Über den Zusammenhang von Strafrecht und Religion im Iran spricht der Gastwissenschaftler Seyed Bahman Khodadadi des Exzellenzclusters „Religion und Politik“. Der öffentliche Vortrag des iranischen Juristen und Sozialwissenschaftlers in englischer Sprache am Mittwoch, 1. Juli, trägt den Titel „Criminal Law and Religion in Iran“. Der Vortrag ist von 18.15 bis 19.45 Uhr im Juridicum der Universität Münster, Hörsaal J1, Universitätsstraße 14-16, zu hören. Am Exzellenzcluster untersucht der Wissenschaftler von der Allame Tabatabai University in Teheran noch bis März 2016 den Einfluss des theokratischen Staatswesens auf das Strafrecht im Iran. In theokratischen Systemen sind Religion und Politik Rechtswissenschaftlern zufolge teilweise kurzgeschlossen und religiöse Normen werden mit Hilfe der Staatsmacht durchgesetzt.
Zu den Forschungsinteressen Seyed Bahman Khodadadis gehören das Verhältnis von Religion und Strafrecht sowie die Soziologie des Strafrechts. Er führt in Münster seine Fallstudie weiter und analysiert, inwiefern ein theokratischer Staat Regeln, Prinzipien und Gesetze beeinflussen kann. Dazu untersucht der Wissenschaftler den Einfluss verschiedener politischer Strukturen – etwa (islamisch)-republikanischer, sozialistischer, demokratischer und liberalistischer Staatsformen – auf das Strafrecht. Zugleich prüft er vergleichbare Auswirkungen sozialer Strukturen wie Kulturen und Subkulturen, Traditionen und Bräuche, Denkschulen, Philosophien und Religionen.
Mit seiner Studie will der iranische Jurist eine Forschungslücke schließen und dabei auch die Entwicklungen und Umwälzungen der vergangenen Jahre in zahlreichen arabischen Ländern einbeziehen. Die Rechtswissenschaftler Dr. Bijan Fateh-Moghadam und Prof. Dr. Thomas Gutmann haben Khodadadi an den Exzellenzcluster eingeladen, um sein Forschungsprojekt mit ihren thematisch eng verbundenen Arbeiten im Cluster-Projekt A2-7 Pluralismus und Normbegründung in der Moderne zu verknüpfen und als Kontrastfolie zu nutzen. (ska)