„Ein lästiges Hindernis?“

UN-Sonderberichterstatter Bielefeldt sieht neue Vorbehalte gegen Religionsfreiheit – Feier zur Eröffnung der zweiten Förderphase des Exzellenzclusters

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Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles, UN-Sonderberichterstatter Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, Historikerin und Sprecherin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger (v.r.)

Das Recht auf Religionsfreiheit steht nach Einschätzung von UN-Sonderberichterstatter Prof. Dr. Heiner Bielefeldt zunehmend unter Druck. „Selbst in der Menschenrechtsbewegung ist gelegentlich Skepsis zu hören, ob die Religionsfreiheit nicht eher ein lästiges Hindernis auf dem Weg zu einer diskriminierungsfreien Gesellschaft sei“, sagte er am Freitagabend in Münster. „Außerdem wird der freiheitsrechtliche Kern dieses Menschenrechts in Debatten der Vereinten Nationen von manchen Staaten ins Gegenteil verkehrt.“ In Europa verbreite sich diese Haltung besonders in akademischen Kreisen. Das habe zuletzt die Beschneidungsdebatte „mit ihrem ätzenden, religionsverachtenden Tonfall“ und „ihren populistischen Beschimpfungen“ offenbart. „Neu ist, dass die Religionsfreiheit so offen hinterfragt wird.“

In unzähligen Ländern der Welt würden bis heute Menschen wegen ihrer Religion ausgegrenzt, attackiert und vertrieben und ihre Gotteshäuser zerstört, betonte der Experte. Das reiche von der christlichen Orthodoxie über islamische Staaten bis zu buddhistischen und hinduistischen Gruppen. Vor diesem Hintergrund gelte es, weiter für die Religionsfreiheit und gegen wachsende Vorbehalte zu kämpfen. „Die Religionsfreiheit ist kein Recht, das eine religiöse Weltsicht privilegiert. Sie schützt alle Menschen. Dazu gehört auch das Recht, nicht zu glauben“, sagte der UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit.  Er sprach zur feierlichen Eröffnung der zweiten Förderphase des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ vor mehreren hundert Gästen.

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