„Ein historisch außergewöhnlicher Akt“

Sammelband zur Anerkennung der Religionsfreiheit auf dem Zweiten Vatikanum

Buchcover

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Mit der Anerkennung der Religionsfreiheit auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil befasst sich ein neuer Sammelband von Sozialethiker Prof. Dr. Karl Gabriel vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“. „Die katholische Kirche hat vor allem im 19. Jahrhundert und bis weit in das 20. Jahrhundert hinein bestimmte Freiheitsrechte wie die Religionsfreiheit entschieden abgelehnt und an der Idee eines konfessionellen Staates festgehalten“, so der Religionssoziologe. Der Schritt zur Anerkennung der Religionsfreiheit sei für die katholische Kirche eine enorme Herausforderung gewesen und habe einen historisch außergewöhnlichen Akt des Gewaltverzichts dargestellt.

Vor allem mit der Konzilserklärung „Dignitatis humanae – Über die Religionsfreiheit“ verabschiedete sich die Kirche nach Einschätzung des Wissenschaftlers von der Vorstellung eines „katholischen Staates“ und bestätigte damit lehramtlich die Trennung von Religion und Politik. Das Buch aus dem Paderborner Verlag Schöningh präsentiert Forschungsergebnisse des Cluster-Projekts C11 „Gewaltverzicht religiöser Traditionen“. Mitherausgeber sind die ehemaligen Projekt-Mitarbeiter Prof. Dr. Christian Spieß von der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) und Katja Winkler von der Universität Tübingen.

Ziel des Sammelbandes sei es, den politischen Gewaltverzicht der katholischen Kirche mit Hilfe von ausgewählten Texten als Lernprozess darzustellen, der zwischen Kontinuität und Diskontinuität unterschiedliche Interpretationen erfahren habe.  Der Band „Die Anerkennung der Religionsfreiheit auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil“ enthält die Enzyklika Pius IX „Quanta cura – Ãœber die Irrtümer der Zeit“, die Konzilserklärung „Dignitatis humanae“, die berühmte „Toleranzansprache“ von Papst Pius XII. aus dem Jahr 1953 sowie zentrale Beiträge zur Debatte um die Religionsfreiheit von Papst Benedikt XVI., John C. Murray, Reinhold Sebott, Walter Kasper, Ernst-Wolfgang Böckenförde, Arthur-Fridolin Utz, Josef Isensee, Pietro Pavan und Augustin Kardinal Bea. Die Texte werden jeweils von den Herausgebern eingeleitet und erläutert.

Bei der Veröffentlichung handelt es sich um den vierten Band der Reihe „Katholizismus zwischen Religionsfreiheit und Gewalt“. Dort sind bereits weitere Studien aus dem Cluster-Projekt erschienen: Der Sammelband „Religionsfreiheit und Pluralismus“ beschreibt das Verhältnis von Katholizismus und Religionsfreiheit, das Buch „Religion – Gewalt – Terrorismus“ geht der Frage nach der Verbindung von Religion und Terrorismus nach, und die Publikation „Modelle des religiösen Pluralismus“ bietet historische, religionssoziologische und religionspolitische Perspektiven auf den Umgang mit religiöser Vielfalt. Prof. Gabriel leitet in der zweiten Förderphase des Forschungsverbundes seit 2012 das Projekt C2-6 „Die Dialektik von Differenzierungsprozessen: Der Katholizismus in sich ausdifferenzierenden Gesellschaften des 19. Jahrhunderts“. (ska)

Hinweis: Karl Gabriel, Christian Spieß, Katja Winkler (Hgg.) Die Anerkennung der Religionsfreiheit auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Texte zur Interpretation eines Lernprozesses (=Katholizismus zwischen Religionsfreiheit und Gewalt, Band 4),Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag, 2013, ISBN: 978-3-506-77406-4, 287 Seiten, 36,90 Euro.

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