„Lexikon des Dialogs“
Religionswissenschaftler Schmidt-Leukel zum ersten christlich-islamischen Lexikon
Zum ersten christlich-islamischen Begriffslexikon hat Religionswissenschaftler Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ mehrere Artikel beigetragen. Das Nachschlagewerk, das auf mehr als 850 Seiten gut 600 Stichworte versammelt, ist unter dem Titel „Lexikon des Dialogs. Grundbegriffe aus Christentum und Islam“ im Herder Verlag erschienen. Christliche und islamische Wissenschaftler haben damit in siebenjähriger Arbeit erstmals ein gemeinsames Lexikon über ihre Religionen geschrieben.
Das Lexikon zeichnet insbesondere aus, dass es zu den allermeisten Stichworten jeweils zwei Artikel gibt, wie Prof. Schmidt-Leukel erläutert. Je ein Artikel ist aus islamischer Sicht verfasst, einer aus christlicher Sicht, jeweils von einem islamischen und christlichen Autor. „Jeder Leser kann auf diese Weise selbst die Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen“, so der Wissenschaftler. „Das trägt nicht nur dazu bei, Sprachbarrieren und Missverständnisse zu reduzieren. Es zeigt auch, dass es viele Themen gibt, die beiden Religionen gemeinsam sind, auch wenn sie diese jeweils aus einer unterschiedlichen Perspektive betrachten.“
Aufgenommen wurden nicht nur Themen, die die Glaubenslehren, Praktiken, ethischen und politischen Vorstellungen beider Religionen betreffen, sondern auch das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen zueinander, wie zum Beispiel „Kreuzzüge“, „Dschihad“, „Islamismus“ und „Islamophobie“, oder ihr Verhältnis zur modernen Welt, wie „Aufklärung“, „Evolution“, „Religionsfreiheit“ oder „Toleranz“. „Auch besonders heikle Themen, etwa das Verhältnis beider Religionen zum Judentum, fehlen nicht“, so Schmidt-Leukel. „Einige Artikel lassen einen durchaus selbstkritischen Blick auf die eigene religiöse Tradition erkennen.“ 24 christliche und 54 islamische Theologen sowie Religionswissenschaftler haben am Lexikon mitgewirkt. „Dadurch wird die große Vielfalt innerhalb beider Religionen zumindest andeutungsweise sichtbar, auch wenn die islamischen Autoren alle aus der Türkei und die christlichen aus Deutschland stammen“, sagt Prof. Schmidt-Leukel. Das Lexikon sei verständlich geschrieben und richte sich nicht nur an Fachleute, sondern auch an Lehrer und Schüler, Kulturschaffende sowie Verantwortungsträger in Verwaltung, Wirtschaft und Politik.
Die Eugen-Biser-Stiftung des Münchner Religionsphilosophen Prof. Dr. Eugen Biser, der sich seit langem im interreligiösen Dialog engagiert, hat das Lexikon initiiert. Hauptherausgeber ist der emeritierte Münchner Professor für christliche Philosophie Dr. Richard Heinzmann. Das Buch ist in deutscher und türkischer Sprache erschienen, eine Übertragung ins Englische ist in Vorbereitung. Das Buchprojekt wurde von der Europäischen Union und vom Bundesinnenministerium gefördert.
Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel leitet am Exzellenzcluster das Forschungsprojekt C2-16 Interreligiöse Theologie. Für das Lexikon verfasste er zwölf Beiträge, darunter den Eintrag „Theologie der Religionen“ sowie Artikel zu Fragen der Gotteslehre und Gottesvorstellungen. (exc/KNA/bhe)
Hinweis: Richard Heinzmann in Zusammenarbeit mit Peter Antes, Martin Thurner, Mualla Selçuk und Halis Albayrak (Hgg. im Auftrag der Eugen-Biser-Stiftung): Lexikon des Dialogs. Grundbegriffe aus Christentum und Islam. 1. Auflage, Freiburg 2013. Zwei Bde., Gebunden mit Schutzumschlag in Schuber 854 Seiten, ISBN 978-3-451-30684-6, 38 Euro
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