Beten vor der Schlacht
Historiker und Theologe spricht über den Zusammenhang von Krieg und Liturgie
Seit dem frühen Mittelalter bis in die Moderne ist eine Allianz von Krieg und Liturgie kaum zu übersehen. Das sagt der Theologe und Historiker Dr. Thomas Lentes vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Er spricht darüber am Dienstag in der Ringvorlesung „Religion und Gewalt“. Sein Vortrag trägt den Titel „Mit unsichtbaren Waffen gegen die sichtbaren Feinde. Krieg und Liturgie im Mittelalter“.
Mit Fasten, Almosen und Gebeten wurden Kriege vorbereitet, wie Dr. Lentes erläutert. „Vor Schlachten wurde gebetet, Heere und Waffen gesegnet, christliche Priester begleiteten die Kämpfenden in die Schlacht. Heiligenbilder, Reliquien und selbst die Eucharistie führten sie als Kampfes- und Siegeshelfer mit auf das Feld.“ Solche Vorstellungen herrschten nach den Worten des Wissenschaftlers bis ins 20. Jahrhunderte hinein.
In seinem Vortrag geht Dr. Lentes den Entwicklungen und vielfältigen Formen der Allianz von Liturgie und Krieg während des Mittelalters nach. Im Zentrum des Interesses steht für die Kreuzzugszeit die religiöse Deutung des Krieges als Ausdruck von göttlichem Zorn und Rache sowie die Sakralisierung des Krieges durch liturgische Handlungen und Deutungen. Schließlich fragt der Forscher, ob und wo die Liturgie Grenzen einer christlichen Legitimation von Gewalt zog und wie sie sich zwischen christlicher Weltverantwortung und Gewaltlegitimation verankerte.
Die Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ beschäftigt sich im Sommersemester mit dem Thema „Religion und Gewalt – Erfahrungen aus drei Jahrtausenden Monotheismus“. Zu Wort kommen Vertreter unterschiedlicher Disziplinen wie Historiker, Germanisten, Theologen und Religionswissenschaftler. Die öffentlichen Vorträge mit anschließender Diskussion finden dienstags ab 18.15 Uhr im Hörsaal F2 des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22 statt. (vvm)