Neue Reihe „Musik und Religion“
Exzellenzcluster lädt zu Vorträgen und Konzerten der nächsten Ringvorlesung ein
Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ lädt im Sommersemester 2017 zur öffentlichen Ringvorlesung „Musik und Religion“ mit Vorträgen und Konzerten ein. Das Spektrum der neuen Reihe reicht von der Musik in Judentum, Islam und Hinduismus über die christliche Kirchenmusik bis zum Klavierlied des 19. Jahrhunderts und der Popmusik der Gegenwart. Zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung tritt das ästhetische Erleben hinzu: an einem Liederabend mit dem renommierten Bariton Benjamin Appl, in einer orthodoxen Vesper mit dem byzantinischen Kantorenchor München und in einem Konzert des Istanbuler Ensembles Ayangil mit Musik aus islamischer Tradition.
Die Vorträge untersuchen das vielschichtige Verhältnis von Musik und Religion seit der Antike bis heute, in Europa und Nordamerika, in Indien und im Nahen Osten. Sie sind vom 25. April bis 18. Juli dienstags um 18.15 Uhr im Hörsaal F2 des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22 in Münster zu hören, die Aufführungen in der benachbarten Petrikirche. Der Eintritt ist frei.
„Musik ist ein zentrales Element in den Ritualen zahlreicher Religionen der Welt“, erläutert Musikwissenschaftler Dr. Dominik Höink für die Veranstalter der interdisziplinären Reihe. „Ebenso vielfältig wie die religiösen Traditionen sind ihre klanglichen Elemente: von improvisierten, einstimmigen Gesängen über den Einsatz ritueller Instrumente bis zu hochartifiziellen mehrstimmigen Messkompositionen.“ Geschaffen zum Lobe Gottes sei religiöse Musik einerseits viele Jahrhunderte hindurch die dominierende Form künstlerischer Betätigung. Andererseits standen Priester und Religionsgelehrte der Musik mitunter skeptisch bis ablehnend gegenüber, weil sie ihre starke emotionale Wirkung fürchteten. „Gerade diese Wirkung aber macht sie zu einem zentralen Medium der Erzeugung, der Stärkung und der Artikulation von religiösen Gefühlen.“
Götter und Engel musizieren
Bisweilen seien es gar die Götter selbst oder Engel, die in der bildlichen Darstellung und in religiösen Texten musizierend auftreten und damit die besondere Bedeutung dieser Kunstform unterstreichen, führt der Wissenschaftler aus. Dementgegen sei Musik ebenso ein wirkmächtiges Mittel zur Verbreitung religionskritischer, gar anti-religiöser Positionen. „Schließlich wird Musik bisweilen selbst zur Religion, der Kunstgenuss zum Gebet und der eigentlich säkulare Aufführungsort zum Tempel.“ In der Ringvorlesung kommen Vertreterinnen und Vertreter der Fächer Musik-, Religions- und Islamwissenschaft sowie Theologie und Soziologie zu Wort.
Veranstalter der Reihe sind der Musikwissenschaftler Dr. Dominik Höink, die Islamwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Bauer und Dr. Monika Springberg-Hinsen, der katholische Theologe Prof. Dr. Clemens Leonhard und Viola van Melis, Leiterin des Zentrums für Wissenschaftskommunikation am Exzellenzcluster. Den ersten Vortrag am 25. April hält der Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack unter dem Titel „‚Begreifen, was uns ergreift‘. Das musikalische und das religiöse Erleben im Vergleich“. (vvm/ill)