Clusterprojekt zur Konfessionalisierung der Sprache in Augsburg
Wissenschaftler aus Münster bei der Jahrestagung des Internationalen Arbeitskreises "Historische Stadtsprachenforschung"
Sprachvariationen und Sprachwandel in der Stadt der Frühen Neuzeit stehen im Mittelpunkt einer Tagung an der Universität Augsburg. Prof. Dr. Jürgen Macha und Sarah Horstkamp stellen dort das Clusterprojekt C19 „Zwischen Religion und Politik: Konfessionalisierung der Sprache in der Frühen Neuzeit?“ vor.
Dessen Ziel ist es herauszufinden, ob sich Prozesse der Konfessionalisierung auf den schriftlichen Sprachgebrauch in der Frühen Neuzeit ausgewirkt haben. Die Sprachwissenschaftler gehen davon aus, dass geistliche und weltliche Autoritäten das Medium Sprache in das Machtspiel von Religion und Politik einbezogen, gerade in der Frühen Neuzeit und unter dem Aspekt von Reformation und katholischer Reform. Sie erforschen diese Einflüsse auf inhaltlicher und formaler Ebene. Dafür nehmen sie unterschiedliche Textsorten unter die Lupe, etwa historische Ratsprotokolle, Schulordnungen und Inschriften.
Gastgeber der Tagung ist die Philologisch-Historische Fakultät der Universität Augsburg. Bei dem Treffen handelt es sich um die Jahrestagung des Internationalen Arbeitskreises „Historische Stadtsprachenforschung“. Am 5. und 6. Oktober 2009 findet diese zum ersten Mal in Augsburg statt, organisiert vom Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Stephan Elspaß.
An der Tagung nehmen 60 WissenschaftlerInnen aus zwölf Ländern teil – von den USA bis Japan. Die große Zahl der TeilnehmerInnen – unter ihnen viele NachwuchswissenschaftlerInnen – spiegle das ungebrochene Interesse der nationalen und internationalen Linguistik an sprachhistorischen Fragen wider, heißt es in einer Ankündigung der Universität Augsburg.
In
17 Vorträgen und Projektberichten, die an den zwei Tagen auf dem
Programm stehen, werden Arbeiten zu hoch- und niederdeutschen Quellen,
aber auch Texten aus benachbarten germanischen Sprachen wie des
Niederländischen und des Luxemburgischen vorgestellt. Vorträge zur
Überlieferung (nieder)deutscher Quellen sowie Sprachkontaktsituationen
in Skandinavien, England, dem Baltikum und Russland dokumentieren
schließlich die europäische Dimension der deutschen Sprache in der
Frühen Neuzeit. (bhe)