„Nymphen in vielerlei Gestalt“
Internationaler Workshop bündelt Facetten des frühneuzeitlichen Kulturphänomens
Mit Nymphen und ihren vielgestaltigen Erscheinungsformen in der frühneuzeitlichen Kultur befasst sich ein internationaler Workshop am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. „Bekannt aus der antiken Mythologie lassen sich Nymphen in der Frühen Neuzeit allerorts entdecken: in der Literatur, Kunst, Architektur und Musik, in diversen Kontexten, Diskursen und Genres“, sagt der mittel- und neulateinische Philologe Prof. Dr. Karl Enenkel vom Exzellenzcluster, der gemeinsam mit der Romanistin Prof. Dr. Anita Traninger von der Freien Universität Berlin zu dem Workshop einlädt. „Obwohl in zahlreichen Darstellungsformen verschiedenste Konzepte der Nymphe zu finden sind, ist ihre Bedeutung kaum je als eigenständiges Forschungsthema begriffen worden.“ Eine Ausnahme bilde die schriftliche Auseinandersetzung des deutschen Kunsthistorikers Aby Warburg (1866-1929) mit der florentinischen „Nympha“ als gestaltgewordene Leidenschaft, die allerdings 100 Jahre zurückliegt.
In der Frühen Neuzeit tauchten Nymphen auf in elegischer und lyrischer Dichtung, in Gründungsgeschichten sowie in mythologischen Abhandlungen, auf mythologischen Gemälden und in höfischer Haus- und Gartengestaltung. Auch wenn sie manchmal als prachtvoll gekleidete, adelige Jungfrauen aufträten, gehe die Faszination der Nymphen in der Regel von ihrer Nacktheit aus, so Prof. Enenkel. „Sie scheinen mit den ,natürlichen‘ Umgebungen, in denen sie unbekleidet frei herumstreifen, zu verschmelzen. Das steht im Kontrast zu den Anstandsregeln der Gesellschaften des 14. bis 18. Jahrhunderts, nach denen Frauen in der Öffentlichkeit unsichtbar zu sein hatten.“
Die Teilnehmer des Workshops aus Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Belgien und Deutschland entschlüsseln, was genau das Bild der Nymphe in verschiedenen Diskursen jeweils bezeichnet. Die Konzepte der Nymphe seien nämlich nicht nur zahlreich, so Prof. Enenkel, sondern stünden sich zuweilen gegensätzlich gegenüber: Sexualität und Keuschheit, Gewalt und Empathie, Urbanität und Natur. Die Vorträge untersuchen darum ganz unterschiedliche Typen von Nymphen, von der gefährlichen, männervergewaltigenden Nymphe Salmacis bis hin zur klagenden Nymphe in der Musik der Renaissance. Angesichts dieser Vielfalt soll es darum gehen, einen gemeinsamen Nenner des Nymphen-Konzepts zu finden, bzw. ein Konzept, das geeignet ist, die spezifischen Funktionen der einzelnen Erscheinungsformen differenzierend zu benennen.
Der Workshop trägt den Titel „Nymphs in Early Modern Culture“. Die 17 Vorträge in englischer Sprache finden vom 28. bis 29. Januar im Hörsaalgebäude, in Raum JO 101, in der Johannistraße 4 statt. Um Anmeldung bitten die Veranstalter bis zum 21. Januar unter der Mailadresse nymphs2016@uni-muenster.de . (mit/ska)