Was bedeutet „Dschihad“?
Prof. Dr. Marco Schöller über die Vieldeutigkeit des Begriffs in Geschichte und Moderne
Über die verschiedenen Bedeutungen des Worts „Dschihad“ spricht Islamwissenschaftler Prof. Dr. Marco Schöller am Dienstag, 3. Mai, in der öffentlichen Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“. Der Titel seines Vortrags lautet „Wortgewalt, Kampf und Seelenheil: Warum es nicht den einen Dschihad gibt“.
„Das arabische Wort ‚Dschihad‘ gehört zu den meistdiskutierten, zugleich auch am meisten missbrauchten Begriffen, wenn in der westlichen Welt vom Islam die Rede ist“, erläutert Schöller. Der islamische Terrorismus der letzten Jahre hätte dafür gesorgt, dass viele westliche Beobachter den Dschihad ausschließlich als „Heiligen Krieg des Islams“ interpretieren, als der „Erzmakel der islamischen Religion“. „Viele Muslime betonen jedoch, Dschihad habe, recht verstanden, nichts mit Gewalt und Krieg, sondern mit dem Kampf des Menschen gegen seine niederen Instinkte, gegen die negativen Regungen seiner Seele zu tun“, so der Islamwissenschaftler. Schöllers Vortrag zeigt, welche weiteren Bedeutungen der „Dschihad“ in der Geschichte wie auch der Moderne innehat und wie diese Vieldeutigkeit das Verständnis des Begriffs innerhalb wie außerhalb des Islams erschwert.
Marco Schöller leitet am Exzellenzcluster das Projekt „Islamische Dschihâd-Konzeptionen in Vergangenheit und Gegenwart“. Die Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ beschäftigt sich im Sommersemester mit dem Thema „Religion und Gewalt – Erfahrungen aus drei Jahrtausenden Monotheismus“. Zu Wort kommen Vertreter unterschiedlicher Disziplinen wie Historiker, Germanisten, Theologen und Religionswissenschaftler. Die öffentlichen Vorträge mit anschließender Diskussion finden dienstags ab 18.15 Uhr im Hörsaal F2 des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22 statt. (han)