Ambiguitätstoleranz im Islam

Forschungen des Arabisten Thomas Bauer in den Medien

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Prof. Dr. Thomas Bauer

In der Debatte über Islam und Islamismus befasst sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einem Leitartikel „Bedrohung Islam?“  mit dem Verhältnis des Islams zur Gewalt. Darin verweist F.A.Z.-Autor Rainer Hermann auch auf Forschungen des Islamwissenschaftlers und Leibniz-Preisträgers Prof. Dr. Thomas Bauer vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“, in denen der Arabist den Begriff der Ambiguitätstoleranz auf die Zeit des klassischen Islams angewendet hat. Die Vielfalt der Diskurse, etwa bei der Koranauslegung, seien zur damaligen Zeit „nicht ein Ärgernis, sondern ein selbstverständlicher Teil des Alltags“ gewesen, referiert Hermann Bauers Studie. „Die Muslime vernichteten diese Ambiguität erst während ihres Modernisierungsprozesses. Denn erst in der täglichen Auseinandersetzung mit dem überlegenen Westen entstand das Bedürfnis nach der einen starken Wahrheit.“

In der Studie „Die Kultur der Ambiguität“ aus dem Verlag der Weltreligionen hat Prof. Dr. Thomas Bauer „Eine andere Geschichte des Islams“ skizziert, wie es im Untertitel heißt. Der Forscher beleuchtet rund eintausend Jahre arabisch-islamischer Kulturgeschichte – von Religion, Recht und Politik über Literatur und Kunst bis zum Umgang mit Sexualität und Minderheiten. Er kommt zu dem Ergebnis, dass der Islam über Jahrhunderte viel toleranter gegenüber unterschiedlichen Werten und Wahrheitsansprüchen war, als der Westen meine. In einer Kultur der Ambiguität hätten arabisch-islamische Gesellschaften Normen, die einander widerstreiten, nebeneinander stehen lassen.

Über Ambiguitätstoleranz im Islam sprach Thomas Bauer auch mit der Wiener Zeitung „Die Presse“ . Er gab das Interview aus Anlass eines Vortrags, den er bei der Auftaktveranstaltung zur „Ouverture spirituelle“ der Salzburger Festspiele hielt. Der Wissenschaftler leitet am Exzellenzcluster das Projekt B2-3 Am Schnittpunkt der Diskurse. Ibn Nubata al-Misri (1286-1366) und die Kultur der Ambiguität . 2013 wurde er für seine Forschungen zur Kultur- und Mentalitätsgeschichte der arabisch-islamischen Welt sowie zur klassischen arabischen Literatur mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis ausgezeichnet. Auch der islamische Theologe vom Exzellenzcluster und Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT), Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, sprach in Salzburg. (vvm)