Die litauische Kirche im 20. Jahrhundert
Öffentlicher Vortrag von Historiker Arūnas Streikus aus Vilnius am Exzellenzcluster
Zur Geschichte der katholischen Kirche in Litauen im 20. Jahrhundert spricht der Historiker Dr. Arūnas Streikus von der Vilnius Universität am 22. April am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Der öffentliche englischsprachige Abendvortrag des Forschers, der der Litauischen Katholischen Akademie der Wissenschaften angehört, trägt den Titel „Catholicism in Twentieth Century Lithuania: between Democracy and Totalitarianism“ („Katholizismus im Litauen des 20. Jahrhunderts: Zwischen Demokratie und Totalitarismus“). Streikus will darin die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Litauen in den Blick nehmen, sowie das Verhältnis der litauischen katholischen Kirche zur deutschen Besatzung im sowie zur Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Vortrag beginnt um 18.15 Uhr im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Johannisstraße 4, Raum JO 101.
Streikus ist auf Einladung von Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf und Zeithistoriker Prof. Dr. Thomas Großbölting im April zu Gast am Exzellenzcluster. Die Forschungen des Gastwissenschaftlers, der sich schwerpunktmäßig mit dem Verhältnis von Kirche und Staat im 20. Jahrhundert befasst, bieten viele Anknüpfungspunkte an die Themen des Forschungsverbunds und an Arbeiten von Prof. Wolf und Prof. Großbölting. Die litauische Kirche habe es im 20. Jahrhundert gleich mit zwei kirchenfeindlichen Besatzungsregimes zu tun gehabt, dem nationalsozialistischen Deutschland und der Sowjetunion, erläutert Arūnas Streikus.
Der Historiker ist seit mehreren Jahren auch im Austausch mit den Forschern des Münsteraner Langfristvorhabens „Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917 bis 1929)“ unter Leitung von Prof. Wolf, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert. Die Wissenschaftler veröffentlichen die Berichte, die der spätere Papst Pius XII. aus München und Berlin an den Vatikan schrieb. Dessen Blick reichte weit über Deutschland hinaus, wie Prof. Wolf darlegt. So habe Pius XII. auch entscheidenden Einfluss auf die katholische Kirche im unabhängig gewordenen Litauen nach dem Ersten Weltkrieg gehabt, da der Kontakt der litauischen Bischöfe mit der Römischen Kurie im Wesentlichen über ihn gelaufen sei. „Schon dieses Beispiel zeigt: Die internationale Vernetzung ist für die Forschung über einen Global Player wie den Heiligen Stuhl unverzichtbar“, betont Prof. Wolf.
Streikus, der vom 20. bis 24. April am Exzellenzcluster zu Gast ist, ist unter anderem Herausgeber der Reihe „Fontes Historiae Lituaniae“, in der im vergangenen Jahr eine umfangreiche Edition litauischer Dokumente in den vatikanischen Archiven erschienen ist. (exc/han/vvm)