Über Pilgerströme nach Rom

Heisenberg-Stipendiat Mariano Barbato über politische Wirkungen des Pilgerns

News Vortrag Politische Wirkungen Des Pilgerns
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Über Pilgerströme nach Rom und Pilgerreisen von Päpsten in der Gegenwart spricht der Passauer Politikwissenschaftler PD Dr. Mariano Barbato am Centrum für Religion und Moderne (CRM) der Universität Münster. Der öffentliche Abendvortrag trägt den Titel „Wie viele Legionen hat der Papst“. Der Wissenschaftler stellt darin sein gleichnamiges Forschungsprojekt vor, in dem er seit Herbst am CRM die soziale Praxis des Pilgerns und ihre politischen Folgen erforscht. Anhand von „Papstpilgern und Pilgerpäpsten“ analysiert er transnationale Identitätskonstruktionen und die politische Handlungsfähigkeit in den Transformationen der (post-)säkularen Moderne. Die Fallstudie, die Barbato im Rahmen eines Heisenberg-Stipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) durchführt, soll nach seinen Worten zeigen, wie das Papsttum eine religiöse Form der Pilgerschaft erfand, um eine neue Vorstellung gläubiger Gemeinschaft zu schaffen. Der Vortrag findet am 4. November um 18:00 Uhr im Seminarraum Kth 1 der Katholisch-Theologischen Fakultät statt.

Der Forscher untersucht, „wie Pilger die öffentliche und politische Beständigkeit einer religiösen Gemeinschaft im Prozess der Modernisierung sichern und wie sie öffentliche Diskurse und politische Entscheidungen beeinflussen können“. Pilgern ist nach seiner Einschätzung eine soziale Praxis, die Gläubige sichtbar werden lässt und die Umwandlung geistlicher in politische Macht ermöglicht. Potenziert durch die Medien erzeugten die Pilgerströme eine soziologische Grundlage für den Wiederaufstieg des Heiligen Stuhls in der Weltpolitik. „Die Pilger sind die sichtbar paradierenden Legionen des Papstes. Pilgerschaft ist eine besondere Parade, weil es eine Identitätskonstruktion auf der Basis von Erfahrung, Diskurs und Vorstellung erlaubt.“ Durch die Erfahrung der Pilgerschaft und die Narrative, die für wahr gehalten und während und nach einer solchen Pilgererfahrung interpretiert und vermittelt würden, so Barbato, werde die Identität von Individuen und Gemeinschaften stabilisiert und könne wieder- oder neuerfunden werden.

Die Fallstudie im Feld der Politischen Soziologie der Internationalen Beziehungen geht dem Wissenschaftler zufolge davon aus, dass Handlungsfähigkeit, Praxis und Identität zentrale Transformationsfaktoren darstellen. Die Rolle der Religion wird eingebettet in das breitere Thema politischer Zugehörigkeit und der Frage, wie eine soziale Praxis Ideen in Macht verwandeln kann. „Die Rolle einer religiösen Gemeinschaft in einer säkularen Umgebung, hier des Papsttums in Europa, dient als kritischer Testfall für Akteurs-Qualität und Handlungsfähigkeit.“

Mariano Barbato ist Privatdozent an der Universität Passau. Das CRM an der Universität Münster ist im Rahmen des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ entstanden, um dem neuen Schwerpunkt der Religionsforschung in den Rechts- und Sozialwissenschaften der WWU Rechnung zu tragen. Es bündelt und organisiert die rechts- und sozialwissenschaftlichen Forschungen über Religionen in der Moderne. (CRM/vvm)

Öffentlicher Vortrag „Wie viele Legionen hat der Papst. Der Einfluss der Papstpilger und Pilgerpäpste auf die politische Rolle des Heiligen Stuhls“, 4. November 2015, 18:00 Uhr
Katholisch-Theologischen Fakultät
Johannisstraße 8-10
Seminarraum Kth 1