Kirchenstatistische Zeitreihen von 1949 bis 2010

Sozioökonomisch ausgewertete Daten zu kirchlichem Leben in BRD und DDR

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Kirchenaustritte in Westdeutschland 1949-1989 in Prozent der Mitglieder
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Die Soziologen Prof. Dr. Detlef Pollack vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ und Dr. Michael Krüggeler, zuvor am Centrum für Religion und Moderne (CRM) der WWU tätig, haben im Forschungsprojekt „Kirchenstatistische Zeitreihen von 1949 bis 2010“ Datenmaterial zum kirchlichen Leben und Personal in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR zusammengetragen und mit Indikatoren sozioökonomischer Entwicklung in Beziehung gesetzt. Die Ergebnisse sind nun im Internet im GESIS-Datenarchiv „Zeitreihen zur Historischen Statistik“ (HiStat) des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften frei zugänglich.

Die Forschung sieht für den genannten Zeitraum den Langfristtrend eines „eklatanten Abbruchs religiöser Traditionen in beiden Konfessionen“, wie Soziologe Prof. Dr. Franz-Xaver Kaufmann in seinem Buch „Kirchenkrise. Wie überlebt das Christentum?“ von 2011 schreibt. Die verfügbaren Befunde deuten demnach nicht nur auf einen allgemeinen Rückgang von Kirchenbindung und christlicher Gläubigkeit hin, sondern auf einen spezifischen Zusammenhang mit modernisierenden Lebensbedingungen. Detlef Pollack und Michael Krüggeler haben diese Verbindung anhand der Daten für die jüngere Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und der (ehemaligen) DDR sichtbar gemacht. Die Wissenschaftler trugen eine Fülle von kirchenstatistischen Daten in Zeitreihen von 1949 bis 2010 zusammen und stellten sie mit ebenfalls in dieser Zeitreihe zusammengestellten Indikatoren sozioökonomischer Entwicklung in Verbindung.

Ost-West-Vergleichbarkeit

Die durchgängige Darstellung ermöglicht eine Vergleichbarkeit der Daten zum „Kirchlichen Leben“ und zum „Kirchlichen Personal“ der vergangenen 60 Jahre für beide christlichen Kirchen. Das Datenmaterial lässt auch einen fast durchgängigen Ost-West-Vergleich zu, der in dieser Form bisher nicht möglich war. Das Datenmaterial kann auch der zeithistorischen Forschung dienen, etwa für die Frage nach der Entwicklung der christlichen Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Zeit der deutschen Teilung und nach der Wiedervereinigung. Die Korrelation der kirchlichen Zahlen mit sozioökonomischen Variablen, die trotz des Systemunterschieds für beide deutsche Staaten Eingang in die Studie fanden, können darüber hinaus der religionssoziologischen Forschung mit ihren Fragen nach den sozioökonomischen Ursachen von De-Institutionalisierung, „Entkirchlichung“ und „Säkularisierung“ eine Hilfestellung bieten.

Träger des Projektes waren das Sozialwissenschaftliche Institut (SI) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover und das CRM. Dr. Michael Krüggeler hat es unter der Projektverantwortung von Prof. Dr. Detlef Pollack von 2013 bis 2015 bearbeitet. Die Studie ist als Datensatz zugänglich im GESIS-Datenarchiv „Zeitreihen zur Historischen Statistik“ (HiStat) unter der Rubrik „Bevölkerung“. Eine ausführliche Studienbeschreibung findet sich hier. Zur Einsicht in die Datentabellen ist eine Registrierung auf der Webiste von GESIS/HiStat notwendig. (CRM/maz/vvm)