Zwischen taktischem Kalkül und gelebter Frömmigkeit
Welche Rolle spielte Relgion für den Adel der Frühen Neuzeit?
Das Potential des frühneuzeitlichen Adels für die Geschichtswissenschaft ist noch lange nicht ausgeschöpft. Davon sind die Teilnehmer des Arbeitsgesprächs „Adel in der Frühen Neuzeit“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ überzeugt. Im September trafen sich Nachwuchswissenschaftler aus ganz Deutschland in Münster, um über aktuelle Fragen der Adelsforschung zu diskutieren.
In Anlehnung an die zentralen Fragestellungen des Exzellenzclusters ging es dabei unter anderem um das Themenfeld „Adel und Religion“. Im Zentrum standen besonders Konversionen im Spannungsfeld von taktischem Kalkül und gelebter Frömmigkeit. Neben Aspekten individueller Religiosität diskutierten die Nachwuchswissenschaftler, welche Rolle die Konfession im Kontext adliger Herrschaft spielte.
In einer „Werkstatt Adelsgeschichte“ thematisierten die Teilnehmer Probleme der Quellenüberlieferung, verschiedene methodische Ansätze und theoretische Konzepte. Vor allem Urheberschaft und Authentizität von Briefen – als äußerst komplexe Medien adliger Kommunikation – sind aus Sicht des Historikers nur schwer greifbar. Zudem sprachen sich alle Teilnehmer für eine fächerübergreifende Anwendung von Theorien aus.
Des Weiteren standen „Erkenntnismöglichkeiten historisch-anthropologischer Fragestellungen“ auf der Tagesordnung – insbesondere das Verhältnis von Kollektiv und adligem Subjekt. Trotz Freiräumen individuellen Handelns identifizierte sich der einzelne Adelige stark über die eigene soziale Gruppe. Ebenso kam die Beziehung von Herrschaft und Geschlecht in ihren vielseitigen Facetten zur Sprache. (Lorenz Baibl, Florian Kühnel und Teresa Schröder)