„Wahrheit in Vielfalt“
Buchvorstellung zur deutschen Ausgabe der Gifford Lectures von Perry Schmidt-Leukel
Unter dem Titel „Wahrheit in Vielfalt. Vom religiösen Pluralismus zur interreligiösen Theologie“ ist im Gütersloher Verlagshaus die deutsche Ausgabe der erweiterten Fassung der Gifford Lectures erschienen, die der Religionswissenschaftler und Theologe Perry Schmidt-Leukel 2015 gehalten hat. Das Buch basiert auf der amerikanische Originalausgabe, die 2017 unter dem Titel „Religious Pluralism and Interreligious Theology“ bei Orbis Books erschien. Die deutsche Übersetzung durch Monika Ottermann wurde von Schmidt-Leukel bearbeitet und autorisiert. Eine öffentliche Buchvorstellung findet am 2. Mai um 18.15 Uhr in der Evangelisch-Theologischen Fakultät, Raum 302, in Münster statt. Dabei spricht der evangelische Theologe Prof. Dr. Andreas Obermann von der Universität Bonn unter dem Titel „Wahrheiten der Religionen gemeinsam kommunizieren“ über die religionspädagogische Bedeutung des religiösen Pluralismus.
Die Einladung zu den Gifford Lectures im schottischen Glasgow gilt als eine der höchsten internationalen Auszeichnungen im Bereich von Religionswissenschaft, Religionsphilosophie und Theologie. Als letzte Deutsche erhielten diese Auszeichnung Annemarie Schimmel (1991-92) und Jürgen Moltmann (1984-85).
Schmidt-Leukel fasst in „Wahrheit in Vielfalt“ die Ergebnisse seiner Forschungen am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ zur Pluralismusfähigkeit der Religionen und zur interreligiösen Theologie zusammen. „‚Religiöser Pluralismus“ bezeichnet jene theologische Position, die andere Religionen als zwar verschiedene, aber dennoch gleichermaßen gültige und vielfach komplementäre Heilswege betrachtet.“ In seinem Buch zeigt Schmidt-Leukel, dass es heute innerhalb einer jeden großen Religion Entwicklungen zu einer solchen Position gibt. „Es liegt in der Konsequenz des religiösen Pluralismus, dass sich Theologie in Zukunft zunehmend in Form eines globalen interreligiösen Kolloquiums vollziehen wird.“ Zugleich besitze der religiöse Pluralismus auch bedeutsame politische Implikationen insofern religiöse Ansprüche auf Alleingültigkeit oder Überlegenheit häufig dem interreligiösen Konfliktpotential zugrunde liegen.
Die Möglichkeit einer interreligiösen Theologie wird nach Schmidt-Leukel dadurch befördert, dass die Strukturen religiöser Vielfalt nach seiner Auffassung „fraktale“ Züge aufweisen. „Das heißt, zentrale Unterschiede und Gegensätze zwischen den Religionen finden sich auch auf der Ebene inner-religiöser Vielfalt und sogar beim einzelnen Gläubigen wieder“. Diese in seinen Gifford-Lectures vorgestellte These finde inzwischen internationale Beachtung. Eine chinesische Übersetzung von Schmidt-Leukels Gifford Lectures ist in Bearbeitung.