Das Land der Götter
Neuer archäologischer Führer stellt die antike Landschaft Kommagene in der Türkei vor
Ein neuer, reich bebilderter Band stellt die Geschichte und Archäologie der antiken Landschaft Kommagene im Südosten der Türkei vor. „Das zwischen den Taurusbergen und dem Fluss Euphrat gelegene ‚Land der Götter‘ ist ein beliebtes Reiseziel, besonders durch die eindrucksvollen Monumente und gewaltigen Grabmäler des Königs Antiochos I. auf dem Berg Nemrud Dag“, erläuterten die Autoren Prof. Dr. Engelbert Winter und Dr. Michael Blömer vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster (WWU) am Donnerstag in Münster. Das englischsprachige Buch richtet sich an Besucher der Region und an Menschen, die sich für deren Geschichte und Archäologie interessieren. Zugleich informiert der Band die Fachwelt über neue Forschungsergebnisse.
Der Band „Commagene. The Land of the Gods between the Taurus and the Euphrates“ stellt die antiken Denkmäler der Landschaft und ihre Bedeutung nach Regionen gegliedert dar. „Besonders interessant sind wohl die Beschreibungen von Denkmälern, die kaum oder noch gar nicht bekannt sind“, erläuterten die Experten. Neben einer allgemeinen Einführung liefern die Autoren neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur historischen Kulturlandschaft Kommagene.
Das antike Königreich Kommagene lag im Grenzgebiet zwischen dem Persischen und dem Römischen Reich. König Antiochos I., der von 69 bis 36 vor Christus herrschte, ließ sich von seinem Volk als Gott verehren und initiierte zur Unterstützung dieses Herrscherkults ein gewaltiges Bauprogramm. So entstanden zahlreiche Heiligtümer, Stelen und Inschriften. Nachdem die Kommagene im 1. Jahrhundert nach Christus in das römische Imperium eingegliedert wurde, verlor die Region zwar ihre politische, aber nicht ihre religionsgeschichtliche Bedeutung. Der Kult des in der Kaiserzeit in weiten Teilen der Mittelmeerwelt verehrten Soldatengottes Iuppiter Dolichenus hat im Süden der Kommagene seine Wurzeln.
Prof. Winter und Dr. Blömer forschen seit Jahren mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Südosten der Türkei. Neben den Ausgrabungen in der Kommagene arbeiten sie auch in Doliche, wo sie das heimatliche Heiligtum des Soldatengottes Iuppiter Dolichenus freilegen. Das Exzellenzcluster-Projekt C9 „Konkurrenz und Identität in polytheistischen Gesellschaften des antiken Kleinasien – Lokale Kulte zwischen Abgrenzung und Integration“ ist mit dem Grabungsprojekt in Doliche vernetzt. Schwerpunkt ist die Entwicklung von Lokalkulten zu Reichsreligionen. (ska/vvm)
Hinweis: Michael Blömer, Engelbert Winter: Commagene. The Land of the Gods between the Taurus and the Euphrates. An Archaeological Guide. Istanbul: Verlag Homer-Kitabevi 2011, ISBN: 978-9-944-48335-3 (372 Seiten).