Glänzende Schatzkunst

Expertentreffen in Köln zur Vorbereitung der Ausstellung „Goldene Pracht“

Reliquienkreuz, um 1090

Reliquienkreuz (Erphokreuz), um 1090, St. Mauritz, Katholische Kirchengemeinde, Münster

Zur Vorbereitung der Ausstellung „Goldene Pracht“ 2012 im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und der Domkammer in Münster treffen sich Mitte Juni Kunst- und Mittelalter-Historiker aus ganz Deutschland, Österreich und Frankreich an der Universität Köln. Die Tagung „Funktion und Gebrauch mittelalterlicher Goldschmiedekunst“ befasst sich mit einer breitgefächerten Auswahl von Schreinen und Reliquiaren sowie Chormantelschließen und Buchdeckeln. Die Experten untersuchen die vielfältige Verwendung der Exponate vom Gebrauchsgegenstand bis zum Andachtsobjekt. Dabei geht es um westfälische Kirchenschätze genauso wie den Dreikönigenschrein im Kölner Dom, den Reliquienarm der Beatrix von Holte oder Reliquienkreuze aus dem Schatz der Dominikanerkirche in Lüttich.

Die Ausstellung „Goldene Pracht – Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen“ wird vom 26. Februar bis 28. Mai 2012 in Münster erstmals herausragende Stücke mittelalterlicher Goldschmiedekunst des 10. bis 16. Jahrhunderts präsentieren, die in Westfalen in ungewöhnlich großer Zahl erhalten sind. Es werden mehr als 200 Exponate aus dem Fundus des LWL-Landesmuseums und des Bistums sowie zahlreiche internationale Leihgaben zu sehen sein. Die Ausstellung widmet sich dem Thema zum ersten Mal mit einem breiten interdisziplinären Ansatz. Kooperationspartner sind der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), das Bistum Münster und der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster.

Goldschmiedekunst genoss im Mittelalter eine große Wertschätzung, zum einen wegen der kostbaren Materialien und der hohen ästhetischen Qualität der Objekte, zum anderen wegen ihrer bedeutenden Rolle im kirchlichen und weltlichen Zeremoniell. Für das Allerheiligste, den Altar, das Sakrament und die Reliquien der Heiligen erschien nur edles Material angemessen, ebenso für die Insignien der Herrscher, Fürsten und Städte. Auch im Privaten fand Goldschmiedekunst Verwendung für Schmuck, Gefäße und Siegel. Dieser Bereich ist heute allerdings aufgrund der schlechten Überlieferungslage schwerer fassbar.

Die Tagung „Funktion und Gebrauch mittelalterlicher Goldschmiedekunst“ widmet sich dieser vielfältigen Verwendung von Goldschmiedewerken, in der Liturgie wie im Zeremoniell, als liturgischer oder privater Gebrauchsgegenstand, als Andachtsobjekt oder als Träger ständischer Repräsentation. Die Stiftung der kostbaren Werke zum kirchlichen Gebrauch resultierte aus der festen Überzeugung der Menschen, so Leistungen zu erbringen, die dem eigenen Seelenheil dienten. Die Tagung wird sich auch diesen Zusammenhängen widmen.

Veranstalter der Konferenz in Köln sind Prof. Dr. Susanne Wittekind und Dr. Stefanie Seeberg vom Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln, Dr. Petra Marx vom LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster und Holger Kempkens von der Abteilung Kunstpflege des Bistums Münster. (vvm/lwl)
 

Programm der Tagung „Funktion und Gebrauch mittelalterlicher Goldschmiedekunst“
16. bis 17. Juni 2011


Die Konferenz ist der dritte Teil der Reihe „Kunst und Liturgie“.

Ort: Hörsaal XXIII im WiSo-Gebäude der Universität zu Köln, Universitätsstraße 24, 50931 Köln

Donnerstag 16. Juni

  • 14.00-14.15 Petra Marx/ Holger Kempkens/ Susanne Wittekind/ Stefanie Seeberg: Begrüßung
  • 14.15-15.00 Albert Gerhards (Bonn): „Würdig und schön“ – Goldschmiedekunst im Dienst der Liturgie
  • 15.00-15.45 Birgitta Falk (Essen): Das Essener Kapitelskreuz
  • 16.15-17.00 Ulrike Surmann (Köln): Die Reliquienkreuze aus dem Schatz der Dominikanerkirche in Lüttich – Zum Stand der Forschung
  • 17.00-17.45 Hildegard Schäfer (Münster): Der Suitbertus-Schrein in Kaiserswerth und seine litur-gisch-funktionale Einbindung
  • 17.45-18.15 Dorothee Kemper (Hildesheim): Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom unter funkti-onalen Aspekten
  • Fahrt zum Kölner Dom/ Domschatzkammer
  • 18.30-20.00 Leonie Becks/ Dorothee Kemper: Führung im Kölner Domschatz und Domchor

Freitag, 17. Juni

  • 9.00-9.45 Pierre-Alain Mariaux (Neuchâtel): Gebrauchs- und Geschichtsspuren an mittelalterlichen Reliquiaren. Beispiele aus dem Schatz von St. Maurice d‘Agaune
  • 9.45-10.30 Bernadette Burchard (Münster): Westfälische Kirchenschätze im Mittelalter
  • 11.00-11.45 Petra Marx/ Münster: Stifterbilder in der mittelalterlichen Goldschmiedekunst
  • 11.45-12.30 Melanie Prange (Rottenburg): Der Reliquienarm der Beatrix von Holte
  • 14.00-14.45 Martina Junghans (Köln): Körperteilreliquiare im liturgischen Gebrauch
  • 14.45-15.30 Gia Toussaint (Hamburg): Die Ästhetik des Fragments. Ãœberlegungen zu Spolien und Reliquien in der mittelalterlichen Goldschmiedekunst
  • 16.00-16.45 Evelin Wetter (Leipzig/Riggisberg): Mittelalterliche Vasa Sacra im frühneuzeitlichen Ungarn und Siebenbürgen. Ihre Handhabung im konfessionellen Diskurs
  • 16.45-17.05 Marina Cremer (Köln): Niederrheinische Goldschmiedekunst im konfessionellen Spannungsfeld
  • 17.20-17.40 Jitka Ehlers (Köln): Intermediale Text-Bild-Verbindungen auf vasa sacra des Hoch-mittelalters
  • 17.40-18.00 Marika Halbach (Wien/ Köln): Das Triptychon von Alton Towers: Form und Funktion
  • 18.00-18.20 Birgitta Falk, Anke Freund (Essen): Werkstattbericht zum Theophanueinband