Die Bedeutung von „Weltverbesserern“
Sozialethikerin Heimbach-Steins zur Rolle gesellschaftlich engagierter Menschen
Über gesellschaftlich Engagierte und „Weltverbesserer“ spricht die Sozialethikerin Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ im Buch „Wer, wenn nicht wir? Weltverbesserer und Querdenker im Gespräch“. Im Gespräch mit der Journalistin Bettina von Clausewitz bietet die Theologin aus Münster eine wissenschaftliche Einordnung des gesellschaftlichen Engagements von elf Persönlichkeiten, die im Buch zu Wort kommen, darunter der inzwischen verstorbene Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck, die Gründerin der Frauenrechtsorganisation medica mondiale, Monika Hauser, und der junge Umweltaktivist Felix Finkbeiner. Der Beitrag trägt den Titel „Den Horizont offen halten. Weltverbesserer sind wichtig für die ganze Gesellschaft“.
Die Wissenschaftlerin beschreibt verschiedene Motivationsmuster von sogenannten Weltverbesserern und legt Zusammenhänge zwischen diesen, der Gesellschaft und der Politik dar. Sie verweist außerdem darauf, wie wichtig im freiwilligen Engagement Mitstreiter seien: „Wer einen Missstand angehen oder aber etwas Gutes verstärken will, sucht sich Verbündete.“ Bei vielen Weltverbesserern könne man von einer Art Berufung sprechen, so Heimbach-Steins, wenn auch nicht unbedingt im religiösen Sinne. Zur Berufung werde derartiges Engagement, etwa als Klinik-Clown, durch Erfahrung: „Das ist zutiefst meins. Ich kann nicht daran vorbei. Es lässt mich nicht los.“
„Immer neue Gerechtigkeitslücken“
Die Sozialethikerin führt aus, „es entstehen immer neue Gerechtigkeitslücken. Darum braucht es auch immer Menschen, die seismografisch reagieren und eine besondere Sensibilität dafür haben, wo etwas schiefläuft.“ Diesen Persönlichkeiten sei gemeinsam, „dass sie über den Status quo hinausdenken und nach Möglichkeiten eines anderen, besseren Lebens suchen.“ Eine Gesellschaft im Wandel brauche innovative Anstöße, wie sie etwa eine Foodsharing-Initiative des Konsumkritikers Raphael Fellmer gebe oder die Öko-Unternehmerin Sina Trinkwalder, die mit Menschen arbeitet, die zuvor lange keine Anstellung fanden, sagt die Direktorin des Instituts für Christliche Sozialwissenschaft der WWU. (ill/vvm)