Leibniz-Preis-Forschungsstelle ALEA eröffnet
Projekt beleuchtet arabische Literatur und Rhetorik von 1100-1800
Das Leibniz-Preis-Forschungsprojekt „Arabische Literatur und Rhetorik Elfhundert bis Achtzehnhundert“ des Arabisten Prof. Dr. Thomas Bauer ist feierlich eröffnet worden. Es erforscht die arabische Literatur und Rhetorik der späteren Jahrhunderte, die bislang weitgehend vernachlässigt wurden, wie der Leibniz-Preisträger erläuterte. „Grund dafür ist die dominante, ursprünglich westlich-kolonialistische, aber von arabischen Eliten rasch übernommene Vorstellung, einem frühen „Goldenen Zeitalter“ sei eine lange Zeit der Stagnation und des Niedergangs gefolgt, bis im 19. Jahrhundert das islamische Dornröschen von den westlichen Kolonialmächten wachgeküsst wurde.“
Dieses Dekadenzkonzept sei nicht nur unzutreffend, sondern habe bis heute politisch manifeste Folgen in arabischen Ländern. „So macht etwa die Fixierung auf ein ‚Goldenes Zeitalter‘ eine Anknüpfung an die Geschichte problematisch und begünstigt ideologische Verzerrungen verschiedenster Art.“ Vor allem aber stünden diese Vorurteile der Rezeption ganzer literarischer Epochen im Wege, „in denen einige der faszinierendsten literarischen arabischen Texte verfasst wurden“. Zahlreiche Schlüsseltexte dieser Zeit seien noch nicht ediert, geschweige denn Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden. „Eine bessere Kenntnis der Literatur und Rhetorik dieser Zeit wird unser Verständnis der arabischen Literaturgeschichte sowie der islamischen Kulturgeschichte wesentlich verändern“, so Prof. Bauer.
Prof. Bauer hatte den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 2013 für seine Forschungen zur arabischen Dichtung, zur Literatur der Mamluken- und Osmanenzeit erhalten. Der Wissenschaftler verbinde „auf vielleicht weltweit einmalige Weise die philologische Interpretation und Edition von Texten mit einem ebenso breiten wie innovativen kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Ansatz“, begründete die DFG die Entscheidung. Thomas Bauer werde zudem mit der (Wieder-)Entdeckung des Islam als einer „Kultur der Ambiguität“ verbunden. Am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ leitet er das Forschungsprojekt B2-3 Am Schnittpunkt der Diskurse. Ibn Nubata al-Misri (1286-1366) und die Kultur der Ambiguität. Im Rahmen der Eröffnungsfeier sprach Arabist Prof. Dr. Geert Jan van Gelder von der University of Oxford über das Thema „How To (Mis)behave In Society: Ibn Makanis (d. 1392) and his poem ‘The Prop of Any Fop and the Road to Take by Any Rake’”. (bhe)