Verflechtungen und Entflechtungen
Internationale Tagung des Exzellenzclusters über transkulturelle Prozesse
Mit Prozessen der transkulturellen Verflechtung und Entflechtung befasst sich eine englischsprachige Tagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. „Prozesse der Verflechtung stehen seit längerer Zeit im Fokus von Wissenschaftlern, die sich mit Globalgeschichte und postkolonialen Studien beschäftigen“, erläutert der Historiker Prof. Dr. Wolfram Drews vom Exzellenzcluster, der die Tagung organisiert. „Heute verschiebt sich das Interesse zunehmend auf Entflechtungsprozesse.“ Diese seien häufig jedoch auf ein bestimmtes Feld wie etwa die Politik beschränkt, während Verflechtungen in anderen Bereichen wie etwa religiösen Institutionen fortbestünden. Die Tagung trägt den Titel „Processes of Transcultural Entanglement und Disentanglement“ (Prozesse transkultureller Verflechtung und Entflechtung.) Sie findet vom 7. bis 9. Juni 2017 im Raum JO 101 im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters statt.
Einen Schwerpunkt der Tagung bilden Entflechtungsprozesse, die zunehmend in das Interesse der Forschung rücken. Die Wissenschaftler nehmen Konzepte und Begriffe wie „disassemblage“ (Auseinanderbrechen), „betrayal“ (Treuebruch), „purification“ (Reinigung) und „differentiaton“ (Ausdifferenzierung) in den Blick, um die Umgestaltung einzelner Elemente in spezifischen kulturellen und sozialen Kontexten zu erklären. Verflechtungsprozesse untersucht der Workshop aus zwei neuen Perspektiven: Zum einen widmen sich die Teilnehmer dem Gebrauch von Gegenständen, zum anderen befassen sie sich mit historischen Erzählungen, die Verflechtung und Entflechtung zum Gegenstand haben.
Religiös aufgeladene Objekte
„In vielen Fällen dienen Gegenstände als Grundlage für die Bildung von Gruppen oder Netzwerken; religiöse Autoritäten benutzen Artefakte wie Bücher, Handschriften, Gebäude, Kleidung oder Bilder, um ihre Legitimität zu erhöhen oder auch um sich von anderen abzugrenzen“, erläutert Prof. Drews. Der Rückgriff auf religiös aufgeladene Objekte führe zu „in-groups“ und „out-groups“, der alltägliche Gebrauch von Gegenständen könne Gruppen einander annähern oder sie auseinanderbringen. „Narrative von Entflechtung oder Verflechtung zeigen, wie Mitglieder verschiedener Kulturen von der Entstehung der eigenen Gruppe und ihrer Abgrenzung von ‚Anderen‘ erzählen. Solche Erzählungen können Akzeptanz, Leugnung und Neuinterpretation beinhalten oder sogar die Erfindung transkultureller Wechselwirkungen.“
Prof. Dr. Wolfram Drews leitet am Exzellenzcluster das Projekt C2-4 „Monarchische Herrschaft und religiöse Vergemeinschaftung“ und gehört der Arbeitsplattform „Transkulturelle Verflechtungen“ an. (ill/maz)