ausgezeichnet, so die Jury weiter, der in seinen bisherigen Arbeiten „thematische Vielfalt und Originalität, gedankliche Frische sowie das Vermögen bewiesen hat, nicht nur im Kreis des eigenen Faches, sondern auch im intensiven Austausch mit anderen Disziplinen höchst produktive Impulse zu geben.“
Zu den ausgezeichneten Arbeiten zählt die Habilitationsschrift "Oratorium und Nation, 1914 - 1945. Studien zur Politisierung religiöser Musik in Deutschland“, die das Verhältnis des deutschen Nationalismus zur religiösen Musikgattung Oratorium untersucht. Höink befasste sich zudem mit den Aufführungen der Oratorien von Georg Friedrich Händel (1685-1759) im deutschsprachigen Raum sowie dem Zusammenspiel von religiöser Musikgattung und politisch-gesellschaftlichem Kontext in den Oratorien von Louis Spohr (1784-1859). Er rief auch die Online-Datenbank „Verzeichnis der deutschen Oratorien“ ins Leben, die einen Überblick über das deutsche Oratorienrepertoire des 19. und 20. Jahrhunderts bietet.
Dominik Höink, geboren 1981, studierte Musikwissenschaft, katholische Theologie und Psychologie in Münster. Am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ leitete er von 2008 bis 2018 das Forschungsprojekt „Politisch-nationale Stoffe und geistlich-religiöse Form – Das Oratorium vom 18. bis zum 20. Jahrhundert“ und ist seit 2009 Lehrbeauftragter an der WWU. 2011 wurde er in das „Junge Kolleg“ der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste in Düsseldorf aufgenommen und 2014 mit dem Internationalen Händel-Forschungspreis ausgezeichnet. An der Folkwang Universität der Künste in Essen vertritt Höink seit Sommersemester 2017 die Professur von Prof. Dr. Andreas Jacob. (vvm/sca)