Heinrich Böll und Wolfgang Hildesheimer

Autorschaft im Spannungsfeld von Religion und Politik

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Mit dem Zusammenhang von Literatur, Religion und Politik befasst sich eine neue Veranstaltungsreihe des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Uni Münster und der Akademie Franz-Hitze-Haus. Sie startet Anfang Mai mit einem Workshop zu den Nachkriegsautoren Heinrich Böll und Wolfgang Hildesheimer. Böll, einer der wichtigsten Autoren der Bonner Republik, steht im Mittelpunkt eines Vortrags von Literaturwissenschaftler Dr. Christian Sieg vom Exzellenzcluster. Wieso der Autor noch heute als „Gewissen der Nation“ wahrgenommen wird, beleuchtet Sieg im Vortrag „Heinrich Böll. Engagement zwischen Religion und Politik“. Das Zusammenspiel von politischen und religiösen Aspekten in Bölls Prosa und die Kirchenkritik waren laut dem Forscher für die Inszenierung von Bölls Autorschaft entscheidend.

Der Büchner-Preisträger und Repräsentant der Gruppe 47 Wolfgang Hildesheimer zählt zu den weniger bekannten Nachkriegsautoren. Mit seiner Idee von Schuld befasst sich der Vortrag „Der Papst, der Katholizismus und die Schuldfrage“ von Literaturwissenschaftler Christoph Pflaumbaum aus Münster. Der Forscher untersucht im Workshop, wie der Autor vehement Kirche und Katholizismus kritisierte und sich damit auch in das öffentliche Leben einmischte. Die Frage der Schuld spielt bei dieser Kritik und der Biographie von Hildesheimer nach Einschätzung von Pflaumbaum eine große Rolle.

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Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf und Dr. Christian Sieg

Die Veranstaltungsreihe „Autorschaft im Spannungsfeld von Religion und Politik“, die die Germanistin Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf vom Exzellenzcluster und Gabriele Osthues vom Fachbereich Literatur der Akademie Franz Hitze Haus konzipiert haben, wird im Juni mit einem Workshop zu den Autoren Peter Handke und Arno Schmidt fortgesetzt. Im Rahmen der Zusammenarbeit des Exzellenzclusters mit dem Franz Hitze Haus findet Ende Mai zudem eine Tagung statt. Sie trägt den Titel „Autorschaft und Prophetie. Charisma, Heilsversprechen und Gefährdung“ und findet vom 27. bis 29. Mai statt. Für den Workshop „Heinrich Böll und Wolfgang Hildesheimer“ am 6. Mai im Franz-Hitze-Haus, Kardinal-von-Galen-Ring 50, können Interessierte sich beim Franz-Hitze-Haus telefonisch unter 0251-9818 416 oder per Mail (conlan@franz-hitze-haus.de) anmelden. Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf und Dr. Christian Sieg erforschen im Cluster-Projekt B10 das Thema „Autorschaft als Skandal“. (han)

Programm

Freitag, 6. Mai, Akademie Franz-Hitze-Haus, Kardinal-von-Galen-Ring 50
16:00 Begrüßung  
  Heinrich Böll Engagement zwischen Religion und Politik Dr. Christian Sieg, WWU Münster
16:45 Textlektüre zum Vortrag und Gespräche  
17:45 Wolfgang Hildesheimer, Der Papst, der Katholizismus und die Schuldfrage Christoph Pflaumbaum, M.A., WWU Münster
19:30 Textlektüre zum Vortrag, Gespräche und Zusammenfassung  

Die nächsten Termine der Reihe:

  • 24. Juni: Arno Schmidt und Peter Handke
  • 11. November: Antonio Tabucchi, Französische Autorinnen

Referenten:

  • Dr. Christian Sieg studierte Germanistik und Philosophie in Berlin und Minneapolis. Er promovierte an der Stanford University mit einer Arbeit über die Klassische Moderne. Zurzeit forscht er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
  • Christoph Pflaumbaum, M.A., studierte Germanistische Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, Neuere Geschichte und Philosophie an der Friedrich Schiller- Universität Jena und promoviert seit 2009 an der Graduate School „Practices of Literature“ an der WWU Münster. In seiner Dissertation befasst er sich mit Melancholiekonzepten bei Wolfgang Hildesheimer, Jean Améry und W. G. Sebald.